Heute wurde ich von einer deutschen Lehrerin auf Stellensuche in der Schweiz gefragt, wie bei uns die Bewertung genau funktioniere?
Grundsätzlich haben wir ein Bewerungssystem mit Noten, wobei die Erst- und Zweitklässler nicht in allen Kantonen bewertet werden, sich dafür vermehrt auch selbst beurteilen müssen.
Die Noten bedeuten das, was folgt und halbe liegen dazwischen:
6: Qualitativ und quantitativ sehr gut
5: Gut, zweckentsprechend
4: Den Mindestanforderungen entsprechend
3: Schwach, unvollständig
2: Sehr schwach
1: Unbrauchbar oder nicht ausgeführt
(Deshalb sind wir dann immer so erstaunt, wenn unser Titeuf, ursprünglich ein Genfer, Prügel bezieht, weil er eine 6 hat. )
Um zu der Note zu kommen, werden Punkte verteilt. In den Berufsfachschulen sind die Aufgaben und Beurteilungsraster meiner Erfahrung nach klar. Die Formel zur Umrechnung Punkte auf Note lautet:
Erreichte Punktzahl x 5 [über] Gesamtpunktzahl + 1
Wenn jemand in einem Test also 42 von 50 Punkten erreicht, teile ich (42 x 5) durch 50 und erhalte 4.2. Dann zähle ich noch 1 dazu und erhalte 5.2. Eine 5.2 wird abgerundet, darum schreibe ich dem jemand eine 5 auf den Test. Hätte die Person eine 5.25 gehabt, wäre die Note auf 5.5 aufgerundet worden. Voilà.
Die Herausforderung ist also sicher nicht die Berechnung, sondern das Beurteilungsraster, wie hier in einem aktuellen Beispiel. Und der Auftrag, der damit übereinstimmen muss.
Neulich war ich sehr erstaunt auf einer Lehrerplattform zu lesen, es erleichtere die Korrekturarbeit, wenn man „klare Kriterien“ definiere. Das ist sicher so, aber Beurteilungskriterien sind kein Nice-to-have, sondern ein Must-have, für jeden der sich anmasst, Leute zu benoten. Ich zum Beispiel habe sehr lange und viel Hilfe (danke Markus und Kathrin!) gebraucht, bis ich mir als Quereinsteigerin zutraute, in der Berufskunde mündliche Noten zu vergeben. Noch vergesse ich meistens etwas – zum Glück mach‘ ich nicht E-Learing und kann reden mit den Klassen.