(Der rote Faden fehlt in meinen Notizen der letzten Wochen. Ich versuche immer wieder, die Notizbücher farblich zu trennen, aber schon nach wenigen Tagen stelle ich die Unmöglichkeit des Vorhabens fest und schreibe Französischvokabeln, To-do-Listen, Geschenkideen und einzelne Sätze aus dem Feuilleton durcheinander ins gleiche Heft. Heute konsultiere ich manchmal den WhatsApp-Verlauf, um überhaut zu wissen, was ich gedacht und gemacht habe und noch zu machen hätte.)
Nun gibt es zum Glück eine Menge Leute um mich herum, die effizenter sind und an denen ich mich hin und wieder orientieren kann.
Beispielsweise hat Hanjo mich mit seinem formidablen Typoscript über bloggende Lehrer/innen auf das ZUM-Wiki Lehrerblogs gebracht, welches mir schon gute Dienste leistete. Seine Veränderungen wiederum haben mich dran erinnert, dass auch bei mir solche anstehen: Ich höre nach 17 Jahren auf mit dem Unterrichten. Dies ohne diesen Teil lohnmässig zu ersetzten. Und ohne Illusion Freizeit, denn Zeitfenster in der Schule sind Schwämme, sie werden mit jeder Leerung saugfähiger. Aber ich brauche mehr Zeit für das konzentrierte Arbeiten und weniger Aufgaben gleichzeitig, bei denen es keine Fehlertoleranz gibt. Zum Beispiel vorgestern hatte ich Prüfungs- und Stundenplankorrekturen sowie Testergebniskontrollen der neuen Schulverwaltungssoftware gleichzeitig an einem Arbeitstag, an dem ich auch selber noch unterrichtet habe. Das ist für mich nicht zu schaffen. Wenn ich auch nur eine Räumlichkeit im zukünftigen Stundenplan falsch absegne, entstehen ein Rattenschwanz von Problemen und Arbeiten in anderen Abteilungen. Oder – bliebe es ganz unbemerkt – es steht ein Informatiklehrer im nächsten August in einem Schulzimmer ohne PCs und alle PC-Zimmer in allen sechs Schulhäusern sind besetzt. Wir planen knapp, so sind die Verhältnisse. Von falschen Personaleinsätzen oder mangelhaftem Informationsfluss, die Lehrpersonen dauerhaft beunglücken, gar nicht zu reden… Geschwindigkeit und Präzision schliessen sich meiner Meinung nach bei Arbeiten, die nicht Routine sind, einfach aus.
Dass es richtig ist, meine Unterrichtstätigkeit zu beenden, obwohl sich die meisten Lehrpersonen von ihren Vorgesetzen so eine wünschen, hat mir kürzlich eine meiner Lehrerinnen (ohne entsprechende Absicht) bestätigt. Sie studiert bewundernswerterweise neben Familie und Lehrerinnentätigkeit erneut, um ihren Master in Betriebswirtschaft zu machen. Aus der Prüfungsvorbereitungsphase sandte sie mir folgendes Foto:
Sie musste das auswendig lernen. Sie schrieb dazu, sie finde zu jedem Anspruch an die Führungsrolle ein Beispiel von mir, was ihr dies erleichtere. Das rührte und freute mich sehr – es ist ein Riesenkompliment. Aber eben auch die Erklärung, warum viele in Leitungspositionen in Schulen nicht mehr Schule geben.