Kleine Reflexion zu kurzer Stunde

Wie gestern beschrieben, habe ich heute ausserhalb der Planung das Thema Nürnberger Prozesse „eingeschoben“.
Ich hatte die Einführung über Aufarbeitung der Vergangenheit aus historischer und rechtlicher Perspektive bereits im Zusammenhang mit Armenien gemacht, ich musste nur noch anknüpfen. Aber wie es so geht im Lehrerinnenleben, dauerte das vorherige Thema länger und es blieben kaum 40 Minuten für die ganze Aktion. Doch wollte man immer alles, was nicht richtig aufgeht, abblasen, könnten Lehrpersonen gleich ihre Sachen packen.
Ich habe die SPIEGEL-Geschichte „Das Weltgericht“ verteilt, weil die leicht zu lesen ist. Dazu habe ich ein ganz einfaches Arbeitsblatt abgegeben. Das Lernziel war, klüger und für die Probleme und Chancen internationalen Rechts sensibler zu werden. Wir haben eine Zeit vereinbart, zu der ich das Thema mit einem Schlusswort zu den Aktualitäten und Neuerscheinungen abrunden würde.
Es gab drei Möglichkeiten, alle in Einzelarbeit.
Niveau 1: Zweieinhalb Seiten lesen und Fragen 1-5 des Arbeitsblattes beantworten.
Niveau 2: Vier Seiten lesen und Fragen 1-11 beantworten.
Niveau 3: Den zwölfseitigen Artikel lesen und die Fragen beantworten, die einen interessieren.
Mit den eher Langsamen habe ich persönlich kurz über die Ziele gesprochen. Eine Lernende hatte den Artikel bereits gelesen, auch das kommt vor. Ihr habe ich den neusten SPIEGEL zur Lektüre gegeben, unter anderem wegen der mehrheitlich empörten Leserbriefe.
Gelungen:

  • Interesse geweckt.
    Ruhige, konzentrierte Stimmung.
    Fast alle haben (gerne) Fragen beantwortet.
  • Missraten:

  • Zeitplan.
    Erfolgskontrolle (Feedback).
    Abschluss (zu gehetzt).
  • Gelangweilt hat sich glaub‘ ich niemand, immerhin. Selber bin ich zufrieden, wenn nur eine/r oder zwei gemerkt haben, dass diese Probleme nicht „von damals“ sind. Dass juristische Haftbarkeit nicht dort am geringsten sein darf, wo die Macht am grössten ist. Lernende reagieren nicht besonders gut auf gewichtige Problemstellungen. Aber sie reagieren auf Grundsatzfragen der Gerechtigkeit, deshalb lohnt sich der Aufwand.

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