Liebe Lisa Rosa
Ich habe deinen Artikel „Der Untergang“: Unterricht über ein schwieriges Thema gelesen. Er ist ausgezeichnet. Ich bewundere, wie genau und sachlich du an das Thema herangehst und ich bewundere deine Gabe zu reflektieren. Mein einziger kleiner formaler Tipp wäre, die Namen der Lernenden nicht abzukürzen, sondern zu ändern. Das ist lesefreundlicher.
Ich habe schon lange nicht mehr so viel aus einem Artikel über das Unterrichten gelernt:
1. Deine Erkenntnisse im ersten Abschnitt „das Problem“ treffen einen wunden Punkt unseres Unterrichtens. Deine Schlussfolgerung, dass Lernende durch Kommunikation lernen wollen und nicht durch das Beantworten von Fragen, bringt es auf den Punkt. Wir müssen den Unterricht dahingehend verändern. Aber in der Folge müssen wir auch die Bewertung und die Erfolgskontrolle anpassen und das ist sehr schwierig. (Im Kanton Bern ist 2004 eine grosse Reform der Grundschule kläglich gescheitert. Sie war nicht gut, aber durch sie wurde immerhin versucht, vermehrt Handlungskompetenzen zu bewerten. Gescheitert ist sie, weil die Lehrpersonen dem zeitlich nicht entsprechen konnten und die Eltern die Bewertung nicht verstanden.)
2. Sehr wichtig ist für mich deine konsequente Haltung in der Diskussion mit den Lernenden. Du musstest dir selbst zuerst klar darüber werden, wie du den Film fandest und hast die unmittelbar anschliessende Diskussion abgelehnt. Du hast dich nicht breitschlagen lassen, als die Lernenden weiterdiskutieren wollten, „weil sie gerade so gut drin waren“ und hast den Einstieg in der nächsten Stunde trotz Widerstand geschafft. Das ist zum einen eine Heldentat im Schulzimmer. Zum anderen ist Themenwechsel und Anknüpfen können eine wichtige Kompetenz. Mit der richtigen Unterstützung ist sich auch für lümmelnde Jugendliche lernbar.
3. Das Unterrichtsmaterial zum „Untergang“ analysierst du glasklar als inhaltslos (scheint also nicht nur bei „Paradise Now“ ein Problem zu sein) und dennoch fandest du (d)ein Ziel als Lehrerin.
4. Sofort umsetzen werde ich deine indirekte Empfehlung, in Diskussionen Protokoll zu führen und zu analysieren, wie viele sich wie stark beteiligen. Solange ich nur darüber spekuliere, habe ich nämlich gar keine richtige Grundlage für den Einbezug aller.
Dein Artikel ist eine sehr gute Anleitung. Man kann damit jeden legalen Film ansehen und gemeinsam daraus lernen. Umso unverständlicher ist mir, warum das Unterrichtsmaterial zu Filmen so schlecht sein kann. Ich hoffe bloss, die fragen beim nächsten Mal zuerst dich.
Herzlichen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung! Deine Tipps und Kommentare sind mir sehr wichtig und helfen mir sehr! Zum Glück kommt man ja doch so langsam auch in der didaktischen Debatte vom Belehrungsunterricht ab – einfach, weil er nicht funktioniert.
Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe den Text gerne gelesen und hoffe, dass ihn viele Unterrichtende entdecken.