Als ich neulich einen Abendspaziergang machte, fielen mir – ich weiss nicht, ob es an einem Duft, der Jahrezeit, einem entgegenkommenden Spaziergänger lag – viele Namen von Behinderten ein, mit denen ich als Kind viel Zeit verbracht hatte. Ich habe zu Hause meine Fotos hervorgeholt und mich noch besser erinnert. (Und ich habe auch gesehen, dass ich zwischendruch ganz schön wild und unfreundlich sein konnte, wie auf dem letzten Bild.)
Ich verbrachte eine Menge meiner Vorschulzeit mit Behinderten, ich habe es in einer Buchbesprechung schon einmal erwähnt. Ich dachte seither manchmal, das hätte meine Sozialisation erschwert, aber inzwischen sehe ich, wie gut mir das getan hat. Diese Kindheit vermochte mich zwar nicht genormt zu erziehen und ich musste diesbezüglich einiges nachholen. Aber sie lehrte mich das, was man braucht, um sich überall schnell zu integrieren: Umgang mit dem Fremdsein. In diesem Zusammenhang ein Hoch auf die Kuschel-Heilpädagoginnen und -pädagogen, die anstatt Abgrenzung Basisdemokratie anstrebten, die mit Wiedersprüchen und Rückschlägen umzugehen wussten, die mein Leben liebe- und verständnisvoll prägten und die mir bis heute Vorbilder geblieben sind.
Ein sehr schöner Bericht!