On two

[Unterwegs.]
Nesbo, Jo | Kakerlaken | ullstein tb
Ich mag Nesbo einfach. Obwohl der Verlagswerbung inzwischen sein Image schier unerträglich zum coolen Typen aufbläst, schreibt er gute und selbst für erfahrene Leser nicht zu berechenbare Kriminalromane.
Nesser, Hakan | Schatten und Regen | btb
Den mag ich auch, weil der nicht nur Krimis kann, sondern auch allerlei anderes. Ich hatte ihn schon letzte Sommerferien mitgenommen. Hier geht es um die Aufklärung eines alten Verbrechens. Die Leserin erfährt aus den Biografien junger Leute davon, die zur Erzählzeit in der Midlifecrisis sind. Der einzige Kommissar im Buch ist pensioniert, im Rollstuhl und eine Randfigur. Der Rest ist Erinnerung. Düster halt.
Orlev, Uri | Insel in der Vogelstrasse | Ravensburger (vom Kind)
Das nahezu perfekte Jungedbuch. Zu lesen ab ca. 10 Jahren zum Thema Warschauer Ghetto. Uri Orlev nimmt auch in diese Geschichte viel Autobiografisches hinein, aber er lässt den Kindern schon mehr Fluchtmöglichkeiten vor Brutalität als in Lauf, Junge, lauf.
Der Junge Alex hält sich in einer alten Ruine im Ghetto versteckt. Er hat eine Pistole, eine Taschenlampe, ein paar Bücher, wenige Vorräte und die Anweisungen seines verschwundenen Vaters. Die Mutter war schon früher deportiert worden. Alex ist manchmal gezwungen, die Ratschläge des Vaters neu zu überdenken und grundsätzliche Abweichungen zu riskieren. Wer hier liest, lernt nicht nur die Kindersicht auf das Warschauer Ghetto kennen, sondern auch, dass Leben bedeutet, mit dem in der Familie Erlernten in Konflikt zu stehen.
Pamuk, Orhan | Das schwarze Buch | fischer tb
Ich kann die Handlung nicht zusammenfassen. Nur vage erahne ich, warum das Buch so hiesst. Uff, diese 500 Seiten haben mir einiges abverlangt. Aber ich bereue nichts, es hat mir das unstete Leben Istanbuls nahe gebracht, die Beschreibungen sind fulminant. Die Lektüre hat mich mehr unterschwellig angestengt, was mir oft bei arabischer Literatur passiert. Ich kannte Pamuks Literatur sonst noch nicht, aber dieser Pamuk ist eindutig in der arabischen Tradition geschrieben. Der Mann nennt sie „zwischen drei Uhr Mittags und fünf nach“: Man beginnt zu lesen und es ist ein träger Nachmittag um drei Uhr. Tausend Seiten und Ausschweifungen später ist es erst fünf nach drei und immer noch drückend heiss und langsam. Würde mich mein Deutschlehrer fragen, was der Autor mir mit dem Buch sagen will, würde ich antworten, dass jeder zuerst herausfinden solle, wen er imitiere und erst danach, wer er sei. Dass die Stadt am Bosporus der beste Schauplatz ist für die Geschichte einer grossen Suche, versteht sich.
Ress, Celia | Klassenspiel | Carlsen (vom Kind)
Ein gutes Jugendbuch über Ausgrenzung. Gradlinig, sehr einfach – für Jungs wie Mädels geeignet, ausser für Jungs, die nicht gern lesen. Dafür kommen zu viele Mädchen vor.
Schröder, Rainer M. | Bruderschaft vom heiligen Gral: Der Fall von Akkon | Arena (vom Kind)
Einmal Schröder, immer Schröder. Seine Romane bleiben sich recht ähnlich. Historisch fundiert und vorwiegend im Mittelalter spielend, sind sie aber ein Gewinn für die Jungenliteratur und werden meines Erachtens zu selten empfohlen. Gerade in diesem Buch über vier junge Kreuzritter aus verschiedensten Teilen Europas, zeigt er wieder sehr schön die vielen verschiedenen Elemente, aus der europäische Geschichte gebaut ist.
Wichtig für Buchhändlerinnen: Schröder hat nun auch mit dem Harry-Potter-System begonnen, was nicht alle Kinder mögen. „Die Bruderschaft vom Heiligen Gral“ ist nur für junge Leser zu empfehlen, die dem neuen Band entgegenfiebern wollen. Sonst würde ich lieber andere Titel von ihm empfehlen. Auch diese sind oft mehrbändig, aber sie können ohne relevante Einbussen einzeln gelesen werden.
(Nachtrag: Das Kind ist sofort nach Rückkehr in den Chinderbuechladen gerannt und hat nach der Fortsetzung – „Das Amulett der Wüstenkrieger“ – gefragt. Die ist schon erschienen. Also wieder 600 Seiten Entwarnung.)

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