Partizipaiton wird ja gross und grösser geschrieben in den Leitbildern und der Bildungsstrategie für die Volksschule, aber wird sie auch geschätzt? Beileibe nicht. Deshalb habe ich mich irgendwie in den PISA-Ergebnissen im kantonalen Vergleich bestätigt gefühlt. Dies ganz im Gegensatz zum Kind, das sich persönlich beleidigt fühlte, in Bern unter dem Durchschnitt zu sein.
PISA-Ergebnisse sind nicht immer, aber oft der Ausdruck eines Mangels. Weil sie aber kein Rezept mitliefern, sind die Beteiligten manchmal hilflos. Deshalb machen sie kantonale Après-PISA-Auswertungen, damit wir lernen, was in den „guten“ Kantonen anders gemacht wird. Jetzt zum Beispiel sind wir mit den wesentlich besser abschneidenenden Nachbarn im Westen konfrontiert und das ist gar nicht schön. Also Auto fahren können sie auf jeden Fall nicht die Freiburger. Und Witze machen wir gerne über sie. (Natürlich auch umgekehrt und erst noch die gleichen: „Weisst du, warum die Krähen über dem Freiburger resp. Berner Land immer im Kreis fliegen?“ „Keine Ahnung.“ „Weil sie sich mit dem anderen Flügel die Nase zuhalten.“)
Hier eine der Erklärungen für die freiburger’schen Schulerfolge:
Mehr Stunden – aktive Eltern
Das gute Abschneiden des Kantons Freiburg führt die Freiburger Staatsrätin Isabelle Chassot auf das positive Bildungsklima im Kanton zurück. Entscheidend sei dabei der Einbezug der Eltern. In Freiburg sei gesetzlich festgelegt, dass Eltern die Hälfte der Mitglieder einer Schulkommission stellen. Auch würden die einzelnen Schulen laut Chassot intensiv mit Elternvereinen zusammenarbeiten. Die zweite Erklärung sei relativ einfach: «In Freiburg gehen die Schüler von der 1. bis zur 9. Klasse einfach mehr zur Schule als anderswo.» Für das gute Abschneiden der Schüler aus sozial tiefen Schichten macht Chassot die Durchlässigkeit der Schulstufen und die auf den einzelnen Schüler ausgerichteten Fördermassnahmen verantwortlich.
[Quelle: BZ 3. Mai 2005]
Ich werde hier im Schulkreis als „aktiver“ Elternteil nur so lange geschätzt, wie ich lächle und Kuchen backe, Buchtipps gebe, absolut schlecht integrierten Kindern Deutsch beibringe oder mich als quartierinternen Informationsposten nützlich mache. Sobald ich mitdenke oder nachfrage, vielleicht sogar einmal kritisch, ist die Partizipation am A es mit der Partizipation ganz schnell vorbei.
Ich finde, die Schulleitenden müssten sich der Bedeutung von Worten bewusster werden. Partizipation soll draufstehen, wo sie drin oder wenigstens ein ernstzunehmendes Ziel ist. Sie darf nicht zum Schlagwort verkommen und inflationär für unprotokollierte, ungeleitete Elterngespräche oder Jugendarbeit, die im Endeffekt andere verrichten, benutzt werden.
Obwohl ich gute Lust auf eine Replik zur Berichterstattung PISA in den Kantonen und der Bildugnsstrategie hätte, halte ich mich zurück. Erstens mache ich hier nicht Polit-Bloggen und zweitens bin ich als Lehrperson ein Vorbild und ganz inter nett. Zum Glück ist es endlich Frühling, sonst hätte ich einen Kragen, der platzen könnte.
Ich frage mich außerdem, wer mit ELTERN gemeint ist. Doch wohl Mütter? Das kann sich nicht jede Mutter leisten, sich so in der Schule ihrer Kinder zu engagieren. Ich zum Beispiel kann das nicht! Wenn davon die Qualität der Schulen abhängt, dann finde ich das nicht gerade ermutigend…
Ich weiss, dass ich sehr viel habe, was dir in Israel fehlt, liebe Lila, z.B. sichere Busfahrten.
Aber um die Kinderbetreuung und Bildung deiner Kinder kannst du wahrlich froh sein! Die Schule hier, d.h. die Unter- Mittel- und Oberstufe hängt bei uns ganz stark vom unentgeltlichen Engagement ab. Und auch vom Offenhalten der Augen, was da gemauschelt wird, geht auf keine Kuhhaut. Und manchmal ist es auch nicht böser Wille, sondern einfach die Tatsache, dass die Kommissionen die Verordungen nicht lesen mögen und die Zuständigkeiten nicht kennen oder an den Sitzungen schlicht zu müde sind.
Doch, bei den Eltern sind beide gemeint. In Schul-Dingen sind Schweizer Väter recht engagiert, in Putz-Dingen weniger (sagen die Studien, die politisch korrekt regelmässig durchgeführt werden).