Das Kind und ich wollten in die Stadt. Es regnete in Strömen und das Kind zog Gummistiefel an. Den Rechten links, den Linken rechts.
Ich fragte: „Warum, Kind, ziehst du die Stiefel verkehrt herum an?“
Das Kind antwortete: „Weil es egal ist.“
„Aber wenn es egal ist, kannst du sie doch ebenso gut richtig herum anziehen?“
„Weil es egal ist, lasse ich sie so.“
Also gingen wir zur Bushaltestelle. Auf dem Weg durch die Pfützen fragte ich: „Wollen wir zählen, Kind, wie viele Leute uns auf die verdrehten Stiefel aufmerksam machen?“ Das Kind zuckte mit den Schultern und meinte „also“.
Aber es war brav und zählte im Bus „eins, zwei, drei“ und vor der UBS „vier“ und vor der Heiliggeistkirche „fünf“ und zählte weiter beim Bell vorbei, über den Bärenplatz und vor dem Franz-Carl-Weber- Schaufenster war es schon bei zehn. Bis zum Zytgloggen zählte es „elf, fünfundvierzig, dreiundzwanzig“ und die Dame, die aus dem Laden des Penduliers trat, war genau die Hundertste. Wir passierten das Passbüro, den Kramgass-Comestibles und die Rathaus Apotheke und waren bei unserem Eintritt in die Gerechtigkeitsgasse schon bei einer Million.
Als wir die Tür zur Nummer 26 aufmachten sahen wir, dass Findus, Pippi und Lotte, die Prinzessin, und sogar der Mann vom Bärengraben und die Buchhändlerin ihre Stiefel verkehrt herum anhatten. Und wirklich, es war hier ganz egal.
[Diesen Text habe ich einmal auf die Bitte einer Klasse verfasst. Die Klasse wollte von mir ein typisches Erlebnis oder eine Anekdote aus meinem Leben. Sie hat daraus und aus den Erlebnissen anderer Lehrpersonen ein „Rätsel“ kreiert, das man auf S. 8 des Pegasus vom April 2004 nachlesen und auf S. 8 des Pegasus vom Juni 2004 auflösen kann.]