Reform tut nicht per se weh

Die Berufsbildungsreform baut auf gemeinsame Ziele. Ganz oben stehen die Leitziele. Die sucht und findet man wie in der Werbung die Ideen: Gedankensturm und Filter, Gedankensturm und Filter. Und am Ende ist es das vom Anfang oder etwas, was einem beim Ausflug mit dem Göttikind auf dem Karussell und mit Zuckerwatte an der Nase und keinem Bleistift weit und breit eingefallen ist.
Sicher ist, dass sich immer klärt, was die Fachkompetenz in einem Beruf ausmacht, was das Berufsprofil ist, was den einen Beruf von den anderen unterscheidet, was einem nicht fehlen darf, der diesen eidgenössischen Fachausweis in den Händen hält.
Die Floristinnen und Floristen haben sich beispielsweise für vier Leitziele entschieden: Verkauf, Floristik, Botanik, Gestalten.
Die Fachfrauen und Fachmänner in der Hauswirtschaft für sechs Leitziele: Ernährung und Verpflegung, Wohnen und Reinigungstechnik, Wäscheversorgung, Gästebetreuung und Service, Administration, Gesundheits- und Sozialwesen.
Diese Ziele führen zu den detaillierteren Richtzielen (welche die beneidenswerten Hauswirtschafts-Leute schon fertig haben) und dann weiter zu den konkreten Leistungszielen.
Dass jeder Sachverhalt auf etwas didaktisch Machbares reduziert werden muss, ist nicht neu und davon unabhängig, ob ein Azubi gerade in der Schule oder in der Firma lernt.
Weil wir in der Schweiz kein eigenes Lehrmittel produzieren, brauchen wir eines aus Deutschland. „Wirtschaftsunternehmen Sortiment“ ist zwar umfassend, aber seinem Zielpublikum nicht immer ganz angepasst.
Nehmen wir zum Beispiel „Remission“. Remission bedeutet Rücksendung eines Titels zur Gutschrift und ist etwas, womit man im Buchhandel täglich zu tun hat. Das Lehrmittel widmet dem mehrere Seiten und druckt sogar Formulare ab, die der „Rationalisierungsausschuss des Börsenvereins“ (den gibt es wirklich) entwickelt hat. Weil so etwas für die meisten Azubis schlecht verständlich und fast nicht umsetzbar ist, ergänze ich den Text. Ich mache ein Blatt, auf dem das Wichtigste wiederholt und alles den schweizer Gegebenheiten angepasst wird. Damit ich selber weiss, was ich nun von meinen Schülerinnen und Schülern erwarte, notiere ich mir die Leistungsziele als Kommentar in das gleiche Dokument.
Diese Methode ist im Vergleich zum Geforderten rudimentär. Aber die Richtung stimmt. Und weil es immer schön ist, auf dem richtigen Dampfer Zug zu sein, haben mir Kraft und Notebookbatterie sogar noch zum Bloggen gereicht.

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