Schulschluss gibt eine Menge Arbeit, manchmal so viel, dass ich morgens nicht daran glaube, bis am Abend auch nur das Nötigste getan zu haben. Sommeranfang ist für die meisten Lehrpersonen eine Zeit des Abhakens und des Verabschiedens.
Unsere Abschlussfeiern haben immer einen ähnlichen Ablauf und finden am gleichen Ort statt. Dennoch sind sie pro Jahrgang unterschiedlich. Dieses Jahr hielten ein frischer Buchhändler der einen Klasse und zwei frische Buchhändlerinnen der anderen Klasse je eine sehr passende Rede. Es las Ruth Schweikert – unter anderem einen ganz neuen, berührenden Text über die Herkunft und Heimat eines Kindes, welches sie selber gewesen ist.
Fast an jeder Abschlussfeier bekomme ich Rückmeldungen, die mich verblüffen. Dieses Jahr war es die Anerkennung der Autorin: „Danke für Ihr Engagement für den Beruf, der unser Überleben sehr befördert.“ Es kommt selten vor, dass Autorinnen diesen Zusammenhang herstellen, normalerweise ist der Buchhändler der erste, der in der digitalen Revolution beerdigt und der letzte, der verdankt wird.
Eine mir unbekannte Mutter (in Berufsfachschulen kennt man nicht die Eltern, sondern die Ausbilderinnen) erzählte, wie wichtig meine Hilfe und mein Zuspruch für den Erfolg der Tochter gewesen und wie dankbar die Eltern mir stets gewesen seien. Hätte mich jemand gefragt, wem ich in diesem Jahrgang besonders behilflich gewesen war, diese Tochter wäre mir zuletzt eingefallen.
Eine Azubi, mit der ich während der Lehre ein paar Mal ein ernstes Wort sprechen musste, weil sie wegen eines sportlichen Hobbys viel fehlte, erinnerte mich beim Abschied an etwas, was ich ihr im 1. Lehrjahr gesagt hatte: Für die vielen Absenzen müsse sie dann auch eine Medaille heimbringen. Nun war sie in ihrer Sportart wirklich Schweizer Meisterin geworden!
Es wird uns Lehrerinnen und Lehrer doch besser zugehört, als wir denken.