(Meine Schonzeit hat geholfen, der Arm hat sich freundlicherweise wieder zu meinem übrigen Körper gesellt und braucht nicht länger betäubt zu werden. Auf Auffahrt hin muss ich immer besonders tipp-fit sein, denn da schreibe ich alle mündlichen Prüfungsfragen samt Auswahlsendung an Antworten alles-neu-macht-der-Mai auf. Danke noch einmal für die Genesungswünsche.)
Die letzten beiden Nächte habe ich hälftig mit Kreuzworträtseln verbracht. Schon lange suche ich nämlich eine Möglichkeit, den Fachwortschatz zu trainieren. Ich habe von Tests über Glossare und Lückentexte in Einzel- Partner- und Teamarbeit die ganze Methodenvielfalt walten lassen. Leider funktioniert das nur im Schulzimmer und während der Schulzeit, die Anwendung des Fachwortschatzes untereinander ist danach so mangelhaft wie zuvor.
Früher – als alles noch besser war – lernte der Lehrling vom Chef wie man in der Branche was nannte. Ob etwas eine Remittende ist oder eben ein Umtausch, ob zuerst das fliegende Vorsatzpapier oder der Schmutztitel kommt, was es mit dem Buchbinder und was es mit der Bauchbinde auf sich hat, ob Koch, Neff und Volckmar ein Borsortiment, eine Verlagsauslieferung oder ein Kommissionär ist begriff man im Nu. Auch die „Hurenkinder“ unterschied man locker von den „Waisenkindern“, Bezugsformen sowie Rabattarten konnte man im Schlaf runterrasseln, und wenn ein Schutzumschlag kaputt ging, bestellte man genau diesen nach und schickte nicht das ganze Buch zurück „weil Cover defekt“.
Heute stellt sich mir die Frage, was von diesem Branchencode noch zu vermitteln und nützlich ist. Die Antwort aus Deutschland ist eindeutig: Alles! Die Antwort aus der Schweiz ist eher vage und geht in Richtung „weniger ist mehr“. Aber welche Begriffe zentral sind, darüber herrscht bei den Buch-Eidgenossen keine Einigkeit. Das wiederum bedeutet für mich, dass ich meine Liste der unentbehrlichen Fachbegriffe laufend neu zu definieren habe.
Unter anderem deswegen habe ich Kreuzworträtsel gemacht. Kreuzworträtsel lösen die Schülerinnen schliesslich zu jeder unpassenden Gelegenheit, egal wie stupide und langweilig diese auch sein mögen. Schülerinnen-Hirne sind offensichtlich bereit, die neu erworbenen Begriffe zu behalten und wieder und wieder anzuwenden. Wenn’s im Criss-Cross aufgeht, gibt das ein Gewinnergefühl. Und wenn die Schule davon nicht profitiert, ist ihr auch nicht zu helfen!
Der Puzzlemaker beispielsweise bietet Gelegenheit, sehr rasch eigene Kreuzworträtsel zu kreieren. (Wegen Layout-Mängeln will ich mich aber nach einem käuflichen Kreuzworträtselprogramm umsehen, Tipps willkommen.)
Während mir geschlossene schriftliche Fragen sonst widerstreben, weil sie bloss einen riesigen Kontrollaufwand (Stichwort Abschreiben und Spickzettel) generieren und die Schülerinnen höchstens auf Taxonomiestufe 2 bringen, finde ich sie bei der Kreuzworträtselkreation richtig spassig. Win-Win.
Und zum Schluss ein (noch nicht zu Ende durchdachtes) Beispiel.
Ja, zwei Nächte mit Kreuzworträtselerstellung habe ich auch mal hinter mich gebracht. Habs zuerst ohne Software versucht, dann mit – nur, um schliesslich festzustellen, dass es eh‘ nicht geht, weil ich weder Papier noch Drucker hatte und ich für das Anmalen der Kästchen an die Tafel ungefähr 20 Minuten gebraucht hätte.
Ich habs dann mit ein paar sehr, sehr übersichtlichen Kreuzworträtseln an der Tafel versucht – und so haben ungefähr 100 Chinesinnen und Chinesen im Alter von um die 10 Jahre von mir gelernt, was ein Kreuzworträtsel ist…
Oh! Ich dachte bis jetzt, dass die Chinesen Ähnliches bestens kennen, wohl wegen der Sudokus, die ich für grenzenlos japanisch hielt. Aber wie mir Wikipedia sagt, ein Irrtum. Das Kreuzworträtsel und sogar die Sudokus scheinen europäischen und amerikanischen Hirnen entsprungen, Japan war bloss für den Durchbruch (der Sudokus) zuständig. Die ersen Zahlenquadrate sollen sogar auf Euler, den Basler, zurückgehen.