Das war, als ich Aufklärungsbücher las. (Nur sicherheitshalber: Ich hatte kein Manko an sexueller Aufklärung. Es sei hier vermerkt, dass meine Eltern diesbezüglich alles richtig gemacht haben.)
Doch ich hatte schon als Kind die Gewohnheit, zu dem, was mich gerade beschäftigte, Bücher zu lesen. Ich wurde deswegen von Gleichaltrigen (es waren deren 39 in meiner Steinerschulklasse) auch gern zu allem Möglichen gefragt. Beim von Lehrern verschlüsselten Thema „Aufklärung“ war es nicht anders. Also las ich eben.
Ich fand Aufklärungsbücher in den Volksbüchereien, in den Buchhandlungen, im Bekanntenkreis und später auch in Antiquariaten. Dieses Sachgebiet war in den Achzigern einerseits geprägt von der spezifischen Mädchenerziehung, andererseits bunkerten gerade die Schulbibliotheken Konservativismus. Die mädchengerechte Aufklärung via Bücher war der Elite vorbehalten, die Neuerscheinungen in einschlägeigen Buchhandlungen kaufen konnte.
Das Thema blieb über zehn Jahre ein Interessensgebiet von mir. Ich fragte mich vor allem, wie es zu diesem widersprüchlichen und teils falschen Frauenbild kommen konnte, mit dem ich in Aufklärungsbüchern konfrontiert wurde. Deswegen begann ich auch Titel von Anfang Jahrhundert zu suchen und zu lesen.
Aber wie es so geht im Leben, mit dem Kind kam Platznot und ich spendete einen Teil meiner Sammlung der Gosteli-Stiftung, in deren Katalog die Bücher nun aufgenommen und abrufbar sind. Meine Mutter und Arichivarin war so nett, sie mir herauszufiltern, damit ich mir das notieren kann:
Diese Titel* sind von Frauen geschrieben oder herausgegeben worden.
Die heutige feministische Diskussion freut und beelendet mich zugleich, wie das ja aus vielen anderen Blogs von Frauen auch herauszulesen ist. Wir sind weit, aber weit ist’s noch.
Die Feminismus-Tags sind zwar zahlreich, aber es ist ergiebiger, einzelne Bloggerinnen längere Zeit zu lesen um ein Bild vom Stellenwert des Feminismus heute zu bekommen. Was ich online gut und ermutigend finde, sind die Zusammenfassungen von Treffen und Kongressen, wie das z.B. Antje Schrupp regelmässig macht. Erstreiten müssen wir allemal alles offline.
Der Weg ist immer noch weit – und irgendwie einsam.