Gute Sachen

  • Der deutsche Buchhandel vergibt den diesjährigen Friedenspreis an Swetlana Alexijewitsch, einer von mir sehr geschätzen Sachbuchautorin.
  • Die Hommage an den Mundartpoeten Eggimann: Die Hörproben.
  • Aareüberquerung bei Sonnenschein auf der Fähre Bodenacker Muri.
  • Die Schweizer Lehrer sind jünger als ich geschätzt hätte, bald schon im OECD Durchschnitt: Education at a Glance 2013, Who are the teachers?
  • Der Unfall am Sporttag letzten Donnerstag ist auch glimpflicher verlaufen als befürchtet. Höchstens ein paar klitzekleine Narben könnten bleiben.
  • Rememberable Moments

    Vorgestern hatten wir in der Schule ein richtig bassendes Fest für meinen abtretenden Chef Giusep, das ebenso würdig wie witzig geworden ist.
    Gestern konnten wir en famille eine lang gewünschte Einladung verwirklichen, es ist nicht einfach, IT-Consultens samt Familien gleichzeitig an einen Tisch zu bringen. Wir plauderten bis spät in der Nacht im Lichte des Vollmonds auf der Terrasse, die grossen Kinder machten Ausgang, und die kleinen auch: sie schliefen draussen.
    Heute dann vier Stunden alles liegen lassen, frei gemacht und mir selbst (fast) kein schlechtes Gewissen.
    Jetzt bin ich am Editorial für das Sportprogramm 2013-14 der angehenden Fachleute Kundendialog. Obwohl unser Publikum schwer zu begeistern ist, hege ich die Hoffnung, dass sie sich auf die Sporttage freuen, sobald sie das coole Programm sehen.

    Parellelitäten

    Webupdate – Nachholprüfungen – Unterricht – Semesterendkorrekturen – Blumenbestellungen – Ehrenpreise – Urkunden – Notenausweise – Stellenangebote Lehrabgänger – Anfragen Lehrabgängereltern – Neuanmeldungen – Anstellungsfragen neuer Lehrpersonen – Printpublikationen fürs neue Schuljahr – Sporttag und Aarehochwasser
    Ich mache das gern. Auch das Besondere. Ein Behindertenheim, das überlegt, eine junge Buchhändlerin befristet für die Adminstration anzustellen, weil man schon länger die Bibliothek aufräumen sollte. Oder der Jugendliche aus Deutschland, der fragt, was in seiner Bewerbung für eine Lehrstelle im Buchhandel in der Schweiz stehen müsse?
    Wirklich, alles nicht ungern, bloss zu viel parallel, parallel, parallel. Zum Glück konnte heute das Kind helfen kommen, hat grad eine Lücke zwischen den eigenen Prüfungen.

    Das Zweitbuch

    Es wurden schon viele lustige Kundenfragen in Buchhandlungen der Welt dokumentiert. Da die Buchkunden – die coolsten aller Kunden! – dabei oft schlecht weggkommen, gebe ich sie ungern weiter. Aber neulich erzählte mir ein Buchhändler über eine Reklamation.
    Ein Kunde kam mit einem kürzlich erworbenen Buch mit speziellen Kräftigungs- und Atemübungen zurück in die Buchhandlung. Er erklärte, sein Arzt habe ihn zum Kauf gedrängt, es gebe weder Youtube noch Apps mit diesen zu seinem Leiden passenden Übungen. Nun brauche es für deren Ausführungen ein Buch, das sei ja wohl die Höhe! Der Buchhändler begriff dank Rückfragen, dass einige der Übungen ein Buch erforderten, z.B. um es sich auf den Bauch zu legen und zu atmen, ohne dass es herunterfiel. Nach einer Weile verstand er auch die Not des Kunden, der sich das Buch ja nicht gleichzeitig auf den Bauch legen und die Instruktionen darin lesen konnte. Der Buchhändler schenkte dem Kunden ein altes Leseexemplar zum Balancieren und dieser zog – eher zornig als dankbar – von dannen.
    Das hat mich an eine Inserateserie in den Achzigerjahren erinnert. Zu der Zeit gab es grosse Autowerbung mit dem Spruch: „Der Trend geht voll zum Zweitwagen“. Eine Buchhandlung schaltete daraufhin klitzekleine Zeitungsinserate: „Der Trend geht voll zum Zweitbuch.“ Damals war das noch ein Lacher.

    Ineffizienzdenken

    Obschon ich manchmal nette Komplimente zu meiner Effizienz bekomme, so trügt der Schein. Ich glaube viel mehr, dass ich viel arbeite, weil ich ineffizient bin. Absurd, dass mich vor allem gedankliche Weitschweifigkeit am Fleck behält. Im Moment denke ich viel nach über

  • die Bücherverbrennung vor achtzig Jahren
  • die Archivierungslogik (m)einer beruflichen Mailkorrespondenz
  • das Vergessen von Menschen und Dingen, die vor einem Jahr noch wichtig waren
  • Ich recherchiere, wie oder ob die Bücherverbrennung Leute geprägt hat. Völlig nutzlos, das ist längst erforscht und dient weder meiner Arbeit noch meiner Weiterbildung (die da Französisch wäre). Ich muss auch keine Archivstruktur für E-Korrespondenz entwerfen, ich kriege bestimmt früher oder später Vorgaben und mein Postfach ist noch gar nicht voll. Und Vergessen sollte man ja können, sonst kriegt man das Neue nicht auf die Reihe. Es ist bitter, aber effizienter.

    Wenn

    Wenn ich

  • Kebab kaufe anstatt die Vorräte aufzubrauchen
  • nur noch vorhersehbare skandinavische Krimis lese
  • kein Kontaktlinsenwasser mehr finde (auch nicht im Laden)
  • an der Stundenplansitzung die Nerven verliere
  • Automaten nicht verstehe und fürs Billett zum Schalter gehe
  • ist Prüfungszeit. Good luck allerseits!

    Es kurzet

    Nie hätt‘ ich gedacht, dass ich selbst am Pfingstmontag nicht einmal einen Wochenrückblick zu Stande bringe. Aber so ist es wohl vermehrt mit zunehmendem Alter und Schlafbedarf.
    „Guetet’s nid so churzet’s“* – ist ein typischer berndeutscher Rat für jedermann. Ob für Gestresste, Kranke oder solche in Ehekrise klingt er zwar mehr oder weniger zynisch, aber stimmen tut er immer. Im Grunde ein Ratschlag, der sich sogar unter Zenbuddhisten und Gelassenheitskennern hören lassen kann.
    Auf unserer USA-Reise hat mich das Kind nebenbei darauf aufmerksam gemacht, dass das eigentlich eine Version von „hold on“ sei, die emmentaler Variante einer Durchhalteparole. So hatte ich das noch nie überlegt, aber da ist ‚was dran. In diesem Sinne: Gute Woche allerseits!
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    Illusionen

    Jedes Mal, wenn ich Südfrankreich entgegenfahre, verstehe ich Van Gogh. Zuerst sind die Vallées noch grün und gelb und dann legt sich langsam ein rotbrauner Schimmer über die satten Farben. Sobald das Land flacher wird, wirft der hohe Himmel ein neues Licht. Die Häuser in dem hellen Stein, einer Farbe zwischen altrosa und beige, bringen jede Blüte dezent zum Leuchten. Die seit Jahrhunderten in bestimmter Anordnung angelegten Felder und Hecken erinnern an die pedantische Arbeit für die vielgängigen Genüsse französischer Küche, die schon hier beginnt.
    Näher dem Meer wird die Landschaft erst recht zu einer Bühne, genau wie Van Goghs Skizzen und Gemälde aus der Gegend: Kornfelder, Bäume, Boote, Brücken, manchmal sogar Menschen, immer nur vereinzelt: Die Objekte spielen im Schein eines gewaltigen Hintergrundes.
    Dieses Licht hat so gar nichts Zufälliges, seine Interpretation wird zwanghaft. Blendend, gleissend, manchmal gar im Schatten brutal, auf der Kirschblüte sanft. Ich verstehe, weshalb einer gerade hier fand, was er malen wollte. Oder wie.