Lose Anfänge

von Blogbeiträgen:

  • 1. Das Absenzenwesen, das ungeheuerliche
  • 2. Durcheinandertal
  • 3. Was vom Semester übrig blieb
  • 4. Buchhandlungen der Welt
  • Beim ersten würde ich mir Frust vom Leibe schreiben, für den zweiten habe ich viel zu lange bildungspolitisches Material gesammelt, im dritten wollte ich notieren, was ich alles für die Katz vorbereitet und gar nie verwendet habe und im vierten ginge es darum, meine Fotos von Buchhandlungen Orten und Daten zuzuordnen. #note2self

    Sonntag war’s noch gemütlich

    Mittagstisch am Sonntag, 26.1.2013
    Der Sonntag war noch gemütlich, wir haben mit Freunden ein währschaftes Mittagessen geteilt und uns gefragt, ob die Sonntagspredigt eigens dafür erfunden worden sei, Braten aller Art niedergaren zu lassen.
    Auf Montag hatte ich eine saumässig schlechte Nacht und bin seither krank. Heute kann ich immerhin korrigieren und glaube, mich morgen wieder der steifen Brise des Semesterschlusses stellen zu können.
    Ich hoffe, allen Mitlesenden gehe es gut und bedanke mich schonmal für die vielen Genesungswünsche per Mail. Denkt dran, Sistas: Eisenmangel beheben! Geht leicht und hilft schnell.

    Stand der Dinge

    Wie durch Zauberei landen manchmal weissnichtwieviele noch zu formulierende Sachen bei mir. Vielleicht reiss ich sie auch an mich ohne es zu merken. Jedenfalls bin ich im Hintertreffen und im Stress. Schreiben heisst ja immer ein wenig Recherche, auch Meinungsmache (selbst bei Protokollen, auch wenn’s keiner zugibt), Dokumentations- und Originalitätsanspruch gleichermassen.
    Nun denn, jetzt wo’s aufgeht zum letzten Gefecht, kann ich ja IMHO zur Abzockerinitiative noch hier posten. (Die Abstimmungsparolen der Gewerkschaften zeigen wieder einmal Weg und Wirkung von Populismus: UNIA sagt Ja, Gewerkschaftsbund empfiehlt leer einzulegen und Travail Suisse hat erstaunlicherweise den Mut zum Nein.)
    Schöne Dinge: Ich hab ein neues Velo gekauft, bei dem allerbesten Velohändler, einem echten Aussteiger (aus dem Lehrerberuf unter fünfjährigem Ferienverzicht und zum halben Lohn zum Traumberuf). Ich habe grosse Freude!
    Mein Velo gestern Nacht
    Dann habe ich „Searching for Sugar Man“, den besten Dokumentarfilm seit Gezeiten, gesehen. Ich lege ihn jedem ans Herz (hier nur Nachtvorstellung, aber Kino anstatt schlafen lohnt sich in diesem Fall). Und jetzt gehe ich mit Nièce und Neveu in den Hotzenplotz. Auf Wiedersehen Potzpulverdampfundpistorlenrauch.

    Gedankensplitter zur Lebensphase

    Also ich bin ja jetzt in der Lebensphase, wo ich familienintern nicht mehr so gebraucht werde und zu diesem Abschnitt gibt es ja glücklicherweise viele Ratgeber.
    Dort heisst es dann, dass sich Frauen neue Tätigkeitensfelder erschliesse sollen, womit meistens beruflicher Wiedereinstieg oder Befriedigung im Ehrenamt oder Hobby gemeint sind, was bei mir ja nicht so dringend ansteht. Oder es wird Yoga empfohlen. Aber ich habe damit aufgehört. Ich wollte wieder echten Sport machen und in der Folge tut mir immer irgend etwas weh, wohl auch nur, weil ich die Ratgebertipps zu wenig beherzige. Dann wird auch geraten, sich der Momente, in denen man trotz allem noch gebraucht wird, bewusster zu werden. Ohmmmm, das mache ich jetzt: Heute war ich unersetzlich, weil der Mann für seine Grippenimpfung nicht beim Arzt anstehen wollte, sondern sich diese in der Apotheke geholt hat und sie von mir in den mit Fensterputzmittel desinfizierten Arm hat drücken lassen. In dem Moment war ich total wichtig. Ohmmm.
    Auch für morgen, Sonntag, habe ich schon etwas gefunden: Ich habe mich von meiner Mutter breitschlagen lassen, einen Text zur Abzockerinitiative zu schreiben. Offenbar sind die SP-Leute dünn gesät, die sich schriftlich dagegen äussern wollen, deshalb bin ich – die ich die Initiative wirklich von Herzen ablehne – auch hier ganz schön unersetzlich. (Mal sehen, was dabei herauskommt. Wenn es etwas taugt, werde ich es vielleicht hier verlinken.)
    Und danach gibt’s ja wieder sagenhafte Wertschätzung im Beruf; ein frischer Montag wartet unser und hoffentlich ohne Unbill.
    Gute Woche allerseits!

    Was so läuft

    (und was weniger)

  • Gespräche führen geht gut, allerdings mit Einzelnen besser als in Gruppen oder gar Klassen. Es passt, die Sterne zu beschuldigen, an Erklärungen zu Jahresbeginn herrscht ja kein Mangel.
  • Schreiben geht auch gut, aber nur bis zum Entwurfstadium. Die Überarbeitung gelingt schlecht, zündende Idee bleiben aus. Hoffte auf Offenbarung übers Fest, vergeblich.
  • Indirekte Rede in Französich geht, Présent wird Imparfait, welches indirekt Imparfait bleibt. Passé composé wird Plus-que-parfait, welches auch indirekt Plus-que-parfait bleibt. Aber dass das Heute vom direkten „Aujourd’hui“ zum indirekten „Ce jour-là“ und das Gestern vom direkten „Hier“ zum indirekten „La veille“ wird, mon dieu!
  • Rekrutierung läuft wie am Schnürchen (neue Abteilung Kundendialog wächst weiter) aber die Anstellungen en detail bieten immer wieder Sonderfälliges, das alle ein wenig überfordert.
  • Die traditionellen Neujahrsbewünschungen zwischen Menschen auf der Arbeit sind mir leichter erschienen als auch schon. Und nach dieser Woche ist das ja ohnehin wieder vorbei, und jedermann hat sich an den Schwung der 13 gewöhnt.
  • Good luck.

    Für viele ist die Welt 2012 untergegangen, für einzelne aus unserer Mitte, für Schulklassen, für ganze Schulen, Länder, Völker. Und nur wenig, von dem ich einfach so sagen könnte, es gehe mich nichts an.
    Ich wünschte mir, von diesen Zusammenängen nicht ausser Gefecht gesetzt zu werden. 2012 war ein Jahr, in dem ich beruflich aussergewöhnlich viele persönliche Krisengespräche führte. Es ist das Jahr, in dem ich die meisten Sanktionen gegenüber Lernenden ergriffen oder Lehrpersonen bei solchen untertützt habe.
    Es waren Lehren aus Fehlern und ich hoffe, es war richtig. Es gab einfach mehr Gründe, konsequent zu bleiben als nachzugeben. Jemand, der mit Massaker im Klassenzimmer droht, braucht eine spürbare Konsequenz, auch wenn er aus Syrien kommt. Aber genau da wird es schnell paradox, denn Lernen ist ohne Zuneigung und Zuversicht nicht möglich. Wir müssen als Lehrerinnen und Lehrer den guten und den schlechten Cop vereinen, und das ist eine Kunst für sich.
    Aber das ganze Leben ist ein Widerspruch und eigentlich stehen die Zeichen gut, um uns daran zu gewöhnen. Wir können es uns gut einrichten dabei, den Widerstand gegen Grosskonzerne oder AKW via iPhone organisieren und Afrika Entwicklungsgelder zu senden und unseren Bauern Subventionen, anstatt afrikanische Produkte einzukaufen. Ich schweife ab…
    …und damit bin ich auch schon beim Neujahrswunsch für 2013: Weniger Gemütlichkeit, mehr Gedankenstürme.

    Lesen ist intim

    Leser sprechen Buchhändler oft auf E-Books und die Entwicklung des Buchmarktes an. Es ist manchmal fast ein bisschen so, als wollten sie sich versichern, dass es noch nicht zu Ende sei mit dem Lesen ganz normaler Bücher. Das rührt mich jedes Mal.
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    Seit einem Jahr lese ich nur noch E-Books. Ich bin viel unterwegs und finde inzwischen alle Inhalte in elektronischer Form. Aber ich habe seither das Gefühl, immer das gleiche Buch zu lesen, das macht mich unglücklich. Deshalb brauche jetzt ein gedrucktes Buch für mich selber, richtig gebunden, mit Schutzumschlag und Lesebändchen.

    Weihnächtliche Bitte eines Kunden an die Buchhändlerin.
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    Die leichtige Traurigkeit, die mich befällt, wenn ich bei einem Buch, das ich sehr gerne lese, von der vorderen Umschlagklappe als Lesezeichen auf die hintere Umschlagklappe wechsle und nun Gewissheit habe, dass es zu Ende geht – auf dieses Gefühl möchte ich nicht verzichten.

    Erklärung eines Kunden, weshalb er privat keine E-Books liest.
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    Frohe Weihnachten! Rührung und Melancholie gehören auch dazu.