über die Erfüllung an Buchmessen

Groupies gehören bekanntlich zu den unangenehmen Begleiterscheinungen des Broterwerbs von Berühmtheiten. Deshalb habe ich nur einmal aus der Hüfte geknippst. Mit lautmalerischem Ergebnis: Dischetasche.
Dischetasche
Frau Dische liest erstaunlich gut Deutsch. Geschrieben hat sie Grossmama packt aus in Amerikanisch. Das Buch ist in den USA noch nicht auf dem Markt, aber hier schon ein grosser Erfolg.
Die buchbasel ist im Gegensatz zur Fachmesse in Frankfurt eine Publikumsmesse mit Kaufgelegenheit. Sie ist klitzeklein und hat keine Räume für die Presse oder die Literaturagenturen, die hier auch gar keine Lizenzverhandungen führen würden. Das tun sie nur in London, Frankfurt und New York.
My Fair Diary:

Getroffen mit mare-Marketing, Droschl (Stand-Premiere), zukünftigen und gegenwärtigen Verlagsvertreterinnen der AVA, mit der Geschäftsleiterin, mit der Gewerkschafterin, mit verschiedenen Schulkolleginnen meiner Generation, mit Schülerinnen aus dem 1. Lehrjahr.
Enerviert über die mangelnde Sachkenntnis des Radio-Moderators zum Thema Buchhandel – Geschäft und Leidenschaft, über die schnippische Behandlung am Suhrkamp-Stand und über die Damen mit der „Weltwoche“ auf dem Kopf. (Weil ich mich habe breitschlagen lassen, so ein Ding in den Zug mitgenommen habe und mich die plumpe, völlig wirre Titelgeschichte grün ärgert.)
Sehr gefreut über das laute Jugendbuchforum, über die Rezension einer Lernenden im Lokalradio und über die rappelvolle Messehalle.
Gekauft: Ilma Rakusa, Langsamer! / Droschl-Essay 54
Senta Berger leichten Herzens zu Gunsten der Freundschaftspflege verpasst.

7 Gedanken zu „über die Erfüllung an Buchmessen“

  1. Ja, der Radio-Redaktor war wirklich etwas gar schlecht vorbereitet, jedoch freut mich die Plattform für die Buchhändlerin und den Buchhändler.
    Letzterer hört sich inhaltlich zu meinem Erstaunen immer noch eher an wie der ZAP-Chef und weniger wie ein Thalia-Geschäftsführer.

  2. Ich seh’ das mit der von Ihnen erwähnten plumpen, völlig wirren Weltwoche-Titelgeschichte (was in der Tat nicht völlig von der Hand zu weisen ist), auch noch so:
    Es drängt sich die Frage auf, ob über einen plumpen, völlig wirren Zustand (denjenigen der Volksschule nämlich, speziell auch der Berner Volksschule) sich nicht anders als eben plump und völlig wirr berichten lässt – so gesehen könnte man der Titelgeschichte durchaus etwas abgewinnen – es fragt sich lediglich, ob das denn auch wirklich der Vorsatz der Journalistin war… Was hingegen der sog. „neue“ (bernische) Lehrplan mit seiner Anhäufung von Unverbindlichkeiten (siehe Deutsch, NMM) und insbesondere die unseligen Jahre des Herrn Annoni alles angerichtet haben, das ist alles andere als eine Aufwertung der Volksschule – das ist tatsächlich näher bei einer Katastrophe. Sie wollen mir ja wohl hoffentlich nicht weismachen, dass Sie diesem Herrn auch nur eine einzige Träne nachweinen, wenn er Ende dieses Monats endlich geht (und leider anderswo an höchst prominenter Stelle sein Unwesen treiben darf)?!
    Vielleicht beschreiben Sie mal gelegentlich den aktuellen Zustand der Volksschule, aus Ihrer Sicht, in Ihrer bekannt-sachlichen Art (und das ist jetzt gar nicht etwa ironisch gemeint)? Denn über dieses Thema lässt sich auch andernorts nicht viel Positives vernehmen, um es mal höflich zu formulieren – ausser auf der ED: Annoni und seine Entourage sind von sich und ihrer Arbeit (annonisieren – Sie kennen das Bonmot?) nach wie vor völlig überzeugt…

  3. Herr a.more.s – Zuerst bedanke ich mich für die „bekannt-sachlichliche Art“, die – ganz unironisch gemeint – ein nettes Kompliment ist. Denn mit der Sachlichkeit ist es ein wenig wie mit dem Vorsatz, nicht zu werden wie die eigenen Eltern: Man muss sich täglich darum bemühen.
    Ich lese als Mensch ohne TV sehr viel Zeitung. Aber die Weltwoche kaum, sie ist einfach schlecht, sie kommt für mich nur Millimeter vor Facts. Allerdings überlasse ich die journalistische Kritik in der Regel lieber berufenen Mündern.
    Die erwähnte Ausgabe wurde mir aufgedrängt, beim erwähnten Artikel handelt es sich um hundsmiserablen Thesenjournalismus. Kein noch so übler Zustand einer Volksschule sollte eine Journalistin so weit bringen, ihr Fach zu ignorieren. (Dass ich mich nicht nur für Annonis Absetzung, sondern auch für die Verhinderung von Typ-ähnlichen stark gemacht habe, steht an anderer Stelle, z.B. im letzten Satz.)
    Daniela Niederberger hätte anstatt mit einer (!) Wohlfühl-Waldorf-Pädagogin mit einer (!) Alkoholikerin oder einem (!) notorischen Zu-Spät-Kommer unter den Lehrkräften der Unterstufe den Ist-Zustand erheben können. Die gibt es nämlich, wenn man lange genug sucht, das weiss jede Schulkommission.
    Und in Sachen „Jokertage“ (im Kanton Bern fünf freie Halbtage) hatte sie leider auch nur einen (!) Oberstufenlehrer gefragt, der ihr versichert hat, man wolle „lässig und grosszügig“ sein. Dabei weiss jeder bildungspolitisch versierte Mensch, dass die freien Halbtage nach jahrelangem Ringen eingeführt wurden, weil das der beste Kompromiss für die Feiertage von Nicht-Christen war. Genau so werden sie in Bern auch genutzt – und zur Ferienverlängerung (weshalb ich strikt dagegen bin, dass man sie hintereinander beziehen kann). Wenn man die „empfindlich durchlöcherte Disziplin“ besingt und eine Titelgeschichte daraus bastelt, wäre es doch nett, sich ein paar bildungspolitische Basics anzulesen. Und eine Seite zu brauchen um zwei blonde Schweizerkinder „Spaziergang“ und „spazieren“ möglichst wüst und falsch an eine Wandtafel krakeln zu lassen, halte ich nicht gerade für besonders originell. Der arme Enver Hirsch! Ein bedauernswerter Fotograf, der einen solchen Schwachsinn stellen muss.
    Was die Berner Volksschule angeht, so teile ich Ihre Auffassung, dass sie in einem schlechten Zustand ist – einer der Gründe, weshalb ich ihr das Kind entziehen musste und unseren Schulkreis im Moment überhaupt niemandem empfehlen kann. Erhebungen des Ist-Zustandes gibt es aber sehr viele, praktisch alle Parteien in Bern haben entsprechende Papiere verfasst und in den Arbeitsgruppen mit Lehrpersonen, in denen ich war, lief die Diskussion lösungsorientiert und nie auf dem Niveau, auf das Daniela Niederberger offensichtlich gestossen ist. Aber es ist ein langer Weg, den Schulen Qualitätssicherung zu erklären und den Nutzen für alle aufzuzeigen. Doch es gibt Schulen, die reformieren sich selber, fangen klein an und bekommen Freude dran. Zum Beispiel die in Zürich (Limmat 3, glaub ich), in der auch Lehrpersonen untereinander Hochdeutsch sprechen oder das Schwabgut in Bern, das erfolgreich und mit vereinten Kräften von Lernenden und Lehrenden ein Handyverbot durchsetzt.
    Leute aus den Quartieren, Mitgleider der Kirchen, Mitarbeitende der Gemeinschaftszentren und Mitglieder von Parteien organisieren mit kargen Mitteln die ganze Integrations- und einen grossen Teil der Förderarbeit, die sehr eng mit der Schule zusammenhängt. Mal geht diese Zusammenarbeit besser, mal schlechter. Ich war und bin daran beteiligt, aber das bräuchte ein Themenblog.
    Dass ich jedem Unzufriedenen empfehle, bei der politischen Arbeit mitzumachen, versteht sich (nach diesem Sermon schon fast von selber).

  4. Ich hoffe, ich habe Sie nicht allzu sehr um den verdienten Schlaf gebracht – es gäbe, wie Sie’s in Ihrer Replik antönen, viel zu sagen zu diesem Thema, so viel, dass ich jetzt gerade wirklich nicht wüsste, wo ich überhaupt anfangen soll, und vielleicht ist das ja auch besser so, weil es den Rahmen eines Weblog-Kommentars mit Bestimmtheit sprengen würde, falls man in diesem Zusammenhang von einem „Rahmen“ überhaupt sprechen darf. Ich kommentiere ja selten irgendwo irgendwas hinein, nicht zuletzt weil ich selber diese Möglichkeit bei mir nicht anbiete (aus verschiedenen Gründen). Doch manchmal fühle ich mich anderswo so sehr herausgefordert, dass ich mich einfach nicht zurückhalten kann… wie neulich hier.
    Vielleicht kurz dies: ….. – aber nein – … ich merk’ ja gleich: Ha, kurz… das wird so oder so ausufernd, sobald ich nur mal loslege… Damit habe ich aber immerhin wenigstens gleich den Hauptgrund für meine no-comment – Strategie angetönt: Wenn ich comments bei mir nämlich zulasse – so meine Überlegung – und wenn, was zu „befürchten“ ist, eben dann auch die anregenden, herausfordernden, gehaltvollen comments eintrudeln, dann werde ich vom PC zeitlich noch viel mehr vereinnahmt als ohnehin schon, werde endgültig zum Sklaven der Technik – und genau das versuche ich zu vermeiden; ich benötige privat so viel Zeit für meine berufliche Arbeit, für Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Musik, Filme, meine geniale 4-, bald 5-jährige Patentochter, la famiglia, Reisen, Kochen undundund – ich möchte’ das nicht missen bzw. kürzen mögen… aus diesem Grund ist übrigens (sicher schon bemerkt!?) auch mein Weblog relativ simpel gestrickt, ohne grossen Aufwand meistens: hier etwas kopiert, dort etwas zitiert, da etwas verlinkt, ein paar Bilder hochgeladen, das „Design“ von Beginn weg ohne jegliche Änderung… Und sehen Sie nur: Ich habe bisher nichts zur Schule, nichts zur Weltwoche, eigentlich zu nichts irgend etwas von Belang gesagt, zu dem ich ursprünglich hier was sagen wollte, und schon steht da bereits ein halber Roman… achachach, a.more.s, dabei solltest du dies und auch das, und die letzte ZEIT liegt noch völlig verschweisst auf einem Sofa… – immerhin mögen Sie nun doch wenigstens in einem unwichtigeren Detail etwas klarer sehen und die nötige Milde walten lassen (…irgendwie hab’ ich so gut begonnen und bin jetzt an einem Ort angelangt, wo ich eigentlich gar nicht hinwollte… ich glaube, ich bin müde – ich setz’ mal einen starken Kaffee an) – an irgend einer Stelle wollte ich mich doch auch noch bedanken für Ihre aufschlussreiche Antwort…!? Ja, auf jeden Fall: Danke.

  5. Ich danke Ihnen, Herr a.more.s, für die anregenden wie aufschlussreichen Zeilen über das Leben und die Technik darin. Ein guter Kommentar findet seinen Weg halt selber.

  6. a.more.s,
    und die letzte ZEIT liegt noch völlig verschweisst auf einem Sofa
    Dann haben Sie aber ihre Zeit gut im Griff. Bei mir sind es ungefähr vier oder sechs Ausgaben. Wenigstens habe ich den einen Kongo-Artikel schon zur Hälfte gelesen, der stellenweise schon fast amüsant zu nennen wäre, wenn es nicht so traurig wäre. („Wahlen? Ist Mobutu gestorben?“)

  7. Danke, Marian, für den Hinweis auf einen sehr aufschlussreichen Artikel. Die Frage zu Mobutu ist in der Tat ungefähr in der Mitte, aber sicher bist du inzwischen auch fertig. Ich habe mich beim Titel einige Male verlesen: Grosse Schlachten, kleine Wunden – anstatt „Wunder“. Und immer gedacht, Kongo – das ist doch eine grosse Wunde, keine kleine. In meinem Kopf sowieso viel mehr das, als ein Land. Aber meine Afrika-Kenntnis kommt auch „nur“ aus scheusslichen Berichten während meiner Zeit bei der EZA (Entwicklungszusammenarbeit), in den Neunzigern. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass es da auch Touristen und Nationalpärke gibt, ich denke immer nur an Rwanda und Äthiopien und Somalia und den Kongo und Zimbabwe und alle die Waffen und Aids und Cholera und Verschuldung und Korruption – eben.

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