Wir sind gut aus Frankfurt zurückgekehrt. Nur hatte der ICE auf der Rückreise unsere 82 Platzreservationen zweimal verkauft. Die anderen 82 kamen vorwiegend aus Berlin und sassen schon. Das ging zurest nicht so gut, weil die Azubis an der Buchmesse ihr Gepäck vervielfachen – aber die Aufregung legte sich schon in Mannheim weitgehend und in Karlsruhe haben dann definitiv alle irgendwo geschlafen.
Jetzt sortiere ich Fotos und Verlagsunterlagen und mache Schulzeitschrift und Unterricht daraus. Ich arbeite mit Notstrom, der nur für meinen PC und dessen Umgebung reicht. Der Umbau unseres Schulhauses ist noch immer nicht beendet, aber ich hoffe, dass die Heizung bald wieder geht. Sonst müssten wir dann irgend ein Bewegungsgerät unter den Pulten installieren und die Energie selber machen. Denn hierzlande ist wahrlich Winter eingebrochen.
Der Bücherfragebogen ist eine so schöne Idee, ich könnte stundenlang lesen, was die Bloggerinnen hierzu schreiben, besonders, wenn sie es akribisch tun. Für eine traditionelle Buchhändlerin wie mich sind das alles tolle Kundengeschichten und eine sprudelnde Quelle für kommende Beratungsgespräche. Ich war noch nie beleidigt, dass Buchkonsumenten einander Bücher empfehlen oder einander davon abraten, das ist ja weissgott nicht erst seit dem Internet so. (Ein wenig komisch wirkt es auf mich, wenn die Software die Empfehlung übernimmt. Aber da alle Onlinebuchshops vermelden, es sei gewünscht und funktioniere.)
Nun, nachdem ich in Deutschland gewesen bin, sehe ich die Integrationsdebatte in einem etwas anderen Licht. Weniger am Ende des Tunnels als erst am Anfang. Man diskutiert offenbar auf einem sehr hohen oder auf einem sehr tiefen Niveau, nur aus der Praxis ist wenig zu hören. Geht es hier eigentlich hauptsächlich um die Begriffsdefinition? In den zwei Jahrzehnten, in denen ich das Wort „Integration“ benutze, war für mich seine Bedeutung – auch für die Gesellschaft – immer klar: Es braucht sie für jeden, der in ein neues Umfeld kommt. Sie ist für beide Seiten eine Herausforderung. Beide Seiten müssen geben und abgeben. Integration ist nur mit einer aufgekärten Politik zu haben. Für alle anderen Möglichkeiten im Umgang mit dem Anderen sollten wir doch auch andere Begriffe brauchen? Natürlich verändern sich Wörter, aber in so heiklen Beriechen, wo die Kommunikation ohnehin schon schwierig und eine Generation nicht lange ist, wöre es praktischer, die Wörter nicht ständig mit neuer Bedeutung zu füllen nur um dann umso erbitterter darüber streiten zu können.
Na, dann habt ihr Frankfurt also erfolgreich hinter euch gebracht! Ich stelle auch fest, dass „Intergration“ für alles und jedes verwendet wird – solange es um Migration geht, total reflexartig und inflationär. Aber wenn es um Einheimische geht, wird das Wort kaum verwendet, ausser noch bei Behinderten.
Ich war zum Glück in den letzten vier Jahren in einem Quartierverein, der nur Ausländer-Integration draufschrieb, wo auch Ausländer-Integration drin war. Und das war bei einem einzigen Projekt. Alle anderen gefühlten 200 Projekte betrafen entweder jeden hier, ganz unabhängig vom Migrationsstatus oder waren anderer Natur. Aber wenn man natürlich alles nach der eidgenössichen Hausfrau von ca. 1965 beurteilt, muss man heutzutage fast überall und permanent „Integration!“ und ganz besonders laut „Nicht-Integration!“ schreien.