Ich sitze am Küchentisch, versuche mir vorzustellen, was der blitzschnell vorbeirasende April mir gebracht hat und merke: Es war vor allem Wachstum.
Kinder sind zur Welt gekommen. Entsprechend habe ich den Chinderbuechlade besucht, denn etwas anderes als Bücher kriegen Bébés von mir nur in Ausnahmefällen. Dabei habe ich gemerkt, dass Bilderbücher, die ich gerade noch als besonders originell gefeiert habe (wie zum Beispiel „Nick“ von Benji Davies oder die Torten-Titel von Thé Tjong-Khing) unter verständigen Buchhändlerinnen längst Klassiker geworden sind. Aber Bilderbücher öffnen sich immer wieder neu, meine Entdeckung ist Pija Linderbaums Greta.
Und „meine“ Abteilung Kundendialog wird im neuen Schuljahr noch grösser. Ich wähnte mich auf der sicheren Seite, als ich (neu) drei Parallelklassen für 2017/18 beantragte, erhielt und plante. Nun reicht das nicht, es stossen Neue aus der Ostschweiz zu uns, wir brauchen eine vierte Klasse. Alle Mitlesenden mit Schulleitungskenntnis wissen, was das bedeutet. Den anderen sei gesagt, dass es eine geeignete Aufgabe für „Germanys next topschulleitung“ wäre. Man hat nämlich erstmal nichts: Keine Stundenplanzeitfenster mehr, keine Räume, keine PCs und noch keine einzige Lehrperson. Dafür umso mehr Anfragen von Leuten, die wissen möchten, in welche Klasse sie eingeteilt werden und von wann bis wann welches Fach haben und vielleicht auch noch grad bei wem (was verständlich ist, denn die machen ja jetzt die Arbeitspläne für die Integration der neuen Azubis)? Praktischerweise fällt diese aufbauorganisatorische Herausforderung mit der kritischsten Phase der Ablauforganisation einer Berufsschule zusammen: Der Prüfungszeit. Als Leiterin der Abschlussprüfungen Kundendialog bin ich auch in die Erstellung, Durchführung und – wegen Ausfällen – in die Korrekturen involviert. Andre, die mir sonst helfen könnten, sind mit den Prüfungen ihrer eigenen Abteilungen ausgelastet, die Sekretariate sogar überlastet. Und fast vergessen: Budgetphase ist auch jetzt. Falls jemand fragt, was Schulleitungen den lieben langen Tag so machen, wäre die Antwort simpel: Management.
Und noch eine grosse Überraschung: Das Ehemaligentreffen der Buchmenschen unserer Schule hat enormen Anklang gefunden. Über 180 Leute sind zusammengekommen, um sich miteinander über alte und neue Zeiten zu unterhalten. Und dies, obwohl wir nur via Social Media und mit einem Inserat in der Branchenpresse für den Anlass (für den es gar kein Programm gab) werben konnten. Eine Bildauswahl des aussergewöhnlichen Abends habe ich inzwischen zusammengestellt und richtig Freude daran. Ich finde die Fotos, die von verschiedenen Laien gemacht wurden, fangen die Stimmung an diesem 1. April sehr schön ein. Auch wenn der Buchhandel schrumpft und viele der Gäste heute andere Betätigungsfelder haben, war die Verbindung über Bücher und das Lesen und Menschenfreundlichkeit an sich einfach in allen Gesprächen spürbar. Die junge Frau, die mir in der Lehre nachgefolgt und also meine „Unter-Stifin“ war, wird demnächst Grossmutter, Wachstum auch da.
Zudem bot mein April mir gleich zwei besondere Gelegenheiten, selber zu wachsen. Der Sohn war krank (im Spital) und ich hatte meine erste Woche als normale Studentin (BWL, RW und Controlling) an der Fachhochschule. Beides verschiedene, aber doch sehr neue Herausforderungen für mich, die viel Geduld und Kraft erforderten. Die Studienwoche muss ich noch nachbearbeiten, aber der Sohn ist zum Glück schon fast wieder genesen.