Corona News V

„Ich sitze im Büro und höre Simon & Garfunkel – tja, Corona macht komische Dinge mit einem.“ So beginnt mein neuer Newsletter ans Kollegium. Ich habe Musik im Ohr, die ich seit Jahrzehnten nicht mehr gehört und niemals vermisst habe. Gestern sagte ich mir aus dem Stegreif ein Goethe-Gedicht aus der Oberstufe auf, an welches ich nie zuvor gedacht hatte. Entweder ist das eine Quarantänedemenz oder eine Flucht aus der Welt voller Calls, die alle wichtig sind und meine Kapazitäten doch überfordern.
Mit der Fachhochschule nutze ich webex, mit der Partei und der Familie meistens ZOOM, ebenso in Arbeitsgruppen zu den Lehrabschlüssen, die 2020 ganz anders stattfinden. Die Online-Prüfungen selber machen wir jedoch ausschliesslich über Teams, darüber führe ich auch die Lehrpersonen und werde selbst so geführt. Gespräche mit Lernenden mache ich ebenda. Dabei muss ich extrem aufpassen, keine Channels zu verwechseln, die Vielfalt von Banalitäten bis Sensibilitäten ist einfach zu gross. Im Genossenschaftsrat, den ich präsidiere, sind wir mit allem unterwegs, Eigenkreationenen, Google hangout, ZOOM, Teams und Jitsi sowie alle Social Media, die mir je begegnet sind.
Als mein langjähriger Yogalehrer mir einen Link fürs morgendliche Hatha sandte, brauchte ich eine ganze Woche, um die paar englischen Worte zu finden, um mich zu bedanken und für die freundlichst dargebotenen Online-Stunden bis auf weiteres zu entschuldigen. Ja, es geht vielen so. Ausser denen, bei denen nichts mehr geht. Menschen ohne Arbeit und umso mehr Ansprechpersonen mit wenig Zeit, mit chronischen Krankeiten, mit Kindern, die schon vor Corona Timeouts und Troubles hatten, solche, die schon vor dem Lockdown nicht klarkamen mit all den Formularen und jetzt mit den ins Internet verlegten Ämtern vollkommen am Anschlag sind – von ihnen höre ich auch vieles und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich so kurz angebunden antworte.
Was mir hilft: Jeden Tag mehrmals das Hamsterrad anzuhalten, um die Prioritäten auf Sinn und Richtigkeit zu überprüfen. Jeden Tag mehrmals daran zu denken, dass alle, die mir begegnen, ihren eigenen Kampf kämpfen, von dem ich nicht die geringste Ahnung habe.

Corona News III

Die Kommunikation an Schulen in der Krise beschäftigt alle Schulleitungen, praegnanz hat eine interessante Zusammenstellung von Schulwebsites zur Coronazeit gemacht. Wir sind keine vollständig finanzierte Bildungsinstitution und haben angesichts der Marksituation sofort alles auf online umgestellt, gerade auch Beratungsgespräche. Entsprechend sind die Auskünfte zu Corona auf der Website kurz. Ich finde die Navigation noch nicht gut und sähe vieles gerne etwas anders formluiert; eine Ressourcefrage, wie so oft.
Die ganz wichtigen Informationen, bei denen es auf Details ankommt, bearbeiten wir in der Leitung kollaborativ neu auf Sharepoint (weil das am besten in unsere Systemlandschaft passt). Ich habe dabei die Schlussredaktion und bin inzwischen wirklich die, die abschliessend redigiert ohne übersteuert zu werden. Zudem habe ich einen Stellvertreter, was unsere Abläufe gut abstützt. Die Informationen geht über E-Mail raus, sieht aber wie ein Newsletter aus. Unsere begnadeten Hintergrundarbeiterinnen haben die passenden Verteiler aufgebaut. Unsere grösste Zeilgruppe sind alle, die vom Distanzlernen ganz direkt betroffen sind. Darauf folgt die Gruppe, die von Abschlussfprüfungen betroffen ist, Teilprüfungen mitten in der Lehre eingeschlossen. Nur schon diese beiden Verteiler zu generieren, erfordert hohe Präzision, von den Untergruppen in einzelnen Berufen gar nicht zu reden. Plötzlich realisieren wir, welche Menge an Informationen wir einfach so innerhalb der Schulhäuser und via Klassenlehrpersonen multipliziert haben und wie wenig davon sich 1:1 in die neue reine Onlinekommunikation überführen lässt.
Besser als erwartet gelingt die Führung online, allerdings habe ich auch sagenhaft präsente Kollegien. Wenn die räumliche Nähe nicht mehr das entscheidene Kriterium ist, nehme ich plötzlich andere Lehrpersonen öfter wahr und die bisher sehr Präsenten anders. Ich empfinde das positiv und hoffe, die Lehrpersonen selber fühlen sich dabei nicht vernachlässigt oder verloren oder glauben mir, dass ich alles anbiete, was irgendwie möglich ist. Letzte Woche haben eine Lehrerin und ich unser Jahresgespräch per MS Teams geführt (89′). Unser beider Eindruck davon war gut. Ich denke jedoch, dass das auch mit der Lehrerin (die als ehem. Schauspielerin kameragewohnt ist) zu tun hatte. Ich erwarte nicht, dass es nun immer so ist, will es aber weiter so handhaben. Ersetzen anstatt verschieben erscheint mir nach wie vor die beste Art, mit der Situation umzugehen.

Zum Weltbuchtag 2019

Ordnen ist menschlich und Schubladisieren eine erprobte Methode, den Wirren des Lebens zu begegnen. Warum sympathisieren wir dann mit Charakteren, die alles durcheinanderbringen? Von Romeo und Julia über Effi Briest und Pippi Langstrumpf bis zu Pettersons Findus und Lorenz Paulis bösem Pferd – lauter Figuren, die anders sind, als die Erwartungen an sie.
Wo wir dichter beieinanderleben und uns gleichzeitig ständig bewegen, transformiert sich die Gesellschaft in Windeseile. Stereotype bieten keinen Schutz, sondern verzögern überlebenswichtige Entwicklungen. Zumindest die, die gerne lesen, haben das immer schon geahnt – oder ist es sogar umgekehrt?
Hier setzt die Wirkung von Buchhändlerinnen und Buchhändlern ein: Wider Stigmatisierung und Stagnation mit beherzten Gesprächen, couragierter Sortimentsgestaltung und mutiger Kundschaft. Der Welt zugeneigt und den Menschen, die uns in ihr begegnen.

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Sommerferien-Reflexion

Ich kann mich an kein kräftezehrenderes Semester erinnern als dieses vergangene. Aber die Erinnerung kann ja täuschen. Wir litten alle unter Ausfällen von Menschen bis Maschinen, ich ächzte unter dem Wachstum der Abteilung Kundendialog und auch privat war selten Sonntagsspaziergang. Doch die Sommerferien sind eine Zäsur und ich will diese nutzen, zu überlegen, ob alles, was ich organisierte, nötig und wirksam war und wie ich es ändern kann, weil es zu viel zu tun gibt.
Der „Pegasus“ bereitet mir viel Freude, aber als Einfrau-Redaktion auch enorm viel Arbeit. Mit den guten Rückmeldungen für die aktuelle Nummer kommt dann die Versöhnung – bis zum nächsten Mal!
Die Diplomfeier im Buchhandel gestalten wir aufwändig, wir verwenden zu viele Ressourcen darauf. Die Bühne wird schön geschmückt (ich mietete dieses Jahr weisse Rosenbäume, es war umwerfend) und es gibt eine halbstündige Lesung mit einem guten Autoren oder einer guten Autorin. Am Schluss können die Diplomierten ein Buch von einem mit Aktualitäten ihrer Lehrzeit bestückten Büchertisch auswählen. Der Fotograf verschafft uns wunderbare Erinnerungen. Die Organisation beginnt im November des Vorjahres, der Autor sollte im Dezember gebucht sein. Wenn ich die Lesung und den Büchertisch streichen würde und ohne Bühnenschmuck auskäme, hätte ich noch einen Viertel des Aufandes nur schon deshalb, weil ich mir den Grossteil des Fundraisings sparen könnte. Aber das schaffe ich im Moment noch nicht. Wie es ist, ist es einfach zu schön.
Auch bei der Diplomfeier in der Abteilung Kundendialog logieren wir wunderschön, im Technopark in Zürich. Der Anlass wird hauptsächlich von der Zuständigen im Berufsverband organisiert, der ich sehr dankbar bin. Ich fundraise nur die ganz einfachen Fälle und helfe vor Ort mit. Ich schaue zum Beispiel, dass die hibbeligen Diplomandinnen am richtigen Ort sitzen und der Fotograf neben allen in die Luft gereckten Handys Platz bekommt für seine grandiose Arbeit. Ich halte meine Rede als Letztes und vorher verlorene Zeit einsparend. Zudem stifte ich einen Preis für die besten Berufskenntnisse. Das ist eben nicht die Praxis, sondern die Theorie dahinter. Dafür gibt es sonst nie eine Ehrung und das finde ich so falsch, dass ich den Preis am liebsten für alle 150 Berufe in diesem Landes spenden würde. Auch hier: Selbst wenn es viel zu tun gibt, ist es genau richtig so.
So geht es im Leben häufig: Man möchte wirklich und endlich etwas ändern, aber bitte ohne Veränderung.

Messerli-Preis für Whitney Obahor

Beziehung versus Beziehung

Täglich treffe ich viele Entscheidungen für soziale Beziehungen, die gleichzeitig Entscheidungen gegen mein eigenes soziales Netz sind. Das geht wohl den meisten in Menschen-Berufen so.
Heute zum Beispiel wäre ich gerne der Einladung eines Kollegen ins Haus der Religionen, das bei mir um die Ecke liegt, gefolgt. Ich habe mich aber dagegen entschieden, weil ich Mitarbeitergespräche in einer Weise dokumentieren will, wie es mir in meiner Arbeitszeit nicht möglich ist und in der Folge die Protokolle häufig sonntags schreibe. Dies nicht aus reiner Gewissenhaftigkeit, sondern weil es die Lehre ist, die ich nach 53 solchen Gesprächen und zehn Jahren Führung von Lehrpersonen aus Konflikten gezogen habe.
Heute war das Abwägen der Beziehungspflege am einen und anderen Ort besonders dialektisch. Gerade findet ein vielversprechendes Symposium zur HIOB-Frage statt, welches mich auch für meine Mitarbeitergespräche interessiert hätte. Leiden ist zunehmend weniger eine existenzielle Erfahrung, keine Prüfung ohne absehbares Ende. Leiden ist eine Herausforderung, die wir mit Sinn und Verstand eigenverantwortlich zu terminieren suchen. Das beschäftigt mich und meine Mitarbeitenden häufig. Bei Unfall, Krankheit und Verlust sind Hadern wie auch Akzeptanz des Schicksals bei jedem Schritt des Wiedereinstieges die wichtigsten Gesprächsthemen.
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Den roten Faden haben andere

(Der rote Faden fehlt in meinen Notizen der letzten Wochen. Ich versuche immer wieder, die Notizbücher farblich zu trennen, aber schon nach wenigen Tagen stelle ich die Unmöglichkeit des Vorhabens fest und schreibe Französischvokabeln, To-do-Listen, Geschenkideen und einzelne Sätze aus dem Feuilleton durcheinander ins gleiche Heft. Heute konsultiere ich manchmal den WhatsApp-Verlauf, um überhaut zu wissen, was ich gedacht und gemacht habe und noch zu machen hätte.)
Nun gibt es zum Glück eine Menge Leute um mich herum, die effizenter sind und an denen ich mich hin und wieder orientieren kann.
Beispielsweise hat Hanjo mich mit seinem formidablen Typoscript über bloggende Lehrer/innen auf das ZUM-Wiki Lehrerblogs gebracht, welches mir schon gute Dienste leistete. Seine Veränderungen wiederum haben mich dran erinnert, dass auch bei mir solche anstehen: Ich höre nach 17 Jahren auf mit dem Unterrichten. Dies ohne diesen Teil lohnmässig zu ersetzten. Und ohne Illusion Freizeit, denn Zeitfenster in der Schule sind Schwämme, sie werden mit jeder Leerung saugfähiger. Aber ich brauche mehr Zeit für das konzentrierte Arbeiten und weniger Aufgaben gleichzeitig, bei denen es keine Fehlertoleranz gibt. Zum Beispiel vorgestern hatte ich Prüfungs- und Stundenplankorrekturen sowie Testergebniskontrollen der neuen Schulverwaltungssoftware gleichzeitig an einem Arbeitstag, an dem ich auch selber noch unterrichtet habe. Das ist für mich nicht zu schaffen. Wenn ich auch nur eine Räumlichkeit im zukünftigen Stundenplan falsch absegne, entstehen ein Rattenschwanz von Problemen und Arbeiten in anderen Abteilungen. Oder – bliebe es ganz unbemerkt – es steht ein Informatiklehrer im nächsten August in einem Schulzimmer ohne PCs und alle PC-Zimmer in allen sechs Schulhäusern sind besetzt. Wir planen knapp, so sind die Verhältnisse. Von falschen Personaleinsätzen oder mangelhaftem Informationsfluss, die Lehrpersonen dauerhaft beunglücken, gar nicht zu reden… Geschwindigkeit und Präzision schliessen sich meiner Meinung nach bei Arbeiten, die nicht Routine sind, einfach aus.
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Bilan de la semaine (III)

J’ai complètement raté mon épreuve orale. La dictée de la semaine était difficile mais je me suis débrouillée. Et mes productions écrites étaient bonnes.
Ce soir j’ai fait un résumé d’un article « Comment sont nés les grands ensembles » en utilisant beaucoup de connecteurs (et en plus des réceptions avec mon portable – épouvantable!).

Keine Reflexion

Würde ich zu lange nachdenken, würde ich meinen Sprachaufenthalt wohl abbrechen. Jetzt, wo es nass und nässer wird, meine Kleider immer klamm und nie ganz sauber sind und das Pendeln jedem Pendler in der übervollen LEB so richtig auf die Nerven fällt, ist Ignoranz des Hier und Jetzt eine gute Lösung. Und etwas Zuckerguss darüber.
Am meisten kämpfe ich mit der Sprache. Kein Tag, an dem nicht etwas auftaucht, was ich unbedingt können sollte: Cause! Conséquence! Und überhaupt „les connecteurs“ – viel mehr einsetzen! Und erst „la vie affective!“ „La colère“ ist das nicht, das ist „l’exaspération“! „La peur“ ist platt, hier passt „la crainte“! „trembler“ trifft es nur halb, verwende an dieser Stelle „frissonner“.
Drum habe ich heute nach der Schule in der Regionalbibliothek in Chaudron (die an sich mehrere Blogbeiträge wert wäre) einen Aufsatz geschrieben, in den ich alles verpackt habe, wovon man mir sagt, es sei absolut unerlässlich fürs Französische „au Niveau B2!“. Thema: Meine Zeit im Kibbuz. Denn Kindheitserinnerungen unter Anwendungen aller Vergangenheitsformen waren auch noch eine Aufgabe.
Das finde ich nun vorbildlich genug, gute Nacht.

Bilan de la semaine (II)

J’ai choisi de nombreuses fois entre l’indicatif et subjonctif. J’ai fait une liste des expressions pour s’indigner ou juger (en espérance de l’utiliser pour la présentation et la défense d’un point de vue), et ensuite des exercices sur les pronoms relatifs composés. Un défi! Désirez-vous un exemple?

Aimée est une amie. Elle habite près de chez moi. / Je la connais depuis 30 ans. / J’ai complètement confiance en elle. / Je lui raconte tout. / Son humour me réjouit. / Je passe des heures avec elle. / Je lui demande souvent conseil. / Ses goûts sont proches des miens.

Corrigés: Aimée est une amie qui habite près de chez moi, que je connais depuis 30 ans, en qui j’ai complètement confiance, à laquelle (à qui est aussi possible) je raconte tout, dont l’humour me réjouit, avec laquelle (à qui est aussi correcte) je passe des heures, à laquelle ( ou à qui) je demande souvent conseil et dont les goûts sont proches des miens.

Les règles sont claires mais trop diverses. Il vaut mieux que je fasse encore des exercices. Heureusement l’accès au Rolex Learning Center de l’EPFL est autorisé tous les jours de la semaine.
Rolex Learning Center
Rolex Learning Center
Deux de mes copines quittent Lausanne maintenant. Quel dommage! Le temps passa vite avec elles. Merci beaucoup.

Ich bin eingerichtet.

Nachdem ich mein Zimmer bezogen, mich meiner Gastfamilie vorgestellt, mein Handy auf Französisch umgestellt, auch das Landi-Wetter in Welsch abonniert und einen ausgedehnten Spaziergang durchs Dorf gemacht habe, bin ich der französischen Worte leer. Morgen mehr.
Danke vielmal für alle die originellen, liebevollen und ermunternden Reaktionen auf meinen vorübergehenden Abschied aus der WKS.