Corona-News I

Mich beschäftigt das Thema persönlich seit letzten Dezember. Mit einem in einer asiatischen Firma und international tätigen Mann und einem Sohn in der Pflege liegt das nahe.
Es gehört zu den interessantesten Erfahrungen meines Lebens, wie das Virus sich mir genähert hat. In den letzen zwei Wochen ging es schnell und heute befinde ich mich in der noch ungewohnten Lage, dass es mich 24/7 beschäftigt. Deshalb für die Chronik ein kurzer Bericht aus der Leitung einer Berufsfachschule in Bern:
Vor zwei Tagen wurden Präsenzveranstaltungen in Schulen vom Bund verboten. Wir haben an der WKS KV Bildung zwischen Freitag und jetzt auf Distanzlernen umgestellt, das heisst: Über 100 Lehrpersonen haben über 2000 Lektionen vorbereitet, was genau für eine Woche reicht. Für Lehrpersonen ist die Schule vorerst noch zugänglich, bei Besuchen werden die BAG-Regeln zum Schutz eingehalten. Die Arbeitsplätze sind übers Wochenende desinfiziert worden. Wegen eines Verdachtsfalles befindet sich die Bereichsleitung unserer Grundbildung, also auch ich, momentan vollständig im Home-Office (mit Citrix, Office 365 und Lernplattform). Von hier aus leite ich zweieinhalb Abteilungen und beantworte die Fragen der Anspruchsgruppen in folgenden Themenbereichen gem. Vorgaben (und bei Unsicherheit mit Rücksprache bei einem Kollegen):
• Ob etwas stattfinden wird oder nicht, Verschiebunsanträge
• Alles die Branchen (Berufsgruppen) betreffende
• Rechtliches
• Finanzielles
• Persönliches
Natürlich auch Fragen zur Durchführung des Unterrichts auf Distanz, wobei ich hier voll und ganz auf unsere engagierten Fachverantwortlichen zählen kann und im technischen Bereich auf unseren internen Support. Im Moment haben wir noch weniger Krankheitsfälle als bei normalen Grippenwellen und alle Partnerinnen und Parner der Schulleitung zeigen – bei richtigem Abstand – vollen Einsatz.
Weiter bin ich verantwortlich für die Kommunikation innerhalb des Bereiches Grundbildung. Dazu gehört auch Grundlegendes wie die Auswahl der Kanäle und die Bestimmung ihrer Reihenfolge, falls einer zusammenbrechen würde. Bis jetzt läuft alles gut, ein Knackpunkt, der mich beschäftigt, ist die Rekonstruierbarkeit des Geschriebenen bei all den Medienbrüchen. Solange unser Schwerpunkt im logistischen Bereich liegt, ist die Lage überschaubar. Wenn es emotionaler wird, wird’s nochmal sehr anders. Sollten Menschen aus unserer Schule ernsthaft erkranken oder Prüfungen, die für die Berufsabschlüsse relevant sind, verschoben werden müssen, wird das zu neuen Herausforderungen führen. Darüber denke ich im Moment viel nach, wissend, dass ich unvorbereitet bleiben werde.
Persönlich schätze ich – Verblendung nicht ausgeschlossen – dass wir beste Voraussetzungen haben, diese Krise gut zu bewältigen. Wir sind ja hierzulande als zu kontrolliert verschrien, zu wenig emotional, eher unlustig und zu lange zu viel Abstand haltend. Ich weiss, dass viele unsere Zivilgesellschaft als noch zu sorglos empfinden, aber im Bereich Ansteckung verlangsamen und Versorgungslage verbessern kommt uns unsere Rot-Kreuz-DNA ziemlich entgegen.

6 Gedanken zu „Corona-News I“

  1. Du liebe Seel
    Auch DANK DIR läuft das in der WKS so gut!
    24/7 jedoch gefällt mir gar nicht.
    Wünsch dir einfach wie immer
    genug Zeit zum ruhig Essen
    und genug Schlafen 🧞‍♀️

  2. Gut zusammengefasst. Ich hätte lieber business as usual und finde home office über Wochen nur mässig prickelnd. Aber ich weiss auch, es geht alles vorbei. Irgendwann. Irgendwie.

  3. Ja, liebe Tanja, H. hat lange nicht kommentiert, obwohl er täglich nach einem neuen Beitrag schaut. Er muss den Alltag bewältigen, Frau H. ist dreifache Risikopatientin. Es geht aber gut. Sie gehen auch spazieren, fahren Rad, überall dort, wo keine bis wenig Menschen sich bewegen. Leider gibt es zu viele Rücksichtslose in München. Am Wochenende machte die Polizei über 300 Anzeigen, bei meist jungen, unbesorgten Leuten.
    Ja, die Unsicherheit ist groß. H. macht nächste Woche seine erste Videokonferenz mit der Lichterkette München: https://www.lichterkette.de/. Alle anderen Kontakte liegen momentan auf Eis.
    Hat aber auch was Gutes, diese Ruhe. Hier im Hause wird die Scheidungsrate keine Unterstützung haben.

  4. Vielen lieben Dank für den Bericht mit Happy End, Hauptschulblues. Und danke für das umfassende Wirken in den eigenen vier Wänden und so weit darüber hinaus auch in dieser unsicheren Zeit. Die Videokonferenz wird gut, da bin ich überzeugt. Im Moment gebe ich alle Kraft für die Lehrpersonen, die ihrerseits alle Kraft in die Azubis investieren. Und es geht nur mit Technologie und Wörtern, deshalb bin ich nachts – zu meinen Blogzeiten – meistens leer. Aber ich melde mich wieder. Herzlichst und hoffnunfsvoll!

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