im Berufsleben einer Abteilungsleiterin:
Um 7 trage ich noch zu Hause alle Doodle-Termine ein, die sich über Nacht herauskristallisiert haben – es ist die Zeit der nationalen Kommissionssitzungen. Vor 8 bekomme ich die erste Meldung, dass zwei Lernende nicht am vereinbarten Treffpunkt für den Sporttag ankommen werden und entscheide mit der Lehrperson, dass die beiden zur Arbeit müssen. Ich erreiche über Handy und XING die Zuständigen im Lehrbetrieb und begründe meinen Entschluss. Kurz nach 8 erreiche ich mit dem Fahrrad die Schule und führe noch auf dem Gang ein erstes Gespräch mit einem Lernenden, aus dessen Buchhandlung eine andere Lernende schwer verunglückt ist und im künstlichen Koma liegt. Die Situation überfordert uns alle, die Ungewissheit wird noch lange bleiben. Ich bestelle Gebäck für das gebeutelte Buchhandlungsteam und informieren das Kollegium. Um 9 bittet mich eine Lehreperson um Hilfe in einer Klasse, in der ihr gedroht wird, jedes ihrer Worte auf Handy aufzunehmen, weil Uneinigkeit über einen prüfungsrelevanten Auftrag besteht. Ich übernehme die Arbeit mit der wütenden Gruppe für eine Stunde, was recht gut geht, denn es existiert ein unmissverständlicher schriftlicher Auftrag der Lehrperson online wie offline. Am Punkteabzug für die Gruppe kann und will ich nichts ändern, aber wir finden nach anfänglichem Frust zusammen und einen roten Faden für die Vertiefungsarbeit. Ein krankheitshalber abwesendes Gruppenmitglied wird via Handy zugeschaltet, eine thematische Einigung ist möglich. Nach 10 ist grosse Pause, zwei Lernende stehen vor meinem Büro und verlangen dringend ein Gespräch, welches ich ungnädig auf nächste Woche verschiebe, weil ich einfach zu Atem kommen muss.
Es wäre in solchen Situationen spannender, anonym zu bloggen. Aber ich würde wohl um des Unterhaltungswertes willen den Problemen zu viel Gewicht geben. Ich hoffe einfach, dass der Steuerzahler, der notabene unsere Stellen an Schulen ermöglicht, merkt, dass wir es gut zu machen suchen. Jeden Morgen neu.
Ein Gedanke zu „Ein Morgen“