(Auch nach 12 Jahren Schule gewöhne ich mich nur langsam an Kalenderwochen.)
Diese Woche konnte ich alle meine (eins, zwei, drei) Jobs voll ausleben.
Montag: Hatte ich eine lange Abteilungsleitersitzung, die ich vorzeitig verlassen musste weil ich Unterrichtet in zwei Klassen des 2. Lehrjahr hatte. Zum Glück machten die Azubis das meiste selber, im Moment refereieren sie über einen Prozess in ihrer Buchhandlung (Notenarbeit). Dieses Mal waren es Remittenden (Rücksendungen von Büchern zur Gutschrift). Für den Abend hatte ich einen kleinen, aber feinen Anlass für die erste Klasse, die den brandneuen Fachausweis Buchhändler/in machen wird, organisiert. Diese Pionierinnen – ein Pionier ist auch dabei – besuchen im Moment Module in verschiedenen Detialhandelsschulen. Sie werden erst 2012 für das letzte, buchhandelsspezifische Modul zu uns kommen, aber ich wollte die Klasse trotzdem einmal sehen und fragen, wie es ihnen geht. Es ist eine tolle Gruppe. Die meisten nehmen die Tatsache, dass ihre jetzigen Dozenten keine Ahnung vom Buchgeschäft haben, locker. Sie lernen motiviert die Bugetierung für Gartenbedarf im Aussenbereich oder befassen sich mit den Herausforderungen der Führung multikultureller Teams in Früchte- und Gemüserayons.
Dienstag: Ordnete ich mit einer Klasse des dritten Lehrjahres das Sortiment der Prüfungsbuchhandlung Futura fertig ein. Wir setzten die Preise fest und schrieben die Warengruppen an, denn tags darauf war der erste Testlauf geplant. Mittags machte ich die Nachbearbietung zum Anlass vom vorherigen Abend (danken, Fragen klären, Chef informieren etc.). Dann wechselte ich wieder zur Grundbildung – diesmal zu der neuen für die Fachleute Kundendialog. Hier stand die Vorbereitung für die letzten zwei Bewerbungsgespräche (von Fachlehrpersonen) an. Dabei schloss ich erstmals in dieser Woche meine Bürotüre, um ungestört zu sein. Leider vergass ich das Telefon umzuleiten und hatte deshalb noch einen schwierigen Anruf zwischendrin.
Mittwoch: Morgens um 8:00 Bewerbungsgespräch für einen neue Fachlehrperson aus dem Callcenter, danach letzte Vorbereitungen für den nachmittäglichen Testlauf der Azubis in der Prüfungsbuchhandlung. Kurz darauf ein Kapitalfehler: Ich beschloss, endlich wieder einmal eine normale, stündige Mittagspause mit abgestelltem Handy zu machen. Das entpuppte sich als freudsche Angelegenheit, denn es hätte für Mittag gar nicht gereicht. So kam ich nicht nur zehn Minunten zu spät zur Testprüfung, sondern liess meine Kollegin das Schulzimmer alleine umbauen. Zudem musste sie noch herumrennen und mich suchen, was mir furchtbar peinlich war. Die Testprüfung gelang trotzdem und die Azubis waren dafür dankbar. Abends habe ich das Schulzimmer alleine wieder in seinen ursprünglichen Zustand geräumt – immerhin.
Donnerstag: Morgens um 8:00 Bewerbungsgespräch wie am Vortag, nachfolgend Sitzung für die Entscheidung und kurz darauf Information an alle internen Stellen. Danach zwei Telefonsitzung in Sachen Organisation der Abschlussfeier der Buchhändlerinnen und Buchhändler im Juli 2011 sowie Nachholtesttermine. Nachmittags Testlauf mit der zweiten Klasse des dritten Lehrjahres – dieses Mal ohne Verspätung, weder beim Umbau des Schulzimmers noch bei der Testprüfung selber. Abends wegen Demonstration fast eine Stunde Verspätung bei der Heimreise mit dem Tram – bzw. zwei Kilometer zu Fuss.
Freitag: Ein Arbeitszeugnis schreiben, Notizen eines Austrittgespräches verarbeiten, drei Gespräche mit Lernenden des Buchhandels führen und je ein Telefonat mit einer Lehrfirma Buchhandel und Callcenter. Nachmittags Unterricht im ersten Lehrjahr Buchhandel mit dem enorm spannenden Thema Abschreibungen auf Büchern und dem Zusammenhang Warenwirtschaft und Bilanz. Aber die Azubis waren willig, ausser, dass in einer Klasse 100% ihre Hausaufgabe nicht gemacht hatten. (Wenn Hausaufgaben nicht benotet werden, werden sie in der Berufsfachschule nur von wenigen erledigt, damit muss ich leben.) Am Ende des Arbeitstages Freude über die Nachricht, dass die fotografische Autorenleistung von Stephan Vanfleteren im Ungerer-Du mit dem Nannen-Preis ausgezeichnet wurde. Ich hatte gehofft, diese grossartige Leistung beider Künstler – dem portraitierenden und dem portraitierten – nicht zu schnell in Vergessenheit geraten möge.
Heute mache ich das bisschen Haushalt und schreibe ein Strategiepapier, das ich nächste Woche abgeben muss. Motivationsprobleme für beides sind offensichtlich – sonst würd‘ ich ja nicht bloggen.
Ach, so ist das mit dem Bloggen – Motivationsprobleme als Antrieb 😉
Unter anderem. Empörung oder Mission gehen auch gut – und geteilte Freude ebenfalls.
und du sagst mir ich mache viel???
franziska: Einen eigenen Laden führen und ihn in einer Stadt, in der es von Konkurrenz nur so wimmelt, zu etablieren, ist äusserst arbeitsintensiv. Und man ist 90% seiner Wachzeit mit Kunden zusammen… Das ist bei mir schon weniger.
ja schon, aber Deine Arbeiten sind also auch nicht ohne.