Was in der Zwischenzeit geschah

Ich sehe, ich habe lange nicht geschrieben, quel dommage! Passiert wäre genug, in meinen drei Tätigkeitsfeldern von Erwerbsarbeit, Familie und Ehrenamtliches ist ja stets irgendwo oder gar überall Bedarf. In aller Kürze: Wir haben en famille nächtelang gebacken (der Kalender gab bekanntlich dieses Jahr keine zusätzlichen Tage frei). Zudem telefonierte ich mehr als je zuvor in meinem Leben. Denn der von mir betreute Beruf „Fachfrau/Fachmann Kundendialog“ hat einen enormen Lehrstellenzuwachs erfahren. Der Beruf ist noch immer neu, und wir sind der einzige deutschsprachige Schulort, weshalb wir als Stelle für Beratung, Trost, Ermunterung, Stundenplanwünsche, Clearing und Triage fungieren. Von Fragen besorgter Eltern (langer Schulweg) über solche neuer Berufsbildnerinnen (wie mache ich einen internen Ausbildungsplan) bis zu kantonalen Zuständigen (wer kann wovon dispensiert werden) werden uns gestellt.
Politisch ist Bern immer noch mit den Wahlen eines neuen städtischen Oberhaupts befasst, und da müssen wir dran bleiben, wenn wir eine Frau wollen. Mach ich gern! Richtig schön war das Treffen mit Ursula Wyss auf dem Hochhaus in Bern-Bethlehem, wo über 400 Menschen aus aller Welt und ein Grossteil meiner Familie wohnen. Und unter uns: Ich will nicht bloss „eine Frau“, ich will auch das Scheidungskind mit Fortsetzungsfamilie, eine Politikerin, die aus eigener Kraft mit klarem Kopf und mit selber verdientem Geld ihren Weg gegangen ist, die weder aus einer Politikerfamilie noch von den Bernburgern stammt. Ich hoffe inständig, die Bundesstadt sei nun reif dafür.
Ansonsten habe ich zahlreiche Entwürfe für ganz verschiedene Dinge gemacht, Notwendiges wie Überflüssiges – selbst ein neuer Beruf ist dabei. Und sogar der Selbstversuch Chorsingen ist schon zum zweiten Mal gut gekommen – „rock the Buxtehude“ schrieb eine Freundin, als ich zweifelte. Zuerst scheint es mir immer zu viel, aber sobald ich dran bin, das einzig Richtige.
Besonders erfrischend waren heuer meine Besuche bei den angehenden Buchhändlerinnen an ihrem weihnächtlichen Arbeitsplatz. In der Dauerkrise freuen sich alle an guten Kundengesprächen, an Dankbarkeit und Interesse und der sorgfältigen Auswahl auf beiden Seiten. Mögen die Umsätze stimmen!
Mehr als andere Jahre habe ich mir zudem überlegt, ob und wie Weihnachten sich für mich verändert hat. Sicher bin ich konsumorientierter geworden. Aber nicht nur, weil ich mir mehr leisten kann, sondern weil es auch viel mehr Verschiedenes zu kaufen gibt. Ich hatte mir als Kind jahrelang Flossen und eine Taucherbrille gewünscht, aber das fand man damals im Dezember – in dem auch mein Geburtstag ist – gar nicht. Erdbeertörtchen hätte ich auch gern gehabt, doch ausser Äpfeln, Mandarinen und Nüssen gab’s ja zu der Jahreszeit nur eingemachte Früchte. Meist bekam ich dann ein schönes Pyjama (unvermeidlicher Helvetismus, so hiess das halt für mich), welches ich möglichst rund um die Uhr die ganzen Feiertage über anbehielt.

Üben für Weihnachten 1980

6 Gedanken zu „Was in der Zwischenzeit geschah“

  1. Liebe Tanja,
    danke für den aktiven Zwischenbericht. Immer wenn ich Deine Einträge lese, wundere ich mich, wieviele Stunden Deine Tage haben…..
    Und – wenngleich es eine Stuttgarter und keine Berner Buchhandlung war – ich hatte eine sehr gute Beratung am Nachmittag des 23. Dezember, sehr gut zuhörend, gute Hinweise gebend. Das witzige war allerdings: die beiden gekauften Bücher hatte sie mir nicht empfohlen, ich entdeckte sie, nachdem ich manche der Empfehlungen verworfen hatte.
    So kann’s gehen – und vermutlich habe ich zum stimmenden Umsatz beigetragen.
    Übrigens ist es mir heuer gelungen, ohne Online-Bestelllung auszukommen. Ich habe zwar nicht in jedem Fall den local dealer bevorzugt, aber viellicht etwas zum Standort insgesamt beigetragen.
    Dir und den Deinen – und uns allen – wünsche ich ein gutes und friedliches 2017.

  2. Vielen lieben Dank, Jürgen! Für die Wünsche, die Besuche in den Buchläden und überhaupt für den Gedankenaustausch, auch im Politischen.
    Bewahre! Mein Tag hat keinesfalls mehr Stunden. Ich schaue fast keine Filme, ich kenne keine Serien, ich mache wenig Ferien, ich sortiere keine Fotos, ich war noch nie im Leben in London und ich werde vermutlich bald von den ungelesenen Büchern erschlagen werden. Aber ich denke halt schon, dass ich nur etwas verändern kann, wenn ich etwas tue und das nimmt Zeit in Anspruch, die man anders auch sehr gut gebrauchen könnte. Doch wem sag ich das! Auf ein aktives, neues Jahr!

  3. oh Tanja, genau diese Aufzählung mache ich auch des öfteren (für mich selber und manchmal für andere) – ich ergänze, resp. ändere: verbringe keine Zeit im Auto, habe keinen FB-Account und war weder in Kopenhagen, Stockholm, Amsterdam noch Prag. Zudem haben meine Kinder weder Baby-Schwimmen noch Krabbel-Gym gemacht. Beim Thema Filme und auch Serien würde ich ernsthaft bei der 50-Euro-Frage scheitern!
    Aber jetzt hab ich mal wieder richtig Ferien gemacht – und stelle staunend (erschrocken?) fest dass das irgendwie gar nicht so nachhaltig ist?
    merci für Deinen Eindruck aus den Buchhandlungen – ich war nur mehrfach im „Stauffacher“ (ja, ich weiss… heisst OF) und wurde sehr herzlich von einer ehemaligen Lernenden bedient!

  4. … aber was ich eigentlich noch schreiben wollte:
    super & merci dass es Dir auch noch für die politische Arbeit reicht in Deinem Alltag! Ich hoffe dies gelingt mir früher oder später auch. Es ist wichtiger denn je – drum MERCI!

  5. @Daniela: Der Dank ist ganz meinerseits! Du machst ja politische Arbeit mit deinem Unterricht! Ohne diese geht gar nichts. Die Berufsfachschulen haben in der letzten Studie zur Wirksamkeit des Unterrichts im Bereich Staatskunde und Politik in der Schweiz besser abgeschnitten als die Gymnasien. Das ist eine gute Ausgangslage. (Und ne, nei: Stauffacher bleibt Stauffacher, hier gab’s keine Namensänderung.)

  6. Auf Flossen und Taucherbrille musstest du tatsächlich sehr lange warten. Erst im Juli vor deinem 12. Geburtstag war es soweit. Gerade habe ich die Fötis hervor gekramt – du, ein weiterer Fisch im Meer;-)
    Erholsame Wintertage in den Bergen!

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