7 Gedanken zu „Einschnitte“

  1. Ich kann nur mutmassen. Vielleicht weil ich die 3. Generation bin, die Integrationsarbeit macht? Meine Grossmutter war ein Verdingkind und hat mehr Pflegekinder aufgenommen, als es ihre Verhältnisse erlaubt hätten. Meine Mutter hat 30 Jahre geografisch und gesellschaftlich am Rand gewirkt, zur Hälfte in Freiwilligenarbeit. Meine Schwester hat gestern mit 60 Leuten aus Quartier (mit endlos hohem Ausländeranteil) Spaghetti gekocht, koscher, hallal, vegi. Die Kosovaren haben geschöpft und der alte Tscheche hielt die Dankesrede. Aber unser nächster Gerichtstermin wegen Gewalttaten gegen jemanden aus unserer Familie ist Anfang März. Es ist einfach manchmal schwer – so schnell kann sich jede Situation drehen, so fragil ist das Zusammenleben.

  2. Und etwas ist mir noch eingefallen, das mich veranlasst, das persönlich zu nehmen: Mein Kollegium ist sehr europäisch, es arbeiten darin drei Französinnen, eine ganze und eine halbe Dänin. Für uns sind die Anschläge nah.

  3. Immerzu kämpfen macht müde. Das verstehe ich. Schönreden hilft auch nichts mehr. Also den Tatsachen ins Auge schauen. Und dann? Dann hilft nur noch die Freude an den kleinen Dingen und Schritten. Dass es jemand geschafft hat, von dem man den Schritt nicht erwartet hat. Dass die gegenseitigen Schuldzuweisungen aufhören. Dass man sich nicht mehr aufregt über Dinge, die man manchmal nicht sofort oder von heute auf morgen ändern kann. Ja, wir leben auf einer dünnen Schicht von Zivilisation, und darunter die Barbarei (trotzdem den Fernseher nicht ausstellen, wenn die schrecklichen Bilder aus dem nördlichen Irak kommen…)

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