Retour à la maison. Es warten viele neue Azubis, eine neue Schulverwaltungssoftware, ein neues CRM. In meinem Bereich gibt es zwei neue Klassen mit angehenden Buchhändlerinnen und Buchhändlern, zwei mit angehenden Fachleuten Kundendialog und eine Klasse in der Weiterbildung, die den neuen eidgenössischen Fachausweis für Buchhändlerinnen und Buchhändler anpeilt.
Aber zuerst zum Rückblick: Südfrankreich war sehr schön, es gibt kaum einen passenderen Ferienort für eine Leserin. Internet wo immer Sie sind ist nicht so üblich. Und die Franzosen lesen viel mehr Gedrucktes als wir in der Schweiz. Was mir am meisten auffiel ist, dass
Frankreich ist ja grundsätzlich und von Staates wegen immer sehr um Leseförderung und den Erhalt der stationären, regionalen Buchhandlung bemüht. Ich weiss nicht, ob das längerfristig wirkungs- und sinnvoll ist. Symphatische ist es trotzdem, wenn die erst letzten April angehobene Mehrwehrtssteuer für Bücher per 1. Januar 2013 schon wieder gesenkt wird (von 7% auf 5.5%).
Ich habe in den Ferien viel gelesen, wenn auch nicht alles, was ich mitgenommen hatte. Dank der mitreisenden Büchercommunity konnte ich es mir leisten, punkto Literatur launisch zu sein. Trotzdem nachfolgend den Kommentar zur Chronik des angekündigten Lesens.
Bartmann, Christoph: Leben im Büro (schon fast fertig – 1A) / Hanser
Mein allerbestes Sachbuch der letzten Jahre. Würde am liebesten alles aus den Literaturhinweisen bestellen. Vermutlich ist das Buch besonders ansprechend für von Evaluation, Brief- und Debriefing und Change gebeutelte Staatsangestellte.
Castillo, Linda: Wenn die Nacht verstummt (Amischen-Krimi) / Fi TB
Völlig durchschnittlicher Krimi mit ehemaliger Amischer als Kommissarin und amischen Protagonisten.
Grisham, John: Die Begnadigung / Heyne TB
Wäre ein guter Plot gewesen, wenn ich das Buch nicht bereits gelesen gehabt hätte. Die Moral von der Geschicht? Grisham ist verwechselbar, jedenfalls mit sich selber.
Hahn, Ulla: Das verborgene Wort / dtv
Scheint mir lesenswert, bin aber noch nicht weit.
Hermann, Judith: Alice / S. Fischer
Eine Frau, Alice, erlebt fünf Mal den Tod oder das Sterben von Freunden. Das Buch wird mir trotz Hermanns bestimmt beabsichtigtem, trockenem Realitätssinn nicht hauptsächlich als Berichterstattung, sondern auch als Bekenntnis in Erinnerung bleiben.
Hustvedt, Siri: Der Sommer ohne Männer / rororo
Dieses Oevre ist zu Genüge besprochen worden. Und ja, ich kann es weiter empfehlen. Aber eher Menschen über dreissig und bei Männern würde ich nochmal nachfragen, ob sie die Frauenperspektive wirklich interessiert. Die Protagonistin ist Lyrikerin, aber die in die Handlung verwobene Lyrik muss nicht zwingend gelesen werden.
Magnusson, Kristof: Das war ich nicht / Kunstmann
Noch nicht gelesen. Aber die anderen beiden Leser fanden es unterhaltende Gegenwartsliteratur.
Molesini, Andrea: zu lieben und zu sterben / Piper
Noch nicht gelesen.
Moser, Milena: Montagsmenschen / Nagel & Kimche
Es gibt meiner Erfahrung nach Milena-Moser-Freunde und -Hasserinnen. Und es ist schwierig, die Einen vom Anderen zu überzeugen. Daran ändert diese Neuerscheinung sicher nichts. Persönlich lese ich Moser gerne, ich halte sie für eine der unterhaltensten deutschsprachigen Autorinnen der Gegenwart. Ihre Figuren sind originell und auch wenn sie nicht restlos versagen, sondern sogar ein kleines Glück erlangen, haben sie Tiefgang.
Shalev, Zeruya: Für den Rest des Lebens / Berlin Verlag
Dieses Buch ist eigentlich viel zu lesenswert, um es in ein paar wenigen Sätzen abzuhandeln. Es ist eine besondere Art der Familiengeschichte. Zwei Geschwister – die sich gar nicht sonderlich nahe sind – stehen an einem Wendepunkt: Ihre Mutter liegt im Sterben. Aber das ist nicht die Ursache für die Veränderung, sondern eher der Grund, davon zu erzählen. Mutter und Kinder blicken zurück auf die eigene Kindheit. Beim Ausblick jedoch geht es um die Zukunft des Bruders und vor allem der Schwester, eben um deren „Rest des Lebens“.
Es war ein guter Leseurlaub. Oi, das freut mich. Durfte auch so einen genießen, im verregneten Sauerland.
Ich kann es kaum glauben, dass es für diesen Beruf noch immer nicht wenige Azubis gibt! Wie geht denn das, wenn immer mehr kleinere Buchhandlungen das Handtuch werfen? Kommen die alle bei den Ketten unter?
Gruß von Sonja
Seit meiner Lehrzeit hat die Anzahl Azubis sich sicher verringert. Vielleicht um einen Drittel? Aber so lange wie Ketten wie Thalia auch Wert auf Ausbildung legen – und dem ist in der Schweiz jedenfalls so – hält sich die Zahl konstant.
Die Lernenden von Kleinbuchhandlungen sind oft sehr vielseitig (schon vor der Lehre). Sie gehen danach eher andere Wege. Ich kenne kaum jemanden, der in einer Kleinbuchhandlung gelernt hat und dann für längere Zeit zu einer Grossbuchhandlung arbeiten ging. Die wechseln eher den Beruf (Pädagogisches, Soziales, Marketing) oder studieren noch und das klappt in der Regel ganz gut. Arbeitslose Buchhändler/innen haben wir nach wie vor fast keine.