Gewiss, gewiss. Viel gelesen, viel geschwommen, mehr Familie, weniger Kleider, langsamere Welt. Und meinen Unterricht habe ich soweit vorbereitet, dass er nicht in meinen schuladminstrativen Aufgaben untergehen kann.
Zur Lektüre:
Angefangen, aufgeschoben und dann doch nicht gelesen, obwohl ich am Ende noch dringend ein Buch gebraucht hätte. Ich konnte einfach keine amerikanische Literatur mit Schauplatz Campus mehr verarbeiten. Habe statt dessen in der Campingbibliothek einen Krimi von Ludlum geholt. Schauplatz? Campus.
Es gibt nur wenige Leute, denen ich das Buch empfehlen würde, aber ich fand es gut. Es ist ein Sittengemälde heutigen Familien- und Ehelebens in der Mittelschicht. Der rote Faden ist – originell und doch ernsthaft – eine Art Jockl-Motiv, ausgelöst durch eine aussereheliche Beziehung.
Nicht lesenswert, der Plot war problemlos zu erraten und wurde der Campingblibliothek gespendet.
Ein Requiem auf die Muttersprache; ein Essay über Kristofs brutalen, ganz bewusst erlebten Abschied vom Ungarischen zugunsten des Französischen. Als Sprachmensch hat sie von Anfang an auf die Exilsprache gesetzt. Diese Entscheidung versträkte den Schmerz der Immigration, brachte ihr aber auch den Erfolg und die Existenzgrundlage.
Ich kann einfach nur immer allen empfehlen, Levis Erinnerungen (wieder) zu lesen. Er gehört zu den Autoren, für deren Zeugnis Europa nie dankbar genug sein kann. Das hier ist die Geschichte seiner Rückkehr aus Auschwitz nach Turin. Neun Monate dauerte die Reise – oder eher der Transport – über Russland, Rumänien, Ungarn, Österreich und Deutschland. Levi hat Daten, Zeiten, Orte, Distanzen, Wetter, Menschen genau beobachtet und behalten, um alles aufschreiben zu können für die Nachwelt, für uns.
Für mich eine Neuentdeckung. Während des Krieges im faschistischen Italien vielseitig eingesetzt, wird De Luca im April 1945 wieder zum Commissario und soll wieder „normale“ Mordfälle lösen. Zu Kriegsende muss er dann doch vor den Partisanen flüchten. Er wird erkannt und von einem ländlichen Polizisten dahingehend erpresst, für ihn – den Unerfahreren – einen Mordfall zu lösen. Interessant ist nicht in erster Linie der Kriminalfall, sondern die Gratwanderung des Commissario.
Im Stil für meinen Geschmack etwas zu „amerikanisch“ (diese Bücher schreien ja immer „ich will verfilmt werden!“), aber empfehleswert. Eher ein Jugendbuch und gerade deshalb eine Ausnahme, weil es differenziert (und weder fromm noch einseitig) das Thema aufnimmt, welches Leben einem Amoklauf vorausgehen könnte. Gut, wenn solche Bücher Bestseller sind.
Als Sekundärliteratur (die Autorin ist die Tochter von Max Frisch und schreibt darüber) kaum zu entbehren. Als Roman zu dürftig, um gut zu sein.
Gern gelesen, auch wenn die Handlung an den Haaren herbeigezogen ist und ausser der Protagonistin nur wenige Charaktere gelungen sind. Trotzdem: Tolle Antithese in einer Zeit, wo Hygiene alles ist und unsereins sich kaum mehr in eine Sandale traut, ohne vorher eine Stunde in die Nägel investiert zu haben. Das ist Popliteratur!
Ich habe mich ehrlich gesagt durchbeissen müssen. Habe aber den Protagonisten, den alten Selb, ins Herz geschlossen und deswegen alle Bände mehr oder weniger gelesen.
Xiaolong lässt nicht nach. Ein wichtiges Element in diesem Band mit Inspektor Chen ist die brutale Kochkunst, deren Hauptzweck es ist, den Eingeladenen zu schockieren. Sehr lesenswert.
Ist ein bedrückendes Buch über einen Prozess gegen eine Frau in der Gesundheitsdikatur. Meistens dachte ich schon „Science Fiction“ bei dieser Lektüre. Aber wenn ich dann die Gesundheitsdiskussion wieder mitverfolge und Forderungen wie die von Herrn Hoppe lese, bin ich nicht mehr so sicher. Gegenwartsliteratur, die ich nur empfehlen kann.
Zuletzt noch: Dass Frank McCourt gestorben ist, finde ich richtig blöd. Er war so witzig auf der Buchmesse, er konnte toll vorlesen, er kam gut ohne das Campus-Thema aus und „Teacher Man“ ist wohl eines der wenigen Bücher über das Lehrerleben an Mittel- und Berufsschulen. R.I.P.
ertragreicher blogeintrag nach guten ferienwochen.
und: das administrative ist nicht grad auf was man sich freuen könnte?
und gute bücher laufen nicht weg…ich hoffe, du hast noch ein wenig zeit zum zehren der freien zeiten!
gruß von sonia
Ach, sonia, danke! Ich hatte eine gute Zeit. Aber es erwartet mich schon Unangenehmes. Alle Fachlehrpersonen – inkl. mir – haben 14-20% Lohnkürzung erhalten. Ich fühle mich nicht so schnell ungerecht behandelt, aber ich sehe einfach, dass es in der Schweiz wohl keine Lehrpersonen gibt, die so miserabel bezahlt werden, wie die, die Berufskunde unterrichten. Vielleicht sollten wir einfach mal konsequent sein und den Berufsunterricht neidlos den Gymnasiallehrern überlassen.
oh, da versteh ich zorn und hader…
das ist aber entgegen dem sonst üblichen- oder?
lebenshaltungskosten werden keinesfalls geringer-oder?
was mich interessieren würde: deine meinung zu dem buch „eine exzellente liebe“- hast du das schon gelesen?
gruß von sonia
Nein, ich kenne es erst von Besprechungen her. Gell, du meinst schon das Buch von Johanna Adorján? Ich werde es gerne lesen, auch weil die Autorin Journalistin ist (wie bei Rieffs Buch über Sontag schon erwähnt, lese ich Bücher von Journalisten meist leicht und gern).
ja, genau DAS meine ich!