Umgekehrte isländische Notation

Wenn ich als Privatperson eine mir noch unbekannte andere Privatperson anrufe, sage ich meinen Namen und liefere dann den Kontext nach. Aber in meinem Leben als Mutter rufen mich immer wieder Mütter an, die sich kürzer fassen: „Hallo, hie isch ds Mami vom Cyrill.“
Bei mir hinterlässt diese Begrüssung das ungute Gefühl, nicht zu wissen, mit wem ich telefoniere. Ich kann diese Person ja dann auch während des Telefonats nicht richtig ansprechen, weil „Mami von…“ kein Name und mir unklar ist, ob ich „du“ oder „Sie“ sagen soll.
Sie hingegen finden es ausreichend, sich nach ihren Kindern zu nennen.

13 Gedanken zu „Umgekehrte isländische Notation“

  1. ich würde das tun, ich finde dies eine ausgezeichnete idee. 😉
    oder einfach:
    „und zum nachnamen“ als antwort auf: hie ischs mami vom freddy. 😉

  2. … isländisch? Umgekehrte isländische Notation… ?! Als Wesen von – zugegebenermassen – sehr bescheidenem Verstand zerbreche mir seit gut 24 h den Kopf über diese Wortwahl. Ist das denn ein geflügeltes Wort? Was wissen Sie (und offenbar Lizamazo und UG ebenfalls, die nicht mit der Wimper zu zucken scheinen wegen dieses Ausdrucks) denn nun schon wieder, was ich einfach immer noch nicht weiss, obwohl ich doch jetzt über Island bereits ziemlich vieles weiss?

  3. Weil ich erklärende Berufe ausübe, entspanne ich mich beim Bloggen mit unerklärten Beiträgen. Aber es ist nett, dass Sie fragen. Das Wortspiel ist kompliziert:
    Vielleicht erinnern Sie sich an die HP-Taschenrechner? (Die hatten bei uns nur die ganz Guten in Mathe, ich nicht.) Bei denen musste man den Operator nicht zwischen den Zahlen, sondern am Schluss eingeben. Man nennt das umgekehrte polnische Notation.
    Nun heissen die in Island ja meines angelesenen Wissens Björnsson und Björnsdóttir, wenn sie dem Björn sein Sohn oder dem Björn seine Tochter sind. Also genau umgekehrt wie das MamivomCyrill.

  4. dann formuliere ich es anders, wenn die anrufende person ein mann wäre würde ich gleich reagieren und ist denn eine mami gilde etwas, dessen ausschluss den weltuntergang für die ausgeschlossene person bedeuten würde?

  5. Nein, UG, für den Weltuntergang braucht es mehr. Aber unangenehm könnte es schon werden, so ganz ohne Mami-Gilde, und man will ja seinem Kind auch Peinlichkeiten ersparen 😉

  6. nein, herr amores, mitnichten und ich bin hierher zurückgebraust, um das nachzuschauen. der gedanke, was dieser titel sollte, streifte mich erst beim compiauschalten wieder. merci fürs nachfragen und erklären.
    und nein, natürlich würde ich mich wohl nicht trauen. bis jetzt waren die mamis aber bei mir noch recht vorbildlich (midestens nachgeschoben haben sie ihren namen…)

  7. Und dann kenne ich noch eine ganze Reihe Damen, die „Meine Frau“ heißen – zumindest wurden sie mir unter diesem Namen vor allem auf Firmenveranstaltungen vorgestellt. Und ja: Ich habe es tatsächlich mehrfach fertiggebracht, ihnen die Hand zu schütteln und zu sagen: „Grüß Gott, Frau Frau, meine Name ist Kaltmamsell. Schön, Sie kennenzulernen.“
    (Ganz gemäß Judo hat eine Mutter die biologische Benamsung in einen Blognamen verwandelt, sei hiermit empfohlen:
    http://www.frau-mutti.de)

  8. Ich bedanke mich für die kleine Nachhilfe – und kann mich nun endlich wieder anderen rätselhaften und immer noch ungelösten Problemen dieser Welt zuwenden.

  9. Manche Mütter strählen ein Zahnpasta-Werbung-Lächeln, wenn ich sie mit z.B. „Cyrill-Mami“ anspreche. Mach ich oft in der Kita beim Kleinsmädchen abholen, weil ich dann tatsächlich nur die Kinder kenne und mich die Mamis nicht interessieren.

  10. Ja, gewiss, Kaltmamsell, die Gattinnen. Oder „und Frau“ en. In der längst vergessenen feministischen Literatur mehrfach verarbeitet. Bei Frau-Mutti war ich schon lange nicht mehr, ich geh gleich vorbei.
    Herr a.more.s: you are welcome.
    Tisha, stimmt. Aber am Tälifon ist es einfach komisch.

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