Vorurteile

Wenn Frau Tanjas Schönheit gepriesen wird, ist es immer ein Araber.
Als ich den Mann – nach unzähligen Jahren gemeinsamen Weges – fragte, woran das wohl liegen könnte, antwortete er:
Während der gemeine Italiener sich die Frau nackt vorstellte, würde sich der gemeine Araber überlegen, wie sie sich verschleiert machte.
Der gemeine Mitteleuropäer ist kein Mann der grossen Worte, seine Meinung über Italiener, Araber und die eigene Frau bleibt kryptisch.

9 Gedanken zu „Vorurteile“

  1. Ja.
    (Aber ist es nicht umso herzerweichender, wenn so ein gemeiner Zentraleuropäer sich ein Herz fasst, sichtlich mit Mühe, den richtigen Ton zu treffen, um ein ehrliches Kompliment zu machen und gleichzeitig zu vermeiden, in irgend einer Weise anzüglich zu wirken?)

  2. Womit wir bei dem Thema wären:
    der öffentliche Diskurs über das Verhältnis der Geschlechter wird bestimmt von eben diesem Gestus: den richtigen Ton treffen, nicht anzüglich sein, keine Frauen verachtende Haltung einnehmen. Es muss politisch korrekt zugehen.
    Daran hält sich der gemeine Mitteleuropäer. Vielleicht ist das auch ein Grund für seine kryptischen Äußerungen.

  3. Mein Gott, das darf man doch nicht ernst nehmen, den Spruch mit der Verschleierung! Verschleiert sieht doch jeder gleich aus. Es ist Rhethorik, die so tut, als gäbe es kein sexuelles Begehren, und wem es danran fehle, der sei von höherer moralischer Integrität. Ich habe jedenfalls kein Interesse daran, ins Vor-Freud’sche 19. Jh. zurückzumüssen. Bigotterie nenne ich das.

  4. @Stolle: Ja, manchmal ist es ein Balanceakt am Gender-Gap, aber nicht bloss für Männer.
    @Lisa: Auch wenn ich sie hier niergends orten kann, die Bigotterie: Sollten der Mann und ich in etwas 100% übereinstimmen, so ist es die Abscheu vor ihr.

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