Manchmal sehne ich mich zu McDonald’s zurück. Das ist die letzte Zeit in meiner Erinnerung, in der ich mir die Arbeit nicht mit hoher Selbstdisziplin einteilen musste und nicht ständig etwas dazwischen kam. Ich stand da und tat das, was mir aufgetragen war und das stimmte überein mit dem, wofür ich angestellt war und die eingeplante Zeit reichte, meine Arbeit ordentlich zu machen. Die Welt war in Ordnung. Jetzt ist es 16:45 und ich habe von meiner heutigen Agenda in Beruf, Haushalt und Familie 25% erledigt, alles andere war Dazwischengekommenes. Noch sieben Stunden bis Mitternacht.
Um weder zu verzweifeln noch zu verblöden, mache ich in solchen Situationen dann etwas Unnützes. Zum Beispiel Bloggen oder mir Gedanken über Dinge, die mich grundlos interessieren.
Schön der Artikel „Hundert Jahre Weiblichkeit“ im neuen gedruckten Spiegel 16/2008. Sehr gute Überlegungen zu der weiblichen Avantgarde und zu den Gründen, weshalb sie nicht länger, breiter und weiter gewirkt hat. Annemarie Schwarzenbach ist nicht verloren gegangen, wie ich es 1987, als die ersten Bände des Gesamtwerkes von Lenos nicht recht liefen, schon befürchtet hatte. Wie schön es ist, sich vergeblich Sorgen gemacht zu haben.
Unschön all die Artikel über Berlusconis politisches Revival. Aber Franca Rame – mit der Regierung Prodi enttäuscht und gescheitert – hat es kommen sehen. Auszug aus einem Gespräch in der WOZ vom 10. April:
Ich bin sehr besorgt. Egal, mit wem ich spreche – immer wieder höre ich das Gleiche: „Ich gehe nicht wählen.“ Ich fürchte, dass diese Wahl für die Linke zum Desaster wird. (…) Sie [die Italiener] finden ihn [Berlusconi] einfach sympathisch, und ihnen gefällt, dass er sich liften lässt, dass er immer lächelt, dass er als Selfmademan daherkommt – das ist der Traum des Durchschnittsitalieners.
Nun wende ich mich wieder den utilitaristischen Seiten zu. Korrekturen. Abschlussprüfungen. Karotten. Abschlussfeier. Blumenkohl. Winterkleider. Reiskocher. Evaluation. Kräutererde. Spam. Vernehmlassung. Plug-ins. Zusatzhellraumprojektorreservation. Aber immerhin kein neues Brillengestell.
Hach ja, ma wirklich frei haben, das ist was Feines. Ich habe heute auch schon hinreichend Unnützes getan… (eigentlich plane ich gerade jetzt einen Unterrichtsbesuch…)
In Twitter vergangenen Freitag gelesen:
„Wenn die Italiener wirklich nochmal Berlusconi wählen, sollte man die EU-Betrittsverhandlungen mit ihnen mindestens einfrieren.“
(Wünsche viel Energie!)