Was ich vor einem Jahr als „ein kleines Wunder“ bezeichnet habe, ist erneut eingetroffen. Mein oberster Chef hat mir und allen anderen Lehrerinnen und Lehrern des Kantons einen Brief geschrieben.
Das ist sehr nett. Besonders, dass sogar die Berufsfachschulen namentlich erwähnt werden. Zwei Zeilen für die Herausfoderungen der Reformen. Ich meine das jetzt nicht ironisch, ich bin wirklich erstaunt.
Zum Vergleich: Ich habe seit August 49 Stunden für die Umsetzung der reformierten Grundbildung gearbeitet; Website, Sitzungen, ppt Implementierung, neue Lehrpläne, neue Lektionentafel. Da ich vom Freelancen her Leistungsabrechnungen gewohnt bin, kenne ich meinen Aufwand dafür. Diese Arbeit ist eine Zugabe zu meinen übrigen beiden Pflichtenheften als Leiterin der Abteilung Buchhandel und als Lehrerin und Prüfungsexpertin, die mein Pensum auch ohne Reform längst überschreiten. Da ich gesamthaft 53% angestellt bin, entspricht mein Nebenbei-Engagement für die Reform in diesem Schuljahr bereits heute zwei zusätzlichen Wochen Arbeit.
Dafür zwei Sätze im Brief des Erziehungsdirektors zu bekommen, ist mehr Wertschätzung, als ich je zuvor erhalten habe.
Wertschätzung erhalten wir in unserer Gesellschaft nur, wenn wir etwas dafür tun. Im Grunde müssen wir Wertschätzung dafür erhalten, dass wir einfach nur da sind, als Menschen, und dafür, dass wir unsere Talente für die Gesellschaft einsetzen.
Ich arbeite an der Idee der Wertschätzungsgesellschaft und bin immer am Diskutieren und froh um jedes Feedback!
Mmh. Ich bin immer etwas zurückhaltend mit Bezeichnungen, die die ganze Gesellschaft beinhalten. Wertschätzung ist eines von verschiedenen Mitteln, die wir haben, einander nicht die Kraft zu rauben oder gar die Schädel einzuschlagen. Bildung ist ein anderes. Liebe ein weiteres. Redefreiheit, Kunst – es ist viel, was unsere Gesellschaft hervorbringt und erhalten sollte.
Wertschätzung ist für mich wichtig, um die Angst und die Aggression zu reduzieren. Wer geschätzt wird, hat ein „Polster“, wird kritikfähiger und dreht weder sich noch anderen einen Strick, wenn etwas nicht klappt oder anders läuft als geplant.