Beruflich – in der Schule – läuft es im Moment wie am Schnürchen, auch wenn es viel ist und ich noch nicht die Anzahl Anmeldungen habe, die ich fürs neue Schuljahr haben sollte. Doch viel anderes nahm in letzer Zeit und auf wundersame Weise die gewünschte Wende. Nur meine letzten schriftlichen Arbeiten (interne Papiere) sind eine Katastrophe. So schlimm sogar, dass der Mann meine Schreibe nicht erkannte – obwohl er wirklich ein versierter Gegenleser verschiedenster meiner Erzeugnisse ist. Anstatt die Papiere nochmalundnochmalundnochmal zu überabeiten, übe ich jetzt, mich damit abzufinden.
In der Familie gibt es ebenfalls keinen Grund zur Klage. Ausser vielleicht gestern nach Mitternacht, als das Kind fast eine Stunde verschwunden blieb, weil es im Tiefschlaf mit dem Tram so lange Runden drehte, bis es im Depot geweckt wurde. Ich bemühe mich wirklich redlich, kein Helicopterparent zu sein. Doch wenn alle Jugendlichen, die zusammen im Ausgang waren, längst daheim sind nur das eigene Kind nicht, wäre ein angestelltes Handy eine lebenserhaltende Massnahme (für die Mutter).
Passend, dass ich im Moment Freuds Zur Psychopathologie des Alltagslebens lese, das erklärt das eine oder andere. Freuds Methoden und Schlüsse wurden Zeit meines Buchhändlerinnenlebens immer wieder mit neuen Büchern in Frage gestellt, trotzdem ist er mir noch nicht verleidet.
Nachts höre ich mich durch die Unreleased Recordings von Hank Williams. Obwohl ich die CDs schon einige Jahre habe, lese ich parallel dazu erstmals die Geschichte eines jeden Liedes im – sehr ausführlichen – Booklet. Den Inhalt der hier aufgezeichneten Morgensendungen (täglich 07:15 bis 07:30, gesponsort vom Getreidehändler) auf Radio WSM hat Hank Williams persönlich bestimmt. Er hat die Auswahl eines alten, weisen Countrysängers getroffen, der er nie werden sollte. Hier singt er für mittelamerikanische Landleute, die gerade vom Stall oder Feld zurückkommen, ein Ei rühren, Kaffee brauen, die Kinder auf den Weg in die entlegenen Schulen schicken, als ginge es um Leben und Tod. Und vielleicht tat es das auch.
Hinweis Sonderedition:
Offenbar gibt es neu jetz noch eine Superplus-Ausgabe, die mir allerdings noch nie in einem CD-Laden hierzulande oder in Berlin begegnet ist.
„Helicopterparent“ kannte ich noch gar nicht – sehr schönes Bild. (Puh, übrigens.)