…gehört der Herbstschulbeginn. Ich will ihn nicht rückgängig machen, auch mir ist klar, dass wir uns anpassen mussten.
Es sind nicht nur die fallenden Blätter, die den Start ins neue Schuljahr begleiten, die mich stören. Es ist auch das deplazierte Semester-Ende, das in der Folge zwischen Weihnachten und einer kargen Sportwoche Anfang Februar zu liegen kommt, nur damit das neue Semester dann immer noch im tiefen Winter beginnen kann.
Jedenfalls verbringe ich meine Zeit mit dem Erstellen von Nachholtests (bei denen mich die Nachholenden dann in 60% der Fälle doch versetzen), mit dem Aushandeln von neuen Terminen für Referate und mit dem Abziehen von Punkten, weil sie schliesslich immer noch zu spät gehalten werden. Daneben überquillt die Mailbox von Anweisungen zur Notenabgabe und Absenzenkontrolle. Es dauert nicht mehr lange, so kommen schon die Befehle, wann wie und wo die Fragen für die Lehrabschlussprüfungen erstellt und deponiert werden müssen. Auch dafür stehen keine „Ferien“, die unter Lehrpersonen „unterrichtsfreie Zeit“ heissen, zur Verfügung, denn der Abgabetermin liegt vor Ostern.
Ich bin ziemlich belastbar, aber in diesen Wochen platzt mein Kopf und ich muss viel Echinaforce spicken, um nicht krank zu werden und meinen Aspirin500-Vorrat griffbereit in der Jeans haben.
Gut, dass es so viele Bloggerinnen und Blogger gibt, die die Themen, die mich interessieren, auch beackern. Lanu hat nach ihrem einfachen Neustart nun wieder eine richtige BooCompany auf die Beine gestellt und gute Presse dafür bekommen, gratuliere! Der eDemokrat will wie ich mehr Demokratie in Europa. Die Kaltmamsell hat nicht nur Solutions für den Pain Factor „Korrigieren“, sondern auch eine schöne Buchbesprechung (die Kommentare dazu sind ebenfalls sehr lesenswert), während Herr Rau den Austausch zwischen den Lernenden fördert, was ich für eine der wichtigsten neuen Lernformen halte.
Schlecht hingegen, dass sich meine Befürchtungen in anderer Sache so schnell bewahrheiten. Egal wie offensichtlich die Fehler sind, wir leben in einer Spargesellschaft, die ihren Mangel an Sachverstand und Effizienz einfach nicht zu überwinden weiss. Für den Hinweis danke ich Marian Wirth, der mich immer wieder mit Informationen aus der EU, zu der ich bekanntlich nicht gehöre, beliefert.
Herbstschulbeginn ist wirklich etwas Dummes. Ich bin je länger je mehr der Überzeugung, dass man bereits viel zu viel harmonisiert hat. War das wirklich so schlimm, dass man in jedem Kanton zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt die Schule begonnen hat? Und nun sollen ja auch noch alle Universitäten im September beginnen, damit von Uppsala bis Zypern alle vom Kindergärtner bis zur Doktorandin alle zum selben Zeitpunkt anfangen. Nächstens wird man noch die Kantinenverpflegung vereinheitlichen – natürlich nur, um die Mobilität zu fördern.
„Gegen Hebstschulbeginn“ war ein Abstimmungskampf meiner Kindheit und meine Argumente standen nicht gerade auf sicheren Beinen, obwohl ich schon damals dachte, dass das ein Quatsch ist. Doch es war schon ein ziemliches Chaos mit diesen verschiedenen Startzeiten. Jenu, es ist wie mit der Sommerzeit, ist für mich immer wieder ein Schock, aber etwas, was ich jetzt nicht mehr umstellen möchte, im Gegensatz zu anderen.
Aber du hast Recht, man muss nicht alles der Moblität unterordnen, bewahre! Schon gar nicht, wenn so vieles übers Netz zu empfangen ist und ich z.B. sogar das WEF akustisch habe, ich höre mir gerade Kofi Annans Pointe an (viele Lacher).
Frau muss nicht zu allem, das ihr nicht gefällt, einen Änderungsvorschlag entwerfen. Dennoch, könnten wir das Schuljahr vielleicht dritteln anstatt vierteln oder es im Frühling beginnen?
Im Institut für Heilpädagogik stecken wir gerade in Prüfungsvorbereitungen und die berufsbegleitenden Studierenden wickeln all ihre Elterngespräche ab, bereiten den Unterricht vor, reflektieren, machen sich an die Diplom- oder Masterarbeit (für mich noch unklar) und schreiben nebenher noch Modularbeiten. Mir gefällt zwar der Schulstart nach den langen Sommerferein, aber ich sehe jetzt auch die vielen zusammenklappenden LehrerInnen.
@Tisha: Ja, ich will es wirklich nicht mehr ändern. Doch neben den zusammenklappenden Lehrerinnen gibt es noch so viele zusammenklappende Schülerinnen. Und die übrigen sind ziemlich ungehalten.
Eine hat mir heute gerade heraus in den Kopf gesagt:
„Sie, diese Schule hier erfüllt meine Erwartungen in keiner Weise!“
Ich: „Vielleicht werden sie noch andere Schulen besuchen im Leben und zu einem anderen Urteil kommen.“
Sie: „Andere Schulen? Ha! Da war ich schon!“
Nun, Vereinheitlichung finde ich super. Zumindest in ganz wenigen Situationen. Zum Beispiel wenn es um radikale Gedanken geht. Zumindest sind sie einen kleinen Augenblick ganz interessant. Schaffen wir also den Schulbeginn ab. Jeder steht dort wo er Interessen hat und Fähigkeiten. Defizite könnten nicht übersprungen werden weil ein Lehrplan einzuhalten ist.
Vielleicht hätte ich in solch einer "Emmentaler 1715 ner" Umgebung keine Rechtschreib-Probleme. Möglich.
Ups; nun ist der Augenblick wieder vorbei.
Vermutlich hätte ich überhaupt nicht schreiben gelernt. Und dennoch, aus der Schule weiss ich, das in einer direkten Demokratie es möglich sein müsste den Schulbeginn auf den Frühling zu verlegen. Wer ist das Volk? Europa? ah… Das mit der Demokratie ist vielleicht auch nicht mehr das was es mal war; trifft dies auch auf die Schule zu? Jedenfalls beginnt im Herbst wieder ein neues Schuljahr, dann weiss ich bestimmt die Lösung. Ganz sicher…
Danke für die lustigen Links! Das mit dem Herbstschulbeginn, das war das Volk, 1985.
Ich weiss nicht, ob „das mit der Demokratie“ kürzlich mal viel schlechter war, sicher ist, dass wir immer verbessern müssen und dass es dafür viele einzelne braucht, die ein Gebiet beackern.
Und dass manche kreativen Köpfe aus der Steiner-Schule sich nicht nur mit Rechtschreibung befassen mochten – ich denke, das liegt an diesem und jenem und ist nicht weiter schlimm 🙂 Nice to read U & herzliche Grüsse! (Mir geht es eben besser als Lyssa.)