Wäre meine Arbeitstechnik grundsätzlich schlecht, wäre das ja wohl einmal in einem Schulbericht oder Arbeitszeugnis erwähnt worden. Ist es aber nicht.
Nur arbeite ich leider wie meine Ahnen, die beispielsweise Feldmesser und Mauser waren – nicht allzu gestresst, dafür permanent. Und nehme ich mir die Auszeit, die das heutige hyperkommunikative und hochtechnisierte Arbeitsleben sehr wohl erfordert, also Ferien oder Feiertage, versinke ich anschliessend im Pendenzenchaos. Das äussert sich in Form entfesselter Befehle an mich selber auf Zetteln, auf Zeitungsrändern, auf Post-its, im Handy, im Outlook, im GroupWise, auf Buchzeichen – überall fliegt und piept ein Soll – von jeder Logik abgekoppelt und Lichtjahre entfernt von der mir sonst heiligen „Einheit der Materie“.
Meine Frau Supervision empfiehlt dasselbe wie die Millionenauflagen an Ratgeberliteratur für Neurotikerinnen zwischen Beruf und Familie. Genügend abschalten, Freizeit üben, sich selber Gutes tun. Dann das Gemachte aufschreiben, markieren, jubeln, auf den Moment konzentrieren, aufdenMomentkonzentrieren… Arbeit kann zur Sucht werden, Sport auch, Hobbys auch, Kinder auch, Küche auch, aufpassen! Und weil sie sehr nett und mir in der Regel eine Hilfe ist, auch wenn sie mich auf der Strasse nicht erkennt kann, was sie mir aufträgt, nicht schädlich sein. Ich soll jetzt also das Erledigte anstelle des Unerledigten und in gleicher Manier notieren.
Und bloggen. Also nicht, dass sie mir Letzteres geraten hätte, obwohl’s ein guter Tipp gewesen wäre.
Habe natürlich sofort einen Zusammenhang zwischen den untereinander stehenden Punkten „Kind teilweise bügeln beigebracht“ und „Bügeleisen gereinigt“ gesehen und gegrinst.
Großes Lob übrigens für Ersteres: Es ist erschütternd, wie viele Menschen von ihren Eltern ohne die geringsten Bügelkenntnisse hinaus in die Welt geschickt werden.
Pendenzenchaos, Supervision und elendlange Liste. So gesehen führe ich ein beschauliches Leben.
Hm. Da kommt ja wirklich erstaunlich viel zusammen, wenn man das Erledigte aufschreibt. Mal ganz heilsam! Aber auf Dauer???? Wie Buchhaltung. Oder kann man daraus erkennen, was man eigentlich auch bleiben lassen könnte – vielleicht das Bügeln? ;-))
Danke vielmals, kaltmamsell. Ich bemühe mich redlich, teils aus Eigeninteresse, teils schon, weil ich mir auch überlege, was für jemanden ich in die Gesellschaft entlasse.
Teacher, nur rasch zur Supervision: mir sind Lehrerinnen und Lehrer unterstellt. Und wer die Führung von Lehrpersonen ohne Supervision (ich mach 4x im Jahr) schafft, ist in meinen Augen ein Genie oder ein Ignorant. Aber ich gebe zu, dass ich von beiderlei einige kenne.
Lisa Rosa, ich teile deine Meinung, diese Listen sind so verdammt vergangenheitsorientiert. Das mit dem Bügeln hatten wir ja schon, da kommen wir nicht zusammen 😉
Ich persönlich würde zwecks Pendenzenabbau zuerst auf den Adventskranz verzichten… und sicherlich auch nicht aufs Bügeln… es gibt doch nichts Besseres als ein frischgebügeltes Nas- (bzw. Taschen-) Tuch 🙂
Das, Wühler, ist die Erklärung dafür, dass sehr sehr viel verschiedene Ratgeberliteratur nötig ist!
Ach! Die Dankesbriefe! Merci für die Erinnerung, wobei ich zu meiner Entlastung anmerken muss, dass ich Töchterlein schon den Auftrag erteilt habe, mindestens zweimal. ~seufz~