Die NZZ am Sonntag titelt heute „Hektische Aktionen gegen den Lehrermangel“ und schreibt im Innern des Blattes über die Gegenoffensive der Kantone.
Der Kommentar „Ein bisschen Tempo bitte!“ (NZZ am Sonntag, 27.6.2010, S. 17) ist eine ganz nette Abwechslung zum sonst üblichen Ton in der Presse i.S. Lehrer:
Man schluckt leer, wenn man die Zahl aus der Zürcher Bildungsdirektion hört. Treffen die Prognosen des Bundes zu, benötigt der Kanton in den nächsten Jahren 1000 zusätzliche Lehrer, den Ersatz der natürlichen Abgänge nicht berücksichtigt. (…) Gleiches gilt für andere Kantone. (…) Wieso hat das so lange gedauert, bis jemand reagiert? Die Prognosen sind schon lange bekannt, und die Personalsituation in den Schulen ist seit Jahren derart angespannt, dass jede weitere Verschärfung nicht mehr abgefedert werden kann. Geht es um kühne Reformen, reicht der Blick der Bildungsverantwortlichen jeweils weit in die Zukunft. (…) Höchste Zeit, dass sich der Planungseifer auf den wichtigsten Faktor der Schule – die Lehrer – überträgt.
Das würde ja etwas kosten. Aber oberstes Ziel ist ja überall: Sparen, sparen, sparen – egal, was es kostet.
Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass das teurer werden wird, als wenn man die Massnahmen rechtzeitig und portioniert ergriffen hätte. Und mehr Quereinstieger zuzulassen, ist eigentlich eine Bankrott-Erklärung der reformierten Lehrerbildung, die u.a. die Abschaffung der Kindergarten- und Lehrerseminare beinhaltet hat. Aber das sagt auch keine/r laut.
Berufsbildung: Ich persönlich kann nur froh sein, dass ich für die neue Ausbildung im Buchhandel Fachlehrpersonen aus der Branche rekrutieren konnte, weil wir ja im angestammten Beruf noch weniger verdienen.
Oh, die Situation inklusive ignorierter Prognosen haben wir in Bayern seit Jahren. Jetzt unterrichten halt in den Gymnasien Leute als Zeitarbeiter, die das Fach irgendwann studiert haben – ohne jede Lehrerausbildung (heißer Tipp?).
Politiker denken nicht langfristig, sondern immer nur ganz kurzfristig – und an ihre nächste Wiederwahl. Auch wenn sich „etwas abzeichnet“ – dafür sind Politiker immun – aber auch geschichtliche Zusammenhänge sind ihnen allermeist egal oder es überfordert sie.