Begrüssungsfrage am Montag

Manchmal, sonntagabends, wünsche ich mir still, ich würde an einer Unterstufe unterrichten. So könnte ich montagmorgens mit einem ermunternden Lächeln auf meinem frischen Gesicht vor der Klassentür stehen und jedes Kind ansprechen und durch Händeschütteln begrüssen. Die Kinder strahlten, schenkten mir Schneckenhäuschen und schilderten begeistert die Erlebnisse ihrer Freizeit.
In der Berufsfachschule habe ich am Montag die erste Stunde (seit Ewigkeiten schon, und Montagabend sowie Freitagnachmittag gehören mir ebenso – kaum zu glauben, doch darum reisst sich einfach keiner). Und ich mache Montag gern, ich weiss, es ist für die Lernenden die erste Begegnung der Woche und ich möchte, dass sie gut beginnt.
Aber was ist gut bei einer Ansammlung von Leuten, die oft gähnend und etwas antriebsschwach in den Pulten hängen und sich eigentlich weg wünschen? In der Lehre hat man wenig Freizeit und die vielen Menschen, die befugt sind über einen zu urteilen, ermatten einen. Jedenfalls bei mir war das so. Was passt also?
„Guten Morgen!“ „Willkommen in einer neuen Woche!“ „Sind Sie alle da?“ „Hat jemand etwas von X gehört und ist Y immer noch krank?“ Für einen Wochenbeginn kläglich, ist es nicht?
Die Woche hindurch schiebe ich mich zwischen die anderen Fächer, die Leute sind ja schon verschiedentlich begrüsst worden und mehr oder weniger eingelebt. Und wie man Stunden gut beginnt, darüber sagt die Fachliteratur weissgott genug. Nur der Montag sollte irgendwie würdiger sein. Doch Beten und Fahnengruss fallen wohl weg. Ein Korb mit Montags-Äpfeln? Ein Montagsrätsel? Ein Montagswitz? Ein Montagsblues?

14 Gedanken zu „Begrüssungsfrage am Montag“

  1. lizamazo, ich warte ja schon seit 12 Stunden, dass die Unterstufenlehrerinnen, die morgens einen Schlämperlig oder einen Turnschuh an den Kopf kriegen, hier Sturm laufen. Aber nix.

  2. das mit den montagen ist einfach so, da kann man nichts machen, um es mit den worten von the mamas and the papas zu sagen:
    monday, monday, it was all just like a dream…

  3. Jede Woche die gleiche Unterrischtseinheit machen,
    nämlich; welches Buch würde ich mir jetzt verkaufen lassen respektive ich verkaufe meinem Nachbarn ein Buch.
    Gute Übung für missmutige Kunden und irgendwann merkens, dass sie ihre Montagslaune ändern müssen.
    Oder tatsächlich, Kaffee und Kuchen mitbringen, aber wann wollen Sie das noch vorbereiten?!.

  4. Das mit der Einstiegsfrage, Olli, ist eine sehr gute Idee, die ich auch schon hatte. Es funktioniert am besten, wenn jemand aus der Klasse die wie-behandle-ich-Missmut-Frage stellt. Aber leider will nicht immer jemand und dann muss ich sie verdonnern und dann werden sie missmutig 😉

  5. Ach je! Ganz egal, ob ich Unterstufenschüler oder Berufsschüler wäre, ich würde mir als Schüler was Schönes als Ritual der ersten Stunde am Montag wünschen, etwas was es sonst überhaupt nicht gibt.
    Vorlesen zum Beispiel. Irgendeinen tollen Roman vorgelesen kriegen oder selbst vorlesen helfen. Aber vielleicht ist das für Buchhändler gar nicht gut, wenn sie ihren Kunden die Bücher vorlesen lernen, denn dann werden sie ja nicht mehr gekauft. Andererseits könnte man Eintritt verlangen …

  6. Das ist auch eine gute Idee. Es gibt so Erlebnisberichte von Buchhändlern, die ich vorlesen könnte. Oder Acis Blogbeiträge, darin erkennen sich sicher viele wieder. Einen Roman sehe ich weniger, es wäre zu kurz um den Faden zu behalten, ich habe nur 45 Minuten.

  7. bukowski kurzgeschichten lesen oder vorlesen, der bringt dieses „leck mich am arsch“ montag morgen gefühl am besten rüber, so wird einem den spiegel vorgehalten…

  8. Das stimmt, UG.
    Ich zitiere ab und zu (habe ich das in Ihrer Klasse nie getan?) – seine Kleinigkeiten: Schnürsenkel, die nicht binden, Springerstiefel, die nicht springen, Bomberjacken, die nicht bomben …

  9. soviel ich weiss hatten sie eine abneigung gegen ihn, stimmt dies nicht? aber montags passt bukowski am besten finde ich, da seine pessimistische hoffnungslose, ehrliche art am besten zu einem montag morgen passt. ausserdem kann es nicht schaden wenn leute die bukowski noch nicht kennen etwas von ihm lesen, ob sie hn mögen oder nicht.
    ich habe im letzten pegasus ihr interview mit mirjam prantel gelesenm fand ich super, auch die idee mit dem: was macht diese person heute eigentlich.
    gabs das schon früher im pegasus?

  10. Oh nein – ich habe mich keinesfalls negativ über Bukowski geäussert, im Gegenteil, ich habe ihn während meiner Lehrzeit – als es sehr viele Bücher aus Kleinverlagen von ihm gab – sehr oft empfohlen. Aber vielleicht habe ich mal etwas Ironisches über ihn gesagt, das hingegen ist gut möglich.
    Die Interviews im Pegasus laufen unter dem Motto „Brücken bauen“ und es werden 10 sein. Es sind nicht hauptsächlich Interviews mit Ehemaligen, sondern mit Leuten, die sich aktiv um die Verbindung zwischen Schule und Beruf bemühen. Die alten Pegasus-Ausgaben finden Sie bei uns im Archiv.

  11. ich glaube dann wars sepulveda welchen sie nicht mochten.
    ich dachte sie schmeissen die ganze „männerliteratur“ (von wem stammt dieser begriff, den die kundin bei meiner prüfung in der futura benützte?) (dieser wurde bei mir zu einem geflügelten wort. 🙂 in einen topf.
    da schien ich mich zu irren. 🙂

  12. Nein, über Sepulveda würde ich mir kein Urteil anmassen, den kenne ich kaum. Vielleicht Montalban? Gegen den habe ich nichts, aber kann ihn leider nicht verstehen – weder Plot noch Witze noch Personen noch Dialoge. Montalban ist mein persönliches spanisches Dorf.
    (Wie Sie bestens wissen, gibt es verschiedenste Kundinnen und Kunden mit merkwürdigen Ansprüchen – an der praktischen Prüfung wie auch im wilden Leben.)

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