Hospitation zum 3.

Heute war ich knapp drei Lektionen beim Kollegen D.B. an der GIBBUL. Er hielt den ganzen Morgen eine Stellvertretung in einer Klasse von angehenden Köchen, die er noch nicht kannte. Seine Lektionen waren zum grössten Teil vom Hauptlehrer vorbereitet worden, worin er sowohl Vorteile wie Nachteile sah (ich auch).
Meine Vorbereitung auf die Hospitation:
D.B. hat mir erzählt, er werde mit Warenkunde und dem Thema „Reis“ starten. Da habe ich mich ein wenig über den Reis schlau geamacht. Das war – rein allgemeinbildend – nicht so schwierig, weil 2004 ja das internationale UNO-Jahr des Reises ist. Auch den Pauli, der glücklicherweise unter „Standardwerken“ in meiner Bibliothek steht, habe ich hervorgeholt. Und wieder einmal begriffen, dass dieses Lehrmittel seine Auszeichnung als eines der besten Fachbücher redlich als verdient hat.
Das Thema:

1. Der Reis als (Grund-)Nahrungsmittel, seine Bestandtiele und Verarbeitungsmethoden
2. Fachrechnen.

Lernziel:

1. Herkunft des Reises kennen, Reiskörner aufgrund Ihrer Beschaffenheit unterscheiden können und wissen, welche Reissorten für welche Gerichte geeignet sind.
2. Einfache Flächen berechnen.

Klasse:

1. Lehrjahr, 16 Lernende.

Ich fand die Lektionen spannend und die Klasse hat mir gut gefallen. Es ist ganz anders als in meinem Unterricht. Die Ideen des Hauptlehrers, die Unterlagen, die Vorgaben des Verbandes, die Lehrmittel – das alles wirkte irgendwie gradliniger als in meinem Unterricht. Und die Lernenden, die unterscheiden sich auch, schon rein durch das Geschlechterverhältnis, das eher umgekehrt ist als bei mir, nämlich mehr Männer.
Ich habe fachlich einiges gelernt. Besonders interessant fand ich den Fachjargon in einem anderen Beruf. Im eigenen bemerkt man ihn ja normalerweise nicht mehr. Also zum Beispiel dass die Waren auf der „Konsumentenstufe“ anders genannt werden müssen, als unter Köchen. Was ein Koch „Halbrohreis“ (vorgereinigt, sortiert, von Spelzen befreit wie Maratello greggio, Vialone greggio, Arborio graggio, jawohl!) nennt, zu dem sage ich „Vollreis“. Dann habe ich nach Jahren wieder einmal Pi benutzt und mit einer Lernenden die Fläche einer runden Tischdecke (die erschwerenderweise 15 cm über den Tischrand fallen soll) berechnet. Uff.
Ich glaube, ich konnte D.B. recht brauchbare Kommentare geben. Er hat mich gebeten, ebenfalls dieses ISO-Formular auszufüllen.
Ich fand vieles zum Abgucken: Überschaubarkeit, Einheitlichkeit, langsame Rede und einen Extratipp. D.B. sagte nämlich: „Wenn Sie an der LAP gefragt werden, wie Sie Reis lagern, überlegen Sie nicht, was ich in der Schule erzählt habe, überlegen Sie, wo Sie ihn im Lehrbetrieb haben. Und so werden Sie rasch darauf kommen, dass es kühl, trocken und dunkel ist dort.“
Ich fand auch vieles, was meinen eigenen Stil bestätigt: Nahe an der Praxis unterrichten, flexibel reagieren auf Fragen, genügend Zeit einrechnen, zwischendurch Lernende direkt (aber wohlwollend) ansprechen. Und eine Pause muss nicht immer zwischen zwei Läutzeichen stattfinden .
Ich fand solches, das ich lieber nicht möchte: Die Köche sind noch nicht so weit, dass sie nach dem Prinzip „wer lehrt prüft“ die LAP durchführen können. Es ist ein Damoklesschwert immer das zu unterrichten, was andere dann (vielleicht) an der LAP prüfen werden. Es macht nervös und Erschwert die didaktische Reduktion, die ja eigentlich ein Setzen von eigenen Schwerpunkten ist.
Und ich fand anderes, auf das ich irre neidisch bin: Das wunderbare Schulzimmer! Die phänomenale Küche! Diese Investitionen, die die Branche hier tätigt, dieses Engagement für eine wirklich gute Ausrüstung und eine richtig gute praktische LAP. (Dass der Buchhandel einen Bruchteil dessen bietet, werde ich kaum erleben. Wenn Kollegin WEBA und ich eine wirklich gute praktische LAP wollen [und das wollen wir], müssen wir eine Menge Fronarbeit leisten und so ziemlich jedem neuen Buch einzeln nachspringen. Aber das ist ein Thema, zu dem ich Tage und Nächte verbloggen könnte.)

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