Hospitation zum 6. und 7.

Heute war meine Lehrbegleiterin in meinem Unterricht und ich in ihrem. Ich weiss schon, warum ich sie gewählt habe. Sie kann besser unterrichten als ich. Und mir gefällt ihr Unterrichtsstil einfach gut. Und natürlich auch ihr Fach, die Literatur. Heute Morgen war die Kurzgeschichte dran. Günter Kunerts schauerlicher Zentralbahnhof und Kurt Martis knappes Happy end haben mich durch den ganzen Tag begleitet.
Ich glaube, ich eigne mich nicht sonderlich gut fürs Hospitieren. Erstens finde ich die Arbeit, die hinter einer Lektion versteckt ist, immer wieder beeindruckend und die Begeisterung der Unterrichtenden (meistens) mitreissend und erst noch tausend Dinge zum Nachmachen. Ich vergesse darüber die gezielte Beobachtung immer ein wenig. Und dann lenkt mich einfach das Lernen ab. Ich bin süchtig nach Allgemeinbildung und wenn ich Parboiled Reis in der Migros-Aktion sehe, dann überlege ich nicht, ob dessen Erwerb klug wäre, sondern wie das nun war mit dessen Herstellung.
So erging es mir auch heute. Während die Lehrbegleitung den narrativen, den deskriptiven und den argumentativen Stil in Form einer erfundenen Erzählung humorvoll aus dem Ärmel schüttelte, habe ich vor meinem geistigen Auge schon die Neuerscheinungen gestapelt, die darauf passen könnten. Narrativ und deskriptiv ist nicht so schwierig zu finden, aber könnte Markus Werners am Hang ein Beispiel für argumentativ sein? Eben, schnell weit weg mit den Gedanken und nicht auf die Didaktik geachtet. Aber vielleicht ist dies Beweis genug für didaktisches Geschick der Lehrbegleiterin.
Umgekehrt war die Lehrbegleiterin mit mir auch zufrieden, sie hat wahrlich nicht an Lob gespart. Und brauchen konnte ich es auch, denn mein Thema „Sammelrevers“ ist nicht besonders einfach zu vermitteln. Aber gleichzeitig, bei aller didaktischen Reduktion, eine nicht wegzudenkende Grundlage. Ich bin am „Sammelrevers“, dem Vertragswerk zur Sicherung der Buchpreisbindung in der Schweiz, schon mit diversen Methoden gescheitert.
Und einen Verbesserungsvorschlag hatte die Lehrbegleiterin auch: Die Leute im 1. Lehrjahr mehr mit Namen ansprechen. Werde ich machen. Mein Problem ist, dass ich Namen, Buchhandlung und Ausbildungsbetrieb gleichzeitig lerne, denn für die Nähe und Bedeutsamkeit meines Unterrichts ist es wichtig, schnell alle drei zu wissen. Aber den Lernablauf kriege ich nicht hin, manchmal fällt mir zu den Lernenden einfach ihre Buchhandlung, ihr Lehrort und ihr Sortiment ein, anstatt ihr Name. Aber ich kann schlecht jemanden mit „Luzern“ oder „Chinderbuchparadies“ oder „Allschwyl“ oder „Olymp & Hades“ oder „Medizin, Psychologie, Recht, Geschichte“ anreden.
Mein Hirn soll gefälligst in der richtigen Reihenfolge lernen: 1. Den Namen 2. Den Namen des Ausbildungsbetriebes 3. Den Namen des Chefs 3. Den Lehrort 4. Das Sortiment und die Spezialgebiete 5. Die Namen von Lernenden der gleichen Firma in anderen Klassen.
Ich wiederhole, Hirn, zuerst den Menschennamen merken!

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