Poulet oder Omlett?

Die Studentin aus Ungarn ist wunderschön, das muss zuallererst gesagt sein.
Gleichzeitig ist der Beitrag aufschlussreich, weil er zeigt, dass Lehrerinnen und Lehrer sich selber die gleichen negativen Noten geben wie sie ihnen Presse und Gesellschaft verpassen.

  • Die Schulleitung bringt an: Wir wollen erreichen, dass in allen Klassen mindestens einmal im Jahr hospitiert wird.
  • Die Lehrpersonen hören: Wir möchten die Lehrpersonen mindestens einmal jährlich „zerlegen“.
  • Die Qualitätssicherungsstelle verfügt: Mindestens eine Unterrichtsbefragung pro Azubi-Ausbildung, die Unterlagen bleiben bei der Lehrperson und den Lernenden.
  • Die Lehrpersonen befürchten: Nun werden sich die Klassen rächen, überall das Schlechteste ankreuzen; alles landet beim Chef auf dem Schreibtisch.
  • Die Harmonisierungsstelle verlangt: Wir müssen unsere Prüfung schweizweit vereinheitlichen.
  • Die Lehrpersonen schrecken auf: Nun werden meine Schülerinnen und Schüler sicher alle durchfallen.
  • Ich – kleine Abteilungsleiterin – frage meinen Vorgesetzten, ob wir über die Ziele und Folgen der neuen Qualifikationsgespräche noch informiert würden?
  • Er antwortet: Sanktionen würden besprochen. (Dabei hatte ich eher an Lohnerhöhungen gedacht, wir sind seit der Abschaffung des Beamtenstatus normale Angestellte und erst noch ziemlich gute.)
  • Aber es gilt: No News is Good News.

    Der teacher schreibt im Kommentar des erwähnten Beitrags:

    Ehrlich, es ist erstaunlich, wie gut diese Rückmeldungen tun. So merke ich auch, dass wir uns im Lehrkörper viel zu wenig gegenseitig ermuntern. Dort erzähle ich diese Geschichten gar nicht mehr, weil sie niemanden interessieren oder Neid erwecken (könnten).

    Das ist auch so etwas! Ich bin ja wahrlich niemand, der Missgunst aus der Welt zu schaffen vermöchte. Aber mich stört, wie rasch bei uns gute Noten von Klassen in einzelnen Fächern unter Generalverdacht geraten. Der Lehrer benote zu gnädig, korrigiere zu schlecht, frage immer das Gleiche. Dass ein Lehrer einfach engagiert unterrichten und individuell fördern könnte, ist in der Regel nicht der erste, sondern der letzte Gedanke.
    Wenn ich in zehn Jahren Schule etwas gelernt habe, dann ist es, dass die Quelle des miesen Images dieses Berufes nicht zu ermitteln ist. Wer hat angefangen? Unser Publikum oder wir selber?
    Keine Frage ist hingegen, wer die Imagekorrektur vornehmen muss.

    Ein Gedanke zu „Poulet oder Omlett?“

    1. Zweimal auf den blöden Titel angesprochen, schreibe ich’s doch lieber gleich hier hin: Er steht für das Huhn oder das Ei. Aber immerhin in geniessbarer Form, wie ich es mir auch für das Lehrerimage wünschen würde.

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