Tischgespräch [4 + 5]

Wie andere Eltern flikrn oder filmen, schreibe oder nehme ich Dialoge mit dem Kind auf. Einige davon landen hier. Als das Kind in der ersten Klasse war, lief im Quartier ein (inzwischen gescheiterter) Pilotversuch mit Frühenglisch. Und heute ist mir eine Gesprächsnotiz von 2001 zu diesem Thema in die Hände gefallen:
Mutter:
Willst du das Frühenglisch bei Frau R. besuchen?
Kind:
Ja, sicher!
Mutter:
Das finde ich gut.
Kind:
Englisch ist schliesslich eine Sprache für die ganze Welt.
Mutter:
Na ja, die Chinesen reden es kaum.
Kind:
Aber wir haben ja auch keine chinesischen Gäste!
Mutter:
Wie meinst du das jetzt?
Kind:
Wenn wir Gäste haben, die eine Sprache sprechen, die ihr nicht könnt, redet ihr immer Englisch.
Mutter:
Auch wieder wahr.
Ich habe die Notiz zusammengesetzt mit einer vom vergangenen Juli, als das Kind wieder eine Englisch-Entscheidung zu treffen hatte:
Mutter:
Nach den Ferien in der neuen Schule gibt es Englischunterricht. Aber für euch Fünftklässler ist er noch freiwillig. Die Lehrerin empfiehlt es nur denen, welchen Französisch leicht fällt. Dazu gehörst du eigentlich.
Kind:
Ich mag aber nicht. Mir ist es zuviel. Eine neue Schule und neue Kollegen und daneben noch Musik und Fussball.
Mutter:
Erinnerst du dich, was du mir damals geantwortet hast, als ich dich fragte, ob du zu Frau R. ins Frühenglisch möchtest?
Kind:
Nein.
Mutter [kramt alte Gesprächsnotiz hervor]:
Das hier. Was meinst du?
Kind:
Ich überlege es mir noch einmal. Sag mir noch genau, wie viele Lektionen es wären.
Ich erinnere mich, dem Kind zwei Tage später das Anmeldeformular erneut unter die Nase geschoben zu haben und weiss, dass es diese Anmeldung zügig ausgefüllt hat. Beim Anschreiben des Couverts hab‘ ich noch einmal gefragt, ob das Kind sich sicher sei? Und ich erinnere mich genau an die Antwort, die auch notiert gehört: „Es ist schon viel neben allem anderen. Aber als ich klein war, hatte ich Recht.“

Tradition

Nach einem laut Presse „wertkonservativen“ Abstimmungswochenende blieb es in Bern noch einen Tag länger althergebracht. Heute war „Ziebelemärit“ und Konservativeres als ein Fest zur Lobpreisung der Zwiebel ist wohl schwer zu finden. Ein Besucher im Auftrag der Berliner Morgenpost hat sich berechtigterweise gefragt, wie man an einem verpflotschten, kalten Tag im November um vier Uhr morgens aufstehen könne, um kunstvoll gebundene Zwiebeln zu erwerben, vor allem wenn es sich um einen Montag handle? Dazu isst man Zwiebelkuchen, mit dessen Völle man pünktlich und zur Arbeit erscheint. Ja, warum? Es ist halt Tradition.
Die Kundinnen und Kunden der Buchhandlungen bleiben entweder weg, weil sie den Trubel und die überall aus Caren ausgeschütteten Touristen nicht ertragen. Oder sie fragen nach dem Weg und dem Programm, während sie triefende Esswaren und Convettis in die Läden mitbringen. Für Buchhändlerinnen ist der „Zibelemärit“ hauptsächlich ein Putzfest, weil es drinnen (Bild) genau so aussieht, wie draussen. Aber Putzen gehört ja auch zur schweizerischen Tradition.
Zibelemärit von unten

Kampfzone: die Folge [2]

Der Ministerpräsident Villepin hat die Mitarbeiterinnen der Quartierzentren aus den Vorstädten eingeladen. Djamila Yalcin war froh, stets korrekt gekleidet bei der Arbeit zu sein, denn Monsieur brauchte die medienwirksamen Stellungnahmen schnell, zum Umziehen hätte die Zeit nicht gereicht. Seine Antworten an die 15 Frauen von den Quartierzentren decken sich mit dem, was er schon am TV erzählt hatte. Kürzungen rückgängig und Polizisten freundlicher machen will er. Djamila Yalcin fragt sich, wie lange es dauert, bis er dieses Versprechen vergessen hat und ob diese Zeit ausreicht, um etwas zu verändern.
Diese Unruhen in Frankreich und die Reaktionen der umliegenden Länder sind für mich ein wichtiges Kapitel, lehrreich und zynisch zugleich. Lehrreich, weil ich mir innert wenigen Wochen ein wertvolles Archiv an politischer Argumentation zulegen konnte. Zynisch sind für mich die Reaktionen von denen, die im allgemeinen Eurabia-Taumel das Problem auf den Islam oder die Polygamie abschieben. Hier sei aber klar gesagt, dass ich nicht zu denen gehöre, die solche Äusserungen unterbinden wollen, im Gegenteil, ich will, dass diskutiert wird, auch über solche Fragen.
Aber ich halte 18 Tage und über 40 zerpflückte Zeitungsartikel nach meiner Kampfzone-Kritik immer noch dagegen. Ich kenne die Geschichte der Banlieue ein wenig, und ich kenne die Geschichte der Ghettoisierung, auch in anderen Ländern. Je neuer eine Entwicklung, desto schwieriger ist sie natürlich zu beurteilen. Zum Beispiel habe ich keine Ahnung, ob die Vertreter der Moscheen, die diesen November viele Jugendliche von Gewalt abhalten konnten, dies aus sozialem Engagement taten oder lediglich, um sich eine neue Funktion als Ordnungshüter zu verschaffen. Letzteres würde mir grosse Sorgen bereiten.
Aber ich wage die, die den Islam als Auslöser für die Jugendunruhen in Frankreich verantwortlich machen, zu fragen, ob sie je in Wohnblöcken gelebt haben, in denen kein Lift funktioniert? Hier kann ich nämlich als Hochhauskind vom Stadtrand mitreden und auch sonst noch in einigen Dingen. Ich kenne das Gefühl, sich vor der Angabe der eigenen Adresse zu fürchten, ich kenne die Wut über die Verblüffung der Leute, die nie einen lesenden Menschen hinter so einer Postleitzahl vermutet hätten. Und ich kenne die Unterschiede bei der Reise durch die Stadt. Die Busse in die guten Quartiere sind neu, die in mein Quartier sind alt. Die gleichen Buschauffeure, die auf der Linie in „meine“ Hochhaussiedlung niemanden anschauen und schon gar nicht grüssen, scherzen und lachen mit den Fahrgästen, wenn ich in ein besseres Viertel fahre. Ich kenne auch den Wunsch, Nachbarinnen zu töten. Nämlich dann, wenn ich mit 500 von ihnen zehn Waschmaschinen teile und das Kind die ganze Nacht gekotzt hat.
Es mögen zu kleine Dinge sein für grosse Leute, Soziologen, Philosophen, Journalisten, die uns mitteilen, dass solche Unruhen hier in der Schweiz nicht möglich wären. Unsere vernachlässigten Randquartiere sind vielleicht 50 Jahre alt. Die Banlieue sind 150 Jahre alt, auch wenn die Hochhäuser erst in den Siebzigerjahren entstanden sind. Ich bin sicher, es gibt Quartiere in Frankreich, da ist nichts mehr zu retten, weil die Architektur katastrophal und die Durchmischung nicht gegeben ist, die wird man früher oder später umbauen müssen. Einen solchen Fall kenne ich in der Schweiz jedoch nicht.
Ich will auch nicht unsere kleine Misere in Vergleich zu der französischen grossen hochrechnen. Aber die Schlussfolgerung, wer nicht hauptsächlich Muslime in seinen unrenovierten Hochhäusern habe, werde von Unruhen verschont, finde ich unhaltbar.
Das Beste für die Schweiz wird sein, nach Frankreich zu schauen und Monsieur Villepin zu bedauern. Ein armer Politiker, der die Rücknahme von Kürzungen als innovative Massnahme verkaufen muss. Das ist, wie wenn man einem mit blutender Hand einen Verband verspricht, dann sagt, nein, das Verbandsmaterial reicht nicht für dich und, nachdem sie infiziert wurde, die Wunde doch noch verbindet und sich dafür gleich selber den goldenen Hippokrates verleiht.
[Hauptsächliche Quelle; auch die nicht funktionierenden Lifte findet man dort.]

Nachricht für Lisa Rosa

Liebe Lisa Rosa
Ich habe deinen Artikel „Der Untergang“: Unterricht über ein schwieriges Thema gelesen. Er ist ausgezeichnet. Ich bewundere, wie genau und sachlich du an das Thema herangehst und ich bewundere deine Gabe zu reflektieren. Mein einziger kleiner formaler Tipp wäre, die Namen der Lernenden nicht abzukürzen, sondern zu ändern. Das ist lesefreundlicher.
Ich habe schon lange nicht mehr so viel aus einem Artikel über das Unterrichten gelernt:
1. Deine Erkenntnisse im ersten Abschnitt „das Problem“ treffen einen wunden Punkt unseres Unterrichtens. Deine Schlussfolgerung, dass Lernende durch Kommunikation lernen wollen und nicht durch das Beantworten von Fragen, bringt es auf den Punkt. Wir müssen den Unterricht dahingehend verändern. Aber in der Folge müssen wir auch die Bewertung und die Erfolgskontrolle anpassen und das ist sehr schwierig. (Im Kanton Bern ist 2004 eine grosse Reform der Grundschule kläglich gescheitert. Sie war nicht gut, aber durch sie wurde immerhin versucht, vermehrt Handlungskompetenzen zu bewerten. Gescheitert ist sie, weil die Lehrpersonen dem zeitlich nicht entsprechen konnten und die Eltern die Bewertung nicht verstanden.)
2. Sehr wichtig ist für mich deine konsequente Haltung in der Diskussion mit den Lernenden. Du musstest dir selbst zuerst klar darüber werden, wie du den Film fandest und hast die unmittelbar anschliessende Diskussion abgelehnt. Du hast dich nicht breitschlagen lassen, als die Lernenden weiterdiskutieren wollten, „weil sie gerade so gut drin waren“ und hast den Einstieg in der nächsten Stunde trotz Widerstand geschafft. Das ist zum einen eine Heldentat im Schulzimmer. Zum anderen ist Themenwechsel und Anknüpfen können eine wichtige Kompetenz. Mit der richtigen Unterstützung ist sich auch für lümmelnde Jugendliche lernbar.
3. Das Unterrichtsmaterial zum „Untergang“ analysierst du glasklar als inhaltslos (scheint also nicht nur bei „Paradise Now“ ein Problem zu sein) und dennoch fandest du (d)ein Ziel als Lehrerin.
4. Sofort umsetzen werde ich deine indirekte Empfehlung, in Diskussionen Protokoll zu führen und zu analysieren, wie viele sich wie stark beteiligen. Solange ich nur darüber spekuliere, habe ich nämlich gar keine richtige Grundlage für den Einbezug aller.
Dein Artikel ist eine sehr gute Anleitung. Man kann damit jeden legalen Film ansehen und gemeinsam daraus lernen. Umso unverständlicher ist mir, warum das Unterrichtsmaterial zu Filmen so schlecht sein kann. Ich hoffe bloss, die fragen beim nächsten Mal zuerst dich.

Billigausgaben heute

Die Reihen in Zeitschriften- und Zeitungsverlagen boomen, die Preisentwicklung bei Büchern bleibt seit Jahrzehnten weit hinter dem übrigen Warenkorb zurück, im Vergleich zu anderen Produkten aus Deutschland sind die Buchpreise weniger überhöht. Trotzdem beklagen sich die Konsumierenden immer lauter. Politisch und journalistisch wird der Buchpreis seit gut sechs Jahren mit viel Elan skandalisiert.
Ich habe letzte Woche zum Thema „Billige Bücher?“ Gruppenarbeiten im 2. Lehrjahr in Auftrag gegeben. Auch solche, die im weiteren Sinne damit in Zusammenhang stehen, wie: „Was denken Sie, müsste geschehen, damit die Menschen wieder bereit sind, für Bücher einen angemessenen Preis zu bezahlen?“
Wann immer ich Material finde, beginne ich ein Thema bei seinem Ursprung. Dieses Mal war es die Geschichte der ersten deutschen Billigausgabe eines Zeitgenossen. Da ich für die Gruppenarbeiten nur wenige Vorgaben gemacht hatte, war ich nicht besonders zuversichtlich, das Ziel der Sensibilisierung und Meinungsbildung zu erreichen.
Hier will ich einen längst fälligen Einschub machen für Lehrpersonen aus Gymnasien, die freundlicherweise mitlesen:
Die Berufsfachschule macht höchstens einen Viertel der Lebenswelt der Azubis aus. Der Rest spielt sich in der Lehrfirma und im Privatleben ab. Das meiste von der Kraft, die Jugendlichen zur Verfügung steht und der grösste Teil von der Selbständigkeit, die sie anzubieten haben, landet nicht bei uns. Ein zwischen neunstündige Arbeitstage hineingequetschter Berufsschultag ist anders als ein Tag an einer Fünftageschule. Wir tragen viel weniger Verantwortung für den Prüfungserfolg und müssen fast nie mit Eltern verhandeln. Doch Unterrichtsflops sind schwieriger revidierbar und gerade ich als Fachlehrerin bin oft auch der Kritik der Branche ausgesetzt. Weil Lernende aus verschiedensten Firmen von Buchhandelsketten bis Papeterien zu uns kommen, ist der Austausch sehr hilfreich, ich will ihn unbedingt fördern. Die Ergebnisse aus Partner- und Gruppenarbeiten steigen und fallen umso mehr mit der Unterrichtsorganisation. Im schlechtesten Fall führt eine unüberlegte Planung zu regelrechtem Krach, zum Beispiel wenn Lernende aus christlichen Buchhandlungen Harry Potter ablehnen. Ende Einschub.
Dieses Mal lief es mittelmässig. Der Einstieg mit Manns „Buddenbrooks“ wurde interessiert akzeptiert, dafür hatten einige Gruppen kaum Ergebnisse zu präsentieren. Eine Schülerin meinte ganz offen „wir haben das Ziel verfehlt.“ Immerhin hatten sich die meisten eine Meinung machen können, wenn auch eher privat als beruflich.
Ein Team hat mich mit einer prägnanten Analyse überrascht und erfreut. Ihr Auftrag war: „Chancen und Risiken billiger Bücher in Reihen von Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen“ und sie kamen zu folgender Erkenntnis:
Chancen

  • Klassiker kommen wieder auf
  • Nicht nur „Leser“ lesen diese Bücher
  • Wenn die Macher mutig sind, können sie auch unbekanntere und anspruchsvollere Autoren in die Reihe „hineinschmuggeln“ und so auf hohem Niveau Leseförderung betreiben
  • Der Bezug zur Zeitung (SZ) oder Zeitschrift (Brigitte) macht den Zugang niederschwellig
  • Der tiefe Preis macht den Zugang niederschwelliger für Neuleser
  • Risiken

  • Leser bekommen ein Missverhältnis zu Preis/Leistung
  • Weil die Druckkosten so günstig und die Ausstattungen einheitlich sind, wird viel zu viel produziert, es entsteht ein extremer Überschuss, was ökologisch schlecht ist
  • Zeitschriftenverlage werden eine bedrohliche Konkurrenz für traditionelle Buchverlage, die in die Entdeckung von Neuheiten viel investieren
  • Neuleser durch Billigreihen starten mit einem beengten Horizont
  • Ein weiterer Schritt zur extremen Kommerzialisierung des Buchmarkts
  • Billigausgaben vor 76 Jahren

    1929 war Thomas Mann ein Autor von S. Fischer und er ist es noch.
    Adalbert Droemer, der damals den Verlag Th. Knaur leitete, versprach Thomas Mann 100’000 Reichsmark für eine Million Billigausgaben der „Buddenbrooks“. Er wollte damit die allererste „wohlfeile“ Ausgabe eines lebenden Autors zum Warenhauspreis von 2.85 RM auf den Markt bringen. Droemer hatte das schon oft mit Erfolg gemacht, allerdings nur mit Klassikern verstorbener Autoren.
    Nun, Thomas Mann wollte dieses Angebot eigentlich sehr gerne annehmen. Aber er blieb loyal und sagte zu S.(amuel) Fischer, er würde Droemers Angebot ausschlagen, bekäme er die Möglichkeit, eine solche Ausgabe in seinem angestammten Verlag zu machen.
    Der neue Mann und vorgesehene Nachfolger im Verlag, Gottfried Bermann Fischer, war von Anfang an überzeugt, dass der Verlag Thomas Mann entgegen kommen müsste. Er wusste, dass es ein Affront wäre, die „Buddenbrooks“ einem anderen Verlag zu überlassen, egal für welche Ausgabe. Aber S. Fischer blieb unerbittlich:

    „Das können wir dem deutschen Buchhandel nicht zumuten. Ein Buch, das Jahrzehnte hindurch seinen ständigen Absatz zum Normalpreis gefunden hat, auf einen Warenhauspreis herabzusetzen, würde die Grundlagen des deutschen Buchhandels erschüttern. Zu einem solchen Ramschgeschäft darf der S. Fischer Verlag nicht seine Hand reichen.“

    Gottfried Bermann Fischer konnten den alten Verleger nur mit viel Beharrlichkeit, einem lange Brief von Thomas Mann und Unterstützung aus dem Buchhandel überreden, es zu wagen. Bis zuletzt vertrat S. Fischer den Standpunkt, dass dem Publikum nicht leicht zu erklären sei, dass solche Preise nur bei populären Werken in Frage kämen. Er fürchtete den Eindruck hervorzurufen, die üblichen Buchpreise seien überhöht. Und er hatte so unrecht nicht.
    Noch ein Wort zu denen, die den alten Herrn schlussendlich überredet haben: Es waren die wichtigen Buchhändler Deutschlands, die sich für diese Billigausgabe stark machten, und auch sie hatten nicht unrecht. Nur wenige Tage vor der Bekanntgabe des Literaturnobelpreises an Thomas Mann, wurde am 7. November 1929 die erste Auflage von 1. bis 150. Tausend ausgeliefert. Bis zum 28. Dezember 1929 folgten elf Auflagen mit 700’000 verkauften Exemplaren.
    [Quelle: Gottfried Bermann Fischer: Bedroht – Bewahrt: Weg eines Verlegers / fi 1169 / 10. Auflage 2003]

    im rauen Wind

    swissinfo: Befürchten Sie nicht, dass die Krise um die Meinungsäusserungs-Freiheit den Gipfel gefährden könnte?

    Moritz Leuenberger: Wir dürfen unsere tiefe Überzeugung von der Bedeutung der Meinungsäusserungs-Freiheit nicht aufgeben, um eine Krise zu vermeiden…

    Ach, diese Schweizer! Unbelehrbar. Bundesrätin Ruth Dreifuss hat schon 1999 Jiang Zemin damit belästigt und Bundesrätin Micheline Calmy-Rey hat es nur dank diplomatischer Fleissarbeit geschafft, ihre Ausladung vom Türkeibesuch wieder umzudrehen. Die eine hatte ein paar tibetische Demonstranten übersehen, die andere hatte sich erlaubt, neben einem Kurden zu stehen und ihn darauf hinzuweisen, seine Anliegen bitte schriftlich einzureichen.
    The World Summit On The Information Society entwickelt sich wenig überraschend. Tunesien, Ranglisten Hundertsiebenundvierzigster der Pressefreiheit 2005, bleibt bei seinen Leisten und stellt halt swissinfo ab. Nachdem schon Samuel Schmid zensuriert werden musste, reicht es denen nun wirklich, jawohl. (Ich möchte an dieser Stelle kurz daran erinnern, dass auch Inländische schon versucht haben, Swissinfo wegzufegen. Ha! Jetzt gibt es aber Auftrieb!)
    Eigentlich verschaffte uns der Blick gen‘ Osten wieder einmal ein paar gute Gründe für Polemik. Aber wir sind ja nicht Broder, sondern Schweizer. Von Neutralität durchdrungen, in guten wie in schlechten Tagen. Deshalb bleibt mir als begeisterter Steuerzahlerin und Internetnutzerin nur das Wünschen übrig. Wünschen, dass unsere Initiativen ankommen. Wünschen, dass die Icann schrittweise eine internationale Organisation wird und sich nicht länger damit zufrieden gibt, ein Arm des US Handelsministeriums zu sein.
    Die Idealistin sagt: Menschenrechte sind eine Aufgabe. Die Pragmatikerin sagt: Menschenrechte rechnen sich.

    Meldungen zum Tage

    Die Schweiz, das Einwanderungsland seit jeher. Aber es vergisst sich leicht, dass die Clavels, Boveris und Nestlés, die eigenen Grossväter und Urgrossmütter eben alle zugewandert sind.
    Nach unserer Qulaifikation empfehle ich für die Unterschriftensammlung für das Referendum die Referenden folgenden Claim:
    Mit diesem Asylgesetz wären wir nicht an der WM 2006.
    Danke Valon Behrami, danke Philippe Senderos. Ohne euren Vorsprung aus dem Heimspiel hätt‘ s hüt nid glängt.
    Erfolg ist eben nicht immer innerhalb der Landesgrenzen geboren und Prognosen lassen sich eher auf dem Fussballfeld als in der Beugehaft stellen. Hopp Schwiz.