Katastrophenmeldungen

Ich bin eine Anachronistin im Umgang mit Katastrophenmeldungen. Wenn schreckliche Situationen weit weg und für mich schwer einschätzbar sind, nehme ich Bücher zur Hand. (Ich habe beispielsweise noch nie einen Bericht über 9/11 gesehen, nicht einmal am Tage selber in der Tagesschau oder auf CNN.) Als am vergangenen Freitag die Bildschirme der PCs im Lehrerzimmer Tsunami-Wellen zeigten und laut überlegt wurde, die Nachrichten auf die Leinwände im ganzen Schulhaus zu holen, habe ich mich dagegen gewehrt. Es ging mir dabei nicht um Schonung der Schülerinnen und Schüler, sondern darum, der Temporärempörung und -panik, von der wir als multimediale Menschen fast zwangsläufig erfasst werden, nicht noch Vorschub zu leisten.
Selbtsverständlich ist es mir ein persönliches Anliegen und verstehe ich es als meine fachliche Pflicht, den Lernenden Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit Katastrophen zu bieten. Zeitgeschehen und Empathie gehören zum Beruf und unsere Azubis sind dafür sehr offen. Um mich auf Fragen und Diskussionen in der kommenden Schulwoche vorzubereiten, habe ich heute morgen nur wenig News und dafür zwei Taschenbücher mit beeindruckenden Interviews gelesen. Dank der Bücher gelang es mir, meine intakte Welt immerhin im Kopf zu verlassen und mich in eine hineinzuversetzen, die gerade aus den Angeln gehoben wird.
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Zettelkasten fürs Wahljahr (3)

Geschlossene System sind notwendig, um Islamisten an der Machtergreifung zu hindern. Im Westen geht die Angst um, Demokratie schlage jene Bresche, durch die Islamisten an die Macht gelangen. Arabische Regimes nutzen diese Furcht aus, um die Aufrechterhaltung geschlossener politischer System zu rechtfertigen. In Ägypten und Tunesien haben Islamisten jedoch keine grosse Rolle gespielt, es wird nicht damit gerechnet, dass sie eine der neuen Regierungen anführen werden – obwohl sie wichtiger Bestandteil arabischer Gesellschaften sind und in neuen Regierungen eine Rolle spielen sollen.

Marwan Muasher im Bund vom 10. März 2011: „Fünf Irrtümer über die arabische Welt“
[Das ist eben der schwierige Teil der Demokratie: Dass jeder gewählt werden kann und – bei entsprechendem Rückhalt im Wahlvolk – auch an der Regierung beteiligt werden muss.]

Beruflich und privat

hiess dieser Beitrag ursprünglich. Aber dann war er zu persönlich, zu zynisch, zu launisch und ohnehin völlig irrelevant.
Ach hätte ich doch einfach einen Lehrstuhl für aufsteigende und untergehende Berufe und vielleicht noch einen für Wohnformen in gemiedenen Gegenden mit hohem Integrationsbedarf. Dann könnte ich endlich mein Geld mit dem verdienen, was ich den ganzen Tag und die halbe Nacht nebenbei mache.
(Der internationale Frauentag schlägt mir immer aufs Gemüt.)

Die andere Stimme

Die Qatar Media Cooperation (…) beschäftigt 3000 Mitarbeiter aus 60 Nationen, 400 von ihnen sind Journalisten. Die Frage, wo jemand herkommt, führt zu Verwirrung: Der Nachrichtenchef hat einen arabischen Namen, stammt aber aus den Niederlanden, der Pressesprecher hört auf den Vornamen Usama und ist Schotte.

Aus: Stimme der Revolution, einem lesenswerten Artikel über den multinationalen Sender Al-Jazira in der heutigen „NZZ am Sonntag“.
(Irgendeinmal werden urbane Stimmen auch die Trutzburgen der Bewahrer aus dem Berner Oberlandes sprengen, die unseren Kanton seit heute im Parlament vertreten.)

Rückblick auf die Februar-Samstage

Im Moment arbeite ich sechs Tage in der Woche, wobei der Samstag jeweils ein bisschen weniger streng ist. Dabei kommt mir häufig meine Arbiet in der Buchhandlung in den Sinn, da gab es immer wieder solche Phasen. Dafür waren die Kunden samstags gelöster und beim Adminstrativen konnte man vieles abtragen, weil an dem Tag wenig Neues dazukam.
Damit ich später noch weiss, weshalb ich gerade kaum zum Lesen und Schreiben zum Vergüngen komme, will ich hier rasch notieren, was ich an den Samstagen im vergangenen Monat gemacht habe:
26. Februrar 2011: Morgens bis mittags Tests zweier Klassen korrigiert. Nachmittags eine knappe Stunde Unterricht vorbereitet. Danach habe ich für eine Buchhändlerin, die im Juni in ebendiesen Klassen referieren wird, eine Zusammenfassung vom Wissenstand, den die Lernenden bis dann in Sache Marketing-Mix haben werden, geschrieben. Dann eine gefühlte Ewigkeit den Ist-Zusand der praktischen Prüfung für Buchhändlerinnen und Buchhändler abzubilden versucht. Dies für eine Arbeitsgruppe, die diese Prüfung für das Jahr 2013 neu entwickelt. Mangels Kraft und Nerven habe ich daraufhin ein bloss mickriges Argumentarium zu etwas, was ich hier nicht nicht ausführlicher erläutern kann, zusammengestiefelt und bin erst beim Einnachten nach Hause gekommen, wo zum Glück schon gekocht war.
19. Februar 2011: Das war auch ein langer Samstag voller vernachlässigter Hausarbeit. Aber das Kind ist kein Kind mehr und konnte den Wochenendeinkauf alleine stemmen (Mann war Weiterbildung). Am Morgen habe ich mich dem Fundraising von Neuerscheinungen, Büchergutscheinen und Cash für die Prüfungsbuchhandlung und die Prüfungsfeier 2011 gewidmet. Am Nachmittag habe ich neun Bewerbungen von interessierten Referenten für die neue Lehre für die Fachleute Kundendialog gelesen und weiterverarbeitet.
12. Februar 2011: Da hatte ich morgens Zeit für Hausarbeit. Am Nachmittag habe ich ein Mailing mit Einladung für die erste Klasse, die die Weiterbildung zur Buchhändlerin mit Fachausweis besuchen will, gemacht. Danach habe ich drei Protokolle geschrieben, wovon zwei lang aber dafür einfach und eines kurz aber dafür heikel zu formulieren war.
5. Februar 2011: Am Tag zuvor war das Semester zu Ende gegangen und ich habe den ganzen Samstag ensprechende Arbeiten erledigt. Notenlisten gemahnt, Anmeldungen zu Nachholtests geprüft, unleserliche Absenzenkontrollen interpretiert, im allerletzten Moment nachgereichte Absenzenhefte entschuldigt und bereits die Informationen an Kollegium und Fachschaft Buchhandel für das neue Semester verfasst. (Wir haben zwischen dem Winter- und Sommersemester nur eine Woche Unterbruch.)

Mich nicht wiederholen. Sparsamer sein

1. Mich nicht wiederholen
2. Nicht versuchen, amüsant zu sein
3. Weniger lächeln, weniger reden. Andererseits, und am wichtigsten: es ernst meinen, wenn ich lächle, und glauben, was ich sage + nur sagen, was ich wirklich glaube
4. Meine Knöpfe annähen (+ selbst zugeknöpfter sein)
5. Sachen, die nicht funktionieren, zu reparieren versuchen
6. Jeden Tag baden und alle zehn Tage die Haar waschen. Bei David* genauso.
7. Darüber nachdenken, warum ich im Kino an den Fingernägeln kaue
8. Mich nicht über andere Leute lustig machen, nicht gehässig sein, nicht das Aussehen anderer Leute kritisieren etc. (das ist alles vulgär und eitel)
9. Sparsamer sein (denn dadurch, dass ich so unbekümmert Geld ausgebe, bin ich darauf angewiesen, so viel zu verdienen)
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