An diesem verregneten Wahlwochenende geht mir alles gar langsam von der Hand. Aber die Woche war ordentlich, der Pegasus ist versandt, der Unterricht vorbereitet, Tests und Prüfungen aller Art sind erstellt, nötige Anträge geschrieben. Sogar ein bisschen Zeitung habe ich gelesen und freue mich auf das Buch von Buschkowsky:
„Welchen Tiefpunkt hat dieses Land in der geistigen Auseinandersetzung erreicht?“ fragte sich der Autor. „Niemand bestreitet meine Analyse, niemand setzt sich mit meinen Vorschlägen für eine bessere Intergrationspolitik auseinander, und an die Zahlen traut sich erst recht keiner ran.“ (Quelle: Das aktuelle Magazin)
Ich finde keinen einzigen Menschen in meinem politischen Leben (inklusive mir selber), der die Schattenseiten der Einwanderung, die Probleme und Forderungen mancher Zuwanderer, den Druck patriarchaler Gesellschaften auf unsere Liberalität thematisieren darf, ohne zum Rassisten gemacht zu werden. Für den Vorwurf spielt auch gar keine Rolle, wie lange und wie nah jemand am Thema dran ist. (Sarrazin ist beispielsweise für mich nicht ernst zu nehmen, er hat keine Ahnung und in seinem Buch ein Riesendurcheinander veranstaltet).
Vielleicht führt „Neukölln ist überall“ ja wirklich zu der einen oder anderen Veranstaltung, in der man sich differenzierter unterhält. Es gibt jedenfalls Anzeichen. Und zu spät ist es auch nie.
(Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe. Zum Beispiel wenn die Mutter meines Schwagers bei ihm und meiner Schwester vor der Türe steht. Eine Analphabetin mit ein paar Plastiksäcken in der Hand. Seit dem Kosovo-Krieg in der Schweiz. Aber nach dem Tod ihres Mannes vom ältesten Sohn beraubt und um ihre Pensionskasse betrogen. Mit nichts im Besitz als ein paar Kleidern, einer angebrochenen Tube Mayonnaise und einer angefangenen Cola.)