Nebenbei bemerkt

Bin ich krank, wenn ich nicht arbeite und umgekehrt. Das gesundheitliche Problem liesse sich bestimmt auf dem Zauberberg lösen, während sich die Arbeitsbelastung im Tale munter verdoppelte. Aber ich muss nicht über eine Kur entscheiden, denn ich habe bald Ferien und richtig Zeit zum Kranksein. Bis dahin hole ich die Zimtteemischung hervor und bastle Weihnachtsgeschenke.

World Poetry Day

Der Teppich
von Stefan George
Hier schlingen menschen mit gewächsen tieren
Sich fremd zum bund umrahmt von seidner franze
Und blaue sicheln weisse sterne zieren
Und queren sie in dem erstarrten tanze.
Tibeterteppich Tibetischer Sattelteppich Tibeterteppich
Und kahle linien ziehn in reich-gestickten
Und teil um teil ist wirr und gegenwendig
Und keiner ahnt das rätsel der verstrickten….
Da eines abends wird das werk lebendig.
Tibeterteppich Chinesischer Säulenteppich Tibeterteppich
Da regen schauernd sich die toten äste
Die wesen eng von strich und kreis umspannet
Und treten kla r vor die geknüpften quäste
Die lösung bringend über die ihr sannet!
Tibeterteppich Tibeterteppich Tibeterteppich
Sie ist nach willen nicht: ist nicht für jede
Gewohnte Stunde: ist kein schatz der gilde.
Sie wird den vielen nie und nie durch rede
Sie wird den seltnen selten im gebilde.

Niederhorn today

Niederhorn heute
Heute waren wir mit Nichte Neffen auf dem Niederhorn. Zum Dank, dass ich einen Jahresbericht gegengelesen, kommentiert und korrigiert hatte, habe ich Gutscheine für den Brunch ebenda erhalten. Für den Beschluss vom Mann, schon am Vorabend zu fahren und im Berghaus zu übernachten (obwohl ich mich aus Zeitmangel eher sträubte) bin ich dankbar. Schlittenfahren, Herumalbern, eine Menge Bücher erzählen, Schneeballschlacht machen und Handys verbieten war so erholsam, dass ich diese Nacht ganz gut noch ein wenig arbieten und dem morgigen Tag und Abend gelassen entgegen kann.
Bild, vergrössert: Aussicht vom Berghaus heute Morgen auf Eiger, Mönch und Jungfrau (v.r.n.l.), links unten eine Spur des Drachenpanzers auf dem Kinderspielplatz und in der Mitte der Mast der Gondelbahn.

Turbulent,

turbulent, war’s definitiv diese Woche. Noch nie musste ich so viele Verweise aus- und so viel rechtliches Gehör erteilen.
Und auch die Fusionsmeldung der grössten Buchhandlungen ging nicht spurlos an uns vorbei, das ist ja klar. Sterben oder wiedergeboren werden? Das ist in dem Vierteljahrhundert, in dem ich im Buchhandel bin, die Frage. Eigentlich ganz originell.
Weil heute der internationale Frauentag ist, gehe ich jetzt mit Schokolade in die Badewanne. Party für alle oder einfach mir nach, Sistas!

Fragen, Antworten, Dank?

Meine Kollegin Deutschlehrerin und ich haben vereinbart, dass ich Korrespondezbeispiele heraussuche, die zu wünschen übrig lassen. Es geht dabei darum, im Deutschunterricht praxisnah häufige Fehler und deren Wirkung auf den Empfänger anzuschauen. (Völlig anonymisiert oder abgeändert, versteht sich!)
Ich bekomme ganz unterschiedliche Post: Gesuche, Rückmeldungen und vor allem Fragen zu diesem und jendem von ganz verschiedenen Leuten: Azubis, Ausbilderinnen, Lehrbetrieben, Eltern, Berufsinformationszentren, nationalen und kantonalen Ämtern und deren ausgelagerten Stellen.
Wie sicher alle Mitlesenden, musste ich nicht lange nach Mängeln suchen, wir alle machen Fehler und ganz besonders in der Kommunikation. Dennoch ist mir aufgefallen, dass Fragen beantworten ein undankbares Geschäft ist. Je komplizierter oder gar depalzierter die Frage, desto weniger Dank für die Antwort. Also wenn mir eine Lehrperson eine Frage stellt, deren Antwort zu meinem Job gehört, bedankt sie sich extra. Wenn mich aber eine Ehemalige etwas fragt, das ich selber sogar noch recherechieren muss, höre ich auf meine Antwort hin nichts mehr.
Vielleicht ist das auch ganz normal, wie mein Schwager kosovarischer Herkunft zu erklären pflegt: Je näher man sich steht, desto unkomplizerter soll man sich verhalten. Danken und Bitten ist reine Förmlichkeit für Leute, die einander anders nicht verstehen.

Lesedefizit

Immer, wenn ich zu viele Konzepte und Regelungen und Verordnungen lesen muss, kriege ich Büchermangelerscheinungen – am besen zu vergleichen mit Unterzuckerung. (Was nebenbei beweist, dass es sich beim Viellesen nicht unbedingt um eine bewunderswerte Tätigkeit, sondern bestensfalls um die Deckung eines Bedarfs und schlimmstenfalls um eine Sucht handelt.)
Deshalb musste ich gestern Nacht und heute Morgen und tagsüber und sowieso ständig lesen. Hauptsächlich dieses Buch: Kongo.
Da es ungnädige 660 Seiten (ohne Anhang) umfasst, wird bei mir noch viel liegen bleiben in nächster Zeit.