Geschafft!

Abteilung Kundendialog: Ich habe die Klassenfotoliste der neuen Klasse fertig, sieht schön aus! Ist für die Klasse, die Lehrpersonen und die Lernplattform gedacht. Es war eine Zangergeburt, denn jemand fehlt ja immer und den anderen gefällt das Foto nicht so ganz und die Bildbearbietung kostet halt auch Zeit und Nerven.
Abteilung Buchhandel: Der Pegasus 104 ist fertig (32 Seiten, uff). Dabei dachten wir schon bei der ersten Nummer, es sei demnächst aus mit Buchhandel.
So ist’s recht angenehm, zu Bett zu gehn.

Sonntagabend

Nun ist die Woche zu Ende und noch viel zu tun übrig. Die Kunst, mir das vorzunehmen, wie ich auch wirklich erledigen kann, beherrsche ich auch nach einem Vierteljahrhundert Erwerbsarbeit nicht. Ich war gesundheitlich nicht auf der Höhe und nicht zuletzt deswegen sind mir in den vergangenen Tagen ein paar peinliche Fehler passiert. Zum Glück nix dabei, was nicht wiedergutzumachen wäre.
Aber einiges ist auch vollbracht, meine zwei Tage Management unseres BAM-Standes sind geplant, der neue „Pegasus“ ist in Produktion, ich sehe den Boden des Wäschekorbes und ich habe einen Dichter (Übersetzer und Literaturtheoretiker) entdeckt: Alfred Margul-Sperber. Er kommt aus der Bukowina – wo ich schon lange gerne hinmöchte, weil ich mir einbilde, dort mehr von Rose Ausländer oder Paul Celan zu verstehen. Heute mehrmals gelesen „Die Wippe“ und „Schnee“. (Quelle: Beständig ist das leicht Verletzliche.)

What it is

Heute macht man ja gerne ein 68er-Bashing. Wie kommt das bei Ihnen an?
Würde ich nie tun. Ich bin immer noch ein Hippie – in meinem Herzen. Nicht, was meinen Lebensstil betrifft, diese Welt ist vergangen. Ich hänge diesem echt unschuldigen, aber überzeugenden Sinn für Klassenlosigkeit noch immer nach. Das war eine schöne Fiktion.
Quelle: Das Magazin von heute, bzw. der Autor Jonathan Lethem (Eltern Hippes, aufgewachsen in einer Kommune) über Heimat.
„What it is“ weiterlesen

Materialiserung

Es ist schön aber auch etwas unwirklich zu sehen, wie sich etwas, was vor Kurzem noch ein Projekt im Kopf war, materialisiert. Ich kann’s nicht gut erklären. Schön daran ist sicher, dass das Unsichtbare – wie die Arbeit – endlich zu etwas Sichtbarem – einem Ergebnis – führt. Unwirklich wird es für mich da, wo ich Schritte aus der Phase, in der man in Phantomen und Arbeitstiteln gedacht hat, mit der Phase nach der Materialisierung verbinden soll. Ich muss quasi gleichzeitig mit dem Modell und der Realität klarkommen, denn die Projektarbeit läuft ja nun leider nie chronologisch und mit angemessener Vorlaufszeit. Vielleicht wäre es das Beste, sämtliche Modelle aussen vor zu lassen, sobald ein Projekt beendet ist. Andererseits zeigt mir die Erfahrung auch, dass es nicht nur gut ist, die Überlegungen aus der Projektphase beim ersten Widerstand an der Realität über Bord zu werfen.
Wie gesagt, ich kann das Gefühl, nicht richtig zu wissen, wo ich womit stehe, schlecht beschreiben. Bleiben wir daher beim Schönen an umgesetzten Projekten: In den Newsmeldungen „meiner“ kleinen Abteilung Kundendialog ist auf einen Blick erkennbar, wie eine neue Berufsbildung vom Papier in die Realität wandert. Und ich habe richtig Freude am Klassenfoto im Header.

Dinge

Es ist ein häufig gehörter Seufzer „uff, aufräumen – was sich da wieder alles angesammelt hat!“. Persönlich erlebe ich das anders. Ich habe fast immer in Hochhäusern gewohnt: Kleine Küche, munziges WC, wenige Wandschränke, Mini-Kellerabteile. Nie im Leben hatte ich einen Dachboden oder eine Mansarde. Was ich besitze, muss in der Wohnung Platz finden und für den Alltag von Bedeutung sein.
Deshalb gehe ich meine Habe vielleicht öfter durch. Gestern beispielsweise habe ich zwei Küchenschubladen (H: 7cm, B: 20 cm, T: 70 cm) geputzt und dann den Inhalt zwecks Überschaubarkeit ausgebreitet. Hätte ich nichts gestapelt, es hätte in Reih und Glied fast vier Meter Dinge ergeben. Zwei wurden entsorgt und fünf landeten im Doppellager, der Rest wird gebraucht. Früher oder später.
Küchenschublade 27.8.2011
(Und jetzt auf zum alljährlichen Schwiegerfamilienausflug. Dies‘ Mal geht es an den Fluss. Schöne Steine und lesende Jungs suchen.)

Stellvertreterinnenfreuden

Am Donnerstag und Freitag habe ich zusammengerechnet sechs Lektionen Stellvertretungen. Donnerstags in Deutsch (bin absolut unqualifiziert) und am Freitag in Literatur, Wissenschaft und Kultur (da geht’s qualifikationsmässig einigermassen).
Weil ich nur noch mit knapper Not weiss, was ein Verb und ein Adjektiv ist, mache ich in Deutsch – immerhin saisongerecht – etwas zum Thema Deutschlehrmittel. Ich will mit den Azubis folgenden Fragen nachgehen:

  • Was sind die Kriterien, die eine Deutschlehrmittel gut machen? Oder umgekehrt: Welche Deutschlehrmittel werden auf welcher Stufe empfohlen und eingesetzt und weshalb?
  • Worauf muss die Buchhändlerin besonders achten, wenn sie Deutschlehrmittel bestellt? Wo und bei wem passieren häufig Fehler?
  • Was sind die schwierigsten Kundenfragen in dem Bereich? Was die unerfüllbaren Kundenwünsche?
  • Weshalb gibt es keine Lesebücher mehr?
  • Zu dem Zweck werde ich mindestens drei Lesebücher aus dem letzten Jahrhundert vorstellen. Voraussichtlich:
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    Schulwoche, die erste

    Doch, doch, gut angefangen. Im Buchhandel habe ich wohl alle besonderen Fälle zusammen: Lehrabbruch, geplanter Lehrunterbruch, Wechsel in eine andere Lehre, Wiederholung eines Lehrjahres, Überspringen eines Lehrjahres, Einstieg von Anfang an ins zweite Lehrjahr, Namenswechsel durch Heirat in den Sommerferien… aber ich glaube, ich habe es einigermassen auf die Reihe bekommen. Ich schätze jeweils, wenn ich von den 1000 Fragen in der ersten Woche 500 korrekt beantworte, läuft die zweite auch noch gut. Aber wie oft ich als Abeteilungsleiterin mit Pinwandnadeln, Klebeband, Sonderschlüsseln für merkwürdige Schränke, Kopierkarten, Flipchartrollen, Filzstiften und Magneten rumrenne, ist schon verrückt – zwischen zwei Schulhäusern mit jeweils fünf Stockwerken. Ersetzt immerhin jedes Fitnessabo.
    In der neuen Grundbildung der Fachmänner und Fachfrauen Kundendialog ist es ein wenig einheitlicher. Einzig die obligatorischen, wählbaren Fremdsprachen sind unterschiedlich stark besetzt: Von 18 Lernenden nehmen vier Französich und 14 Englisch. Alle werden die gewählte Fremdsprache auf Niveau B2 mit einem internationalen Diplom abschiessen. Von 18 haben 15 eine andere Muttersprache – das heisst, weder Deutsch, noch Englisch, noch Französisch. Eine logische Überlegung bei der Rekrutierung dieser Azubis – so haben diese jungen Leute am Ende einer dreijährigen Lehre drei Sprachen in Ohr und Mund: Muttersprache (z.B. Albanisch, Türkisch, Kroatisch, Spanisch, Italienisch) + Deutsch + Englisch/Französisch. Ralistischerweise werden die schriftlichen Kenntnisse der Sprache etwas weniger gewichtet.
    Doch – aufs Ganze gesehen ein sehr erfreulicher Start. War heute lange im Büro und in der Waschküche und gähne die ganze Zeit. Lese höchstens noch ein wenig Zeitung und spiele ein paar Runden Fruit Ninja.

    noch rasch zur Ferienlektüre

    Was ich (nicht) gelesen habe:

  • Boyne, Das Haus zur besonderen Verwendung / Piper
  • Ein gutes Buch mit drei Handlungssträngen. Ich habe nur die Rahmenhandlung wirklich richtig gelesen, aber das lag bloss am Thema. Ich habe schon so viel Verschiedenes über Russland im 19. und 20. Jahrhundert gelesen und hatte einfach Motivationsprobleme. Aber Boyne ist zweifellos ein lesenswerter Schreiber.

  • Hettche, Die Liebe der Väter / Kiepenheuer
  • Das Buch habe ich wegen der Thematik (Scheidung, Sorgerecht) immer wieder sein lassen und schlussendlich nicht gelesen.

  • Khadra, Die Lämmer des Herrn / atb
  • Khadra und sein Verlag müssen aufpassen, dass er am Ende nicht drei gleiche und ein ähnliches Buch schreibt. Ich finde es gut und wichtig, dass ein Algerier erzählt, wie Terroristen entstehen – er weiss es nämlich und beschriebt den Prozess ausgezeichnet. Aber einmal ist genug. Ich habe schon „Die Attentäterin“ von Khadra deswegen nicht fertig gelesen.

  • Kis, Garten, Asche / Bibliothek Suhrkamp
  • Vergriffen. Offenbar der mittlere Teil einer Trilogie, dem (bzw. der Lieferbarkeit des vorherigen und nachfolgenden Werkes) will ich noch nachgehen und möglichst den ersten Teil zuerst lesen.

  • Merz, Der Argentinier / Fischer
  • Ein sehr typisches Werk für einen Schweizer. Die können wohl hauptsächlich Erzählungen und Novellen. Die Enkelin geht der Familiengeschichte anhand einer letzten Aussage der Grossmutter nach – so entsteht eine schöne, wehmütige Geschichte die einmal mehr zeigt, dass es die Schweiz nicht gibt. Wir existieren nur als Folge der Aus- und Einwanderung.

  • Röhrich, Die poltischen Systeme der Welt / C.H. Beck
  • Gut, um sich schnell einzulesen – wie immer bei dieser Reihe.

  • Roth, Nemesis / Hanser
  • Bewundernswert. Ähnlich wie bei Irving erstaunt es mich bei Roth immer wieder, wie leicht er neue Figuren schaffen kann. „Bucky“, der Protagonist, ist wie niemand anderes. Hier könnte Khadra lernen. Das beste Buch, das ich in diesen Ferien gelesen habe.

  • Vavrik, Nacktbadestrand / edition a
  • „Roman“ ist die völlig falsche Bezeichnung, es ist ein unliterarischer, chronologischer Bericht eines Lebensabschnitts. Eine ältere Dame, die lange eine Buchhandlung geführt hat, hat Schlafprobleme und bekommt von ihrem Arzt den Tipp, ihr Sexleben zu beflügeln. Er lässt dabei durchblicken, dass es viele jüngere Männer gäbe, die sich gerne mit Achzigjährigen vergnügten. Ab da schaltet Frau Vavrik regelmässig Inserate und schildert, was dabei herauskommt. Ist insofern lesenwert, weil meines Wissens so noch nie dagewesen.

  • Xiaolong, Tödliches Wasser / Zsolnay
  • Leider krankt Xiaolong am Gleichen wie Khadra: Es gelingt hier weder neue Figuren zu erfinden, noch die alten Figuren sich weiter entwickeln zu lassen. Das Umweltthema, das hier die grösste Rolle spielt, wirkte auf mich gesucht.
    Daneben habe ich noch ein paar andere Bücher gelesen, oft auch die Gleichen wie die Jugendlichen, mit denen ich meine Ferien verbrachte und noch eine Empfehlung vom Mann (Civilization: The West and the Rest von Niall Ferguson). Die Gespräche darüber waren sehr erbaulich und ich fand, dass es sich deswegen lohnte, auch Dinge zu lesen, die ich für mich allein vielleicht nicht lesen würde.

    Back@work

    555 Fotos laden sich geduldig von meiner Canon auf das externe Laufwerk – endlich. Seit einer Woche bin ich schon zu Hause, aber ziemlich steil wieder eingestiegen. Ich weiss, dass heute kein Mensch mehr Stellvertretungen hat, aber mit dem Riesengebirge hatte ich doch nicht gerechnet. Sogar die Schneckenpost türmte sich kistenweise und ich brauchte lange, bis ich die Anfragen gefiltert und die Ansprüche gruppiert hatte. Selber blöd, schliesslich kriege ich einen neuen Job nicht meiner Ausbildung oder meines Lebenslaufs wegen, sondern immer nur weil jemand mir zutraut, dass ich im kalten Wasser nicht untergehe (oder niemand anderes den Job will).
    Nachdem ich mich also nach drei Wochen Freiluftferien von Montag bis Donnestag im Schulhaus eingesperrt hatte, folgten am Freitag die grossen und kleinen Konferenzen und das traditionelle Nachtessen mit allen aus Verwaltung und Kollegium, die Lust dazu hatten. Die meisten hatten gute Laune und es wurde ein gelungener Start ins neue Schuljahr. Aber am meisten freue ich mich auf die neuen Lernenden! 36 angehende Buchhändlerinnen und Buchhändler und 18 Fachleute Kundendialog werden neu unter meine Fittiche kommen, dazu werden über 1000 neue Kauffrauen und Kaufmänner unsere Schule bevölkern. Verwalten ist nötig, aber ich bin jedes Mal nach den den Ferien froh, wenn ich den Grund dafür wieder vor Augen habe, die Azubis im Lift johlen, auf dem Gang lachen und in der Toilette schimpfen höre.

    Au revoir

    Camargue 2010
    Wir schalten ab. Mit folgenden Büchern im Gepäck (*=Kind):

  • Auslander, Eine Vorhaut klagt an / Berlin Verlag*
  • Boyne, Das Haus zur besonderen Verwendung / Piper
  • Ewers, Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weisser / Gütersloher Verlagshaus*
  • Hettche, Die Liebe der Väter / Kiepenheuer
  • Hornby, A long way down / Knaur*
  • Khadra, Die Lämmer des Herrn / atb
  • Kis, Garten, Asche / Bibliothek Suhrkamp
  • Merz, Der Argentinier / Fischer
  • Neill, Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung / rororo*
  • Röhrich, Die poltischen Systeme der Welt / C.H. Beck
  • Roth, Empörung / rororo*
  • Roth, Nemesis / Hanser
  • Trojanow/Zeh, Angriff auf die Freiheit / Hanser*
  • Vavrik, Nacktbadestrand / edition a
  • Xiaolong, Tödliches Wasser / Zsolnay
  • Zeh, Corpus Delicti / Schöffling & Co.*
  • dtv Lexikon der Weltgeschichte in 2 Bdn. (Auflage 2005)*
  • Vielen Dank fürs Lesen.