Beruflich und privat

hiess dieser Beitrag ursprünglich. Aber dann war er zu persönlich, zu zynisch, zu launisch und ohnehin völlig irrelevant.
Ach hätte ich doch einfach einen Lehrstuhl für aufsteigende und untergehende Berufe und vielleicht noch einen für Wohnformen in gemiedenen Gegenden mit hohem Integrationsbedarf. Dann könnte ich endlich mein Geld mit dem verdienen, was ich den ganzen Tag und die halbe Nacht nebenbei mache.
(Der internationale Frauentag schlägt mir immer aufs Gemüt.)

Die andere Stimme

Die Qatar Media Cooperation (…) beschäftigt 3000 Mitarbeiter aus 60 Nationen, 400 von ihnen sind Journalisten. Die Frage, wo jemand herkommt, führt zu Verwirrung: Der Nachrichtenchef hat einen arabischen Namen, stammt aber aus den Niederlanden, der Pressesprecher hört auf den Vornamen Usama und ist Schotte.

Aus: Stimme der Revolution, einem lesenswerten Artikel über den multinationalen Sender Al-Jazira in der heutigen „NZZ am Sonntag“.
(Irgendeinmal werden urbane Stimmen auch die Trutzburgen der Bewahrer aus dem Berner Oberlandes sprengen, die unseren Kanton seit heute im Parlament vertreten.)

Rückblick auf die Februar-Samstage

Im Moment arbeite ich sechs Tage in der Woche, wobei der Samstag jeweils ein bisschen weniger streng ist. Dabei kommt mir häufig meine Arbiet in der Buchhandlung in den Sinn, da gab es immer wieder solche Phasen. Dafür waren die Kunden samstags gelöster und beim Adminstrativen konnte man vieles abtragen, weil an dem Tag wenig Neues dazukam.
Damit ich später noch weiss, weshalb ich gerade kaum zum Lesen und Schreiben zum Vergüngen komme, will ich hier rasch notieren, was ich an den Samstagen im vergangenen Monat gemacht habe:
26. Februrar 2011: Morgens bis mittags Tests zweier Klassen korrigiert. Nachmittags eine knappe Stunde Unterricht vorbereitet. Danach habe ich für eine Buchhändlerin, die im Juni in ebendiesen Klassen referieren wird, eine Zusammenfassung vom Wissenstand, den die Lernenden bis dann in Sache Marketing-Mix haben werden, geschrieben. Dann eine gefühlte Ewigkeit den Ist-Zusand der praktischen Prüfung für Buchhändlerinnen und Buchhändler abzubilden versucht. Dies für eine Arbeitsgruppe, die diese Prüfung für das Jahr 2013 neu entwickelt. Mangels Kraft und Nerven habe ich daraufhin ein bloss mickriges Argumentarium zu etwas, was ich hier nicht nicht ausführlicher erläutern kann, zusammengestiefelt und bin erst beim Einnachten nach Hause gekommen, wo zum Glück schon gekocht war.
19. Februar 2011: Das war auch ein langer Samstag voller vernachlässigter Hausarbeit. Aber das Kind ist kein Kind mehr und konnte den Wochenendeinkauf alleine stemmen (Mann war Weiterbildung). Am Morgen habe ich mich dem Fundraising von Neuerscheinungen, Büchergutscheinen und Cash für die Prüfungsbuchhandlung und die Prüfungsfeier 2011 gewidmet. Am Nachmittag habe ich neun Bewerbungen von interessierten Referenten für die neue Lehre für die Fachleute Kundendialog gelesen und weiterverarbeitet.
12. Februar 2011: Da hatte ich morgens Zeit für Hausarbeit. Am Nachmittag habe ich ein Mailing mit Einladung für die erste Klasse, die die Weiterbildung zur Buchhändlerin mit Fachausweis besuchen will, gemacht. Danach habe ich drei Protokolle geschrieben, wovon zwei lang aber dafür einfach und eines kurz aber dafür heikel zu formulieren war.
5. Februar 2011: Am Tag zuvor war das Semester zu Ende gegangen und ich habe den ganzen Samstag ensprechende Arbeiten erledigt. Notenlisten gemahnt, Anmeldungen zu Nachholtests geprüft, unleserliche Absenzenkontrollen interpretiert, im allerletzten Moment nachgereichte Absenzenhefte entschuldigt und bereits die Informationen an Kollegium und Fachschaft Buchhandel für das neue Semester verfasst. (Wir haben zwischen dem Winter- und Sommersemester nur eine Woche Unterbruch.)

Mich nicht wiederholen. Sparsamer sein

1. Mich nicht wiederholen
2. Nicht versuchen, amüsant zu sein
3. Weniger lächeln, weniger reden. Andererseits, und am wichtigsten: es ernst meinen, wenn ich lächle, und glauben, was ich sage + nur sagen, was ich wirklich glaube
4. Meine Knöpfe annähen (+ selbst zugeknöpfter sein)
5. Sachen, die nicht funktionieren, zu reparieren versuchen
6. Jeden Tag baden und alle zehn Tage die Haar waschen. Bei David* genauso.
7. Darüber nachdenken, warum ich im Kino an den Fingernägeln kaue
8. Mich nicht über andere Leute lustig machen, nicht gehässig sein, nicht das Aussehen anderer Leute kritisieren etc. (das ist alles vulgär und eitel)
9. Sparsamer sein (denn dadurch, dass ich so unbekümmert Geld ausgebe, bin ich darauf angewiesen, so viel zu verdienen)
„Mich nicht wiederholen. Sparsamer sein“ weiterlesen

Zurück zu Weihnachten

Mir ist schleierhaft, wie Weihnachtsgeschenke ein Problem darstellen oder sogar gehasst werden können. Sie schaffen Umsätze und Arbeitsplätze. Ein Weihnachtsbaum ohne Geschenke darunter ist weniger schön als einer mit Päckli unter Tannengrün. Zudem ist Schenken eine edle Tätigkeit, denn Geben ist seliger. Wirtschaftliche, ästhetische und moralische Gründe sprechen also für das gute alte Weihnachtsgeschenk. Ebenso Praktische.
Mit dem, was ich zu Weihanchten bekommen habe, lebt es sich viel leichter in nass-grauer Zeit. Soeben habe ich das letzte Fläschchen der „Les Bains“ von meinem Schwager aufgebraucht und regelmässig entspanne ich im (in meinem Geburtsjahr kreierten) Cleopatra-Bad von einer lieben Freundin. Der trockenen Haut begegne ich erfolgreich mit der Avène Emulsion corporelle von meiner Schwester, die Zitronen-Handcrème fürs Büro habe ich nur dank weihnachtlicher Aufmerksamkeit einer Kollegin. Schlafen kann ich seit dem Christfest in neuer, blütenweisser Satinbettwäsche von meiner Mutter.
Und erst die Bücher! Jeden Morgen lese ich in Kurt Martis Notizen (ebenfalls von meiner Mutter). Jo Sacco zeichnet uns erschreckende Seiten von Palästina und Bosnien (Geschenk eines Freundes an den Mann), dafür amüsieren uns die Panini Bilder aus der Sammlung 1970 bis 2010 (von seinem Patenonkel an das Kind) immer wieder köstlich.
Wir essen Pasta di Semola di Grano Duro und würzen sie mit Trüffelöl oder geben Spaghettosa salsa al pomodri secchi dazu. Für kalte Tage haben wir Dörrbohen und Apfelringe, Chai und Tandoori im Vorrat. Wir waschen mit selbstgehäkelten Waschlappen ab und trocknen unsere Hände an bunt bemalten Handtüchern.
Also bitte: Nichts gegen Weihnachtsgeschenke.

Updates im Web und Leben

Bei mir liegen, stecken und kleben überall – auf Tischen, in Büchern, in meiner Hand- und Manteltasche – Zettel mit Notizen davon, was ich alles bloggen möchte. Ich habe bei den ganzen adminstrativen Herausforderungen langsam das Gefühl, meine kreative Seite verkümmere. Allerdings muss ja auch alles Administrative irgendwie so kreiert werden, dass man es kommunizieren kann. Ich habe beispielsweise zwei Subsites auf unserer Schulwebsite soweit fertig, dass sie einigermassen vorzeigbar sind, die mir einiges an Kreativität abverlangt haben, auch wenn man das wohl nicht sieht:

  • Die neue Weiterbildung Fachausweis Buchhandel („Meisterlehre“)
  • Es ist schwierig, diesen Schritt zur höheren Berufsbildung „alten Hasen“ schmackhaft zu machen. Aber ich freue mich sehr, dass reges Interesse bei den jungen Buchhändlerinnen und Buchhändlern besteht, ich schon entsprechende Beratungsgespräche führen konnte und sich einige sogar nach Details im Lehrplan fragten. Es braucht nun etwas Anlaufzeit, bis diese über die nötige Berufserfahrung verfügen.

  • Die neue Grundbildung Fachfrau/-mann Kundendialog
  • Da bin ich per 1. Januar 2011 zur Abteilungsleiterin befördert worden. Ich weiss aber nicht, ob das der richtige Ausdruck für eine Abteilungsleitung mehr ist?
    Aber so geht das immer in meinem Leben als Berufsfrau ohne Hochschulabschluss: Ein Schritt vorwärts, zwei zur Seite. Und das ist gut so.