one more step

Der neue Pegasus ist da. Seit Jahr und Tag höre ich, für Buchhändlerinnen und Buchhändler gebe es so wenig Entwicklungsmöglichkeiten. Deshalb ist diese Nummer auch als Replik gedacht. Ein Klischee zu kontern ist enorm schwierig, aber wenn etwas hilft, dann sind es Fakten. Und die liefern sechs Ehemalige unserer Schule. Ich habe jedenfalls grosse Freude daran.
Und noch etwas Schönes: In unserer neuen Wohnung sind die Lichtquellen fertig. Hier in der alten ist nur noch blendende Baufassung – Point of no return, eine Lesefamilie wie uns zieht es nun definitv fort.

Interview mit Juli(a)

Wer Zeit hat zwischen den Jahren, der lese zwei treffende Interviews mit zwei klugen Buchfrauen:

  • Julia Hürlimann, angehende Buchhändlerin, über unseren Beruf, wie sich’s darin lebt und was sie wem empfiehlt.
  • Juli Zeh, Autorin, über fremdbestimmte Selbstoptimierung, reaktionäre Naturüberzeugung und gegen das Klappe halten.
  • Es ist wohl etwas vermessen von mir, stolz auf die beiden zu sein. Doch ich kann’s nicht ändern. Erstere geht bei mir zur Schule und Zweitere lese, empfehle und schenke ich seit sie veröffentlicht.

    so kommet doch all

    Preisvergleiche sind ja ganz besonders bei Büchern der Renner. In den USA können Konsumenten mit einem kostenlosen Smartphone-App namens „Price Check“ neu ganz direkt für Amazon arbeiten: Wer nicht nur Preisvergleiche macht, sondern mit einem weiteren Knopfdruck Amazon meldet, wo er das Produkt verglichen hat, bekommt einen Nachlass beim Kauf. Amazon gewinnt doppelt: Daten über das Preisniveau in den Regionen und einen Käufer, der das Produkt bei einem anderen begutachtet oder ausprobiert hat. Dass Amazon die Idee hatte und umsetzte, ist weder erstaunlich noch verwerflich, das ist uns in der Buchbranche völlig klar. Dass Amazon sich seit Jahren um die Umsatzsteuer drücken kann, die der stationäre Handel natürlich entrichtet, zeigt hingegen eine Schwäche der Politik, die der US Detailhandel gemeinsam angehen muss.
    Und dass so viele Käuferinnen und Käufer nicht durchblicken und sich für ein bisschen Rabatt vor jeden Karren spannen lassen, beelendet mich einfach. There’s No Free Lunch. Ist es wirklich so kompliziert?

    Ihr Vergleiche, kommet

    Sieht ganz so aus, als würde der Vergleich im Google Book Settlement endgültig platzen. Richter Denny Chins Frist läuft morgen ab und dem Vernehmen nach gibt es kein Entgegenkommen. Wer hätte das gedacht, dass der amerikanische Verlegerverband (mit europäischer Hilfe) und eine Autorenvereinigung gegen den Giganten reüssieren? Andererseits erstaunt es nicht, dass Google zu keinem Vergleich bereit ist, der verlangt, vor der Publikation der Buchscans die Urheber zu fragen. Sich durch Diebstahl Vorteile zu verschaffen ist einfach, solange weder Kläger noch Konsequenzen in Sicht sind. Zusammenarbeit zum Vorteil beider Partner ist kompliziert. Google scannt ja schon seit den Neunzigerjahren und hat wohl fest damit gerechnet, die Büchermacher würden sich einfach ein weiteres Mal beklauen lassen (die erste Runde ging mitte Neuziger an Amazon).
    Aber noch wird Innovation im Rechtsstaat entlöhnt, sofern sie denn beim Kunden gefragt ist. Und sollten die Piraten – die die Scannerei explizit politisch befürworten – dereinst das Ruder übernehmen, müssen sie als erstes die eigene Stelle streichen (zumindest in der Schweiz arbeiten Expontenten der Piratenpartei alle bei jemandem, der vom Urheber- oder Patentschutz lebt). Und den Tauschhandel einführen. Programmcode gegen Weihnachtkonfekt, ist doch egal wer ihn gemacht hat. Zu bewerten in Einheiten wie IQ- und Handferitigkeits-Punkten, basisdemokratisch festgelegt via Facebook, das sich freudig in den Dienst der geeinten Internationalen stellt. Piraten-Währungsunion: Einfach gerecht.

    Danke (2)

    Diese Woche startete unsere Branche die Kampagne Ja zum Buch. Nötig ist sie, weil das (noch nicht in Kraft getretene) Buchpreisbindungsgesetz verhindert werden soll. Wir sind das erste deutschsprachige Land ohne Buchpreisbindung und das letzte, das die Zustimmung des eigenen Parlaments für ein solches, EU-konformes und sinnvolles Gesetz bekommen hat. Nun wurde das Referendum ergriffen, weshalb das Gesetz am 11. März 2012 zur Volksabstimmung kommt. Das verlangt ein übersichtliches, verständliches Argumentarium und vertrauenswürdige, engagierte Befürworterinnen und Befürworter, das Anliegen bleibt komplex. Ich danke allen Buchmenschen, die einmal mehr für einen Apfel und ein Ei oder auch nur für die gute Sache arbeiten. Es ist schön zu sehen, wie viel in den wenigen Dezembertagen schon gelaufen ist. Da ist noch viel Saft. Dann mal los!
    JA zum Buch

    Gute Wahl mit Wermutstropfen

    [Region Bern] Ich hätte nie damit gerechnet, dass der SP-Kandidat eine bisherigen SVP-Kandidaten überholt und in den Ständerat einzieht. (Zudem ist es auch historisch ein seltenes Ereignis, die SP des Kantons Bern hat erst zum dritten Mal einen Sitz in der kleinen Kammer.)
    [Deutschschweiz] Heute Morgen auf der Buch Basel habe ich mich zusammen mit vielen Buchmenschen über die Auszeichnung für Jacob beschliesst zu lieben gefreut. Und obwohl der Autor Florescu fast nicht glauben konnte, dass der Schweizer Buchpreis schon zum dritten Mal in Folge an jemanden mit Ost-Akzent geht, so deckt sich dieser Juryentscheid mit dem Wunsch vieler Buchhändlerinnen und Buchhändler.
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    Buchpolitisches

    So wie die Dinge liegen, verliert das Buch an Wert. Neu ist, dass wir Buchmenschen der Tatsache ins Auge sehen. Weder Schönrederei noch Gejammer prägte die diesjährige Buchmesse, sondern ein Aufbruch «auf der Rasierklinge», wie es ein Jungverleger nannte.
    Weiterlesen können Sie im gestern erschienenen Pegasus 105.
    Zudem ist der Abstimmungstermin i.S. Buchpreisbindung seit gestern definitiv: 11. März 2012.
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    Indie-News

    Die Indies in den USA machen mehr Umsatz. Die Buchhandlungen der (erst im Februar gegründeten) SLIBA verzeichnen dieses Jahr einen Zuwachs zwischen 10% und 15% – sie bloggen und veranstalten, was das Zeug hält. Das beweist, dass ein Zusammenschluss die passende Antwort auf den Ausverkauf von und bei Borders in St. Louis war. Es hätte auch jeder Indie für sich allein auf bessere Zeiten hoffen können. Aber die wären nie gekommen, weil einzelne Kleinbuchhandlungen im Marketing nie schlagkräftig genug sind, die können nur PR und PR braucht Zeit, die man in der Situation nicht hat. Die Kunden von schliessenden Buchhandlungen werden von anderen Grossen schneller und besser beworben.
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