Rückkehr von der Klassenreise

Inzwischen sind unsere beiden Abschlussklassen von ihren Kulturreisen zurück, die eine war per Zug nach Wien gereist, die andere per Flug nach Edinburgh. Geplant war das über das Auffahrts-Wochenende, aber erst jetzt sind alle wieder da und ich erleichtert.
Bei der Edinbourgh-Klasse hat sich die Rückkehr nämlich um drei Tage verzögert, in denen ich schon ein wenig auf Nadeln sass. Obwohl die begleitenden Lehrpersonen das perfekt gemacht, schnell ein neues Dach über die Köpfe gefunden und sogar noch richtig Deutsch- und Englischunterricht abgehalten haben, entstand doch viel Rechtfertigungsdruck:

  • Die abwesenden Lehrerinnen mussten vertreten werden
  • Die Azubis fehlten bei der Arbeit in den Lehrfirmen
  • Manche Familien waren beunruhigt
  • Diese Abschlussreise war natürlich schon seit Dezember 2009 geplant und die einzige Alternative wäre gewesen, daheim zu bleiben. Das Geld war ja längst bezahlt und weg. Keine schöne Aussicht am Ende der Lehre, kurz vor der Prüfung. So habe ich es halt erlaubt und auf entsprechende Windrichtung gehofft. Ich weiss nicht, ob die Entscheidung ganz falsch war, aber ganz richtig war sie auch nicht.
    Das Corpus Delicti über mein Haupt.

    Anziehungskraft Buch

    In den Ferien hatte ich oft Gelegenheit, Winnie The Pooh zu lesen. Das Beispielbuch auf dem iPad wurde mir in den USA gern vorgeführt, sobald ich mich als Buchhändlerin vorstellte. Besonders das Umblättern auf dem Touchscreen hat es den Leuten angetan. Es ist verblüffend, wie sehr die digitale Welt das Buch braucht. Amazon lockt mit verbilligter Bis(s)-Reihe, um teure Frühlingsblumensamen zu verkaufen, Wikipedia will unbedingt das beste Lexikon sein und Google umgarnt niemanden so sehr wie die Bibliotheken.
    Freuen wir uns über die grosse Anziehungskraft des Buches! In der neuen Ausgabe unserer Schulzeitung geht es unter anderem um Laufbahnen, die damit begonnen haben: Journalist, Lektorin, Verlegerin. Dazu gibt’s einige sehr realistische Rückmeldungen von Ehemaligen, die im Juni 2009 mit ihrer Ausbildung fertig geworden sind, über ihren Berufseinstieg.
    (Ich denke immer mal wieder, dass fünf „Pegasus“-Ausgaben pro Jahr zuviel sind, denn der Aufwand für Redaktion bis Versand ist schon gross. Ich merke dann, dass ich ohne diese viel mehr Einzelbriefe mit Informationen an Lehrfirmen und Lernende versenden müsste und entscheide jedes Schuljahr doch wieder dafür, die fünf Ausgaben zu machen. Dann wiederum finde ich, dass nicht jede davon 24 Seiten haben muss, nur um wenig später festzustellen, dass 3×8 und 4×6 und 2×12 einfach die einzig wahre Seitenanzahl ist.)

    Wochenrück- und ausblick

    Rückblick:

  • Montag: Unterricht, Informationsanlass für die Ausbilderinnen und Ausbilder
  • Dienstag: Morgens Konferenz, nachmittags Webcontent (FAQ erstellt)
  • Mittwoch: Morgens Telefonate mit Ausbildern, die am Montag verhindert waren, die Informationen aber doch wollten. Nachmittags Fundraising für Abschlussfeierlichkeiten.
  • Donnerstag: (Kind krank), Korrekturarbeit zu Hause, Besuch und Besprechung in einer Kleinbuchhandlung, die viele Schnupperlehrlinge nimmt, aber (leider) keine Azubis.
  • Freitag: (Kind krank), Unterricht, Testerstellung, Beratungsgespräche
  • Samstag: Einkauf, Haushalt
  • Sonntag: Kochen (wir haben erfreulicherweise Gäste) und Unterrichtstoff nachholen mit Kind (wieder gesund)
  • Ausblick:

  • Montag: Mitarbeitergespräch, Unterricht, Sitzung der Abteilungsleiter, wieder Unterricht
  • Dienstag: Morgens Dokumentation gestriges Mitarbeitergespräch, nachmittags Audit ISO-Rezertifizierung
  • Mittwoch: Unterrichtsvorbereitung am Morgen und nachmittags Erstellen des Programms Abschlussfeier sowie Bestätigung an die Beteiligten
  • Donnerstag: Mailing/Insturktionen an Lehrpersonen der Abschlussklassen, Beratungsgspräche, Schlussredaktion Pegasus 99
  • Freitag: Unterricht, Beratungsgespräch, wieder Unterricht
  • Samstag und Sonntag: Weiterbildungswochende (Neurodidaktik und Rollenverständnis)
  • plug up

    Frau Tanja steht gerade unter der Fuchtel der Grippe, ist jedoch selber fast gesund und hätte einige Schwänke zum Thema Stellvertretung in unbekannten Fächern und Klassen zu erzählen, hätte sie nicht gerade wieder eine solche.

    Das lebendige Schaufenster

    Es gab einst eine Buchhandlung, sie lag nicht im Zentrum der Stadt, doch nahe des Bahnhofes, und so eilten Tag für Tag hektische Pendler vor dem Geschäft hindurch, mit geübten Blicken auf die Armbanduhr und dem schnellen Voreinandersetzen der Füsse. Nur selten bog jemand in die Buchhandlung ein, im Schaufenster warteten die verstauben Bücher auf einen mitleidigen Käufer. Ausgestellt fanden sich ältere Werke der deutschen Literatur mit vergilbten Buchrücken und Neuerscheinungen mit schimmerndem Glanz auf dem Buchdeckel von der blassen Sonne, die ins Fenster fiel und dieses beleuchtete, denn Lampen suchte man vergebens. Deshalb beschränkten sich die Öffnungszeiten im Winter auf vier Uhr, das Geschäft lief schlecht. Die Zungen böser Buchhändler wetteten schon, wann sich die Türen für immer schliessen würden. Niemand kannte den Besitzer, man munkelte, er hätte den Laden schon längst aufgegeben und sich in einen Zug nach Rom gesetzt.

    Aufs Ganze im neuen Pegasus. Ein amüsanter, richtig anschaulicher Schülerbeitrag ab Seite 3. Danke sehr!

    Perspektive nach der Lehre 2010

    Ich habe hier auch schon darüber berichtet, dass wir jedes Jahr einen Halbtag für die Abschlussklassen organisieren, in dem es einzig und allein um ihre Perspektive nach dem Lehrabschluss geht. Ihre Fragen und ihre Sorgen können die Azubis vorgängig anonym eingeben, wir schauen dann, dass möglichst alles fachkundig beantwortet wird.
    Natürlich gibt es nicht auf alles Antworten, zum Beispiel wissen auch wir Lehrerinnen nicht, ob dieser Beruf eine Zukunft hat und wenn ja, wie lange. Deswegen ist es uns wichtig, buchhändlerische Laufbahnen vorzustellen. Wir haben über die Jahre viele gesammelt und es kommen laufend neue dazu. Daraus geht oft Aufschlussreicheres hervor als aus Branchenpresse und Medien. Bereits Anfang Siebziger wurde von vielen Berufsberatern vom Buchhandel abgeraten, weil es diesen nicht mehr lange gäbe. Trotzdem haben unsere Ehemaligen, die letztes Jahr ihren Abschluss gemacht haben, alle eine Stelle gefunden, sogar die, die noch die Berufsmatura machen und nur einen Tag pro Woche arbeiten können. Dafür sind von den Azubis, die vorletztes Jahr abgeschlossen haben, nurdie Hälfte im Buchhandel geblieben.
    In der ganzen Schweiz waren am 31. Januar 2010 nur 89 Buchhändlerinnen und Buchhändler arbeitslos. Bald bin ich ein Vierteljahrhundert in der Buchhandelsbranche und unsere Arbeitslosigkeit lag in dieser Zeit immer unter dem Durchschnitt. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten aus dieser Berufslehre scheinen die meisten also ziemlich erwerbstauglich zu machen. Man könnte einwenden, Buchhändlerin sei ein Frauenberuf und die Frauen zögen sich nach der Ausbildung häufig in den Haushalt zurück. Meiner Erfahrung nach stimmt das nicht. Ich kenne jedenfalls keine Buchhändlerin, die länger Hausfrau geblieben ist und nicht einmal eine, die reich genug geheiratet hat, als dass es auch ihr Einkommen nicht ankäme.
    Buchhändlerinnen haben immer wieder neue Berufsideen und auch unseren Abschlussklassen mangelt es erfreulicherweise nicht an Plänen.
    Perspektiven 2010
    Perspektiven 2010

    Bei den welschen Kollegen

    Gestern haben wir in kleiner Delegation die l’Ecole professionnelle commerciale de Lausanne (EPCL) besucht. Das war – abgesehen von der trostlosen Erkenntnis, kaum Frazösisch zu können – eine sehr gute Sache.
    Diese kaufmännsiche Berufsfachschule gehört wie unsere zu den grössten der Schweiz, es werden dort 4’000 Azubis unterrichtet. Die angehenden Buchhändlerinnen und Buchhändler reisen aus allen frazösischsprachigen Kantonen an.
    Die Kolleginnen und Kollegen an der EPCL waren sehr zuvorkommend. Vieles ist an unseren Schulen ähnlich, aber ebenso vieles ist ganz anders. Und das Andere ist natürlich das Lehrreiche.

  • Ihr Kollegium ist gemessen an der Schülerzahl viel kleiner. (Sie haben höhere Pensen, v.a. die Frauen. Das wäre für mich auch bei uns wünschenswert.)
  • Die letzten ernsthaften Renovationen liegen 30 Jahre zurück. (Bei uns wird schon nächsten Sommer wieder renoviert. Also nie mehr jammern.)
  • Sie benutzen CLAROLINE, die Arbeit damit ist Pflicht, der Support wird durch Lehrer gemacht. (Wir benutzen Moodle, die Arbeit damit ist freiwillig. Ich würde gern auf etwas Sicherheit zugunsten von Unserfreundlichekeit verzichten und fände CLAROLINE, das ich schon ein wenig kenne, eine gute Sache. Die Pflichtbenutzung bei entsprechender Schulung und gutem Support ebenfalls.)
  • Sie investieren ihr Geld und ihre Kraft in die interne Kommunikation. Externe Kommunikation ist nicht standardisiert und wird je nach Bedarf gemacht. (Ich würde gern auch mehr intern investieren, aber nicht unbedingt auf Kosten der externen Kommunikation. Ich glaube, Eltern und Lehrfirmen in der Deutschschweiz haben in der Sache andere, höhere Ansprüche und ich bin häufig froh, einheitliche Unterlagen mit offiziellem Charakter zur Hand zu haben.)
  • Nur die Lehrpersonen führen die Absenzenkontrolle und informieren alle zwei Wochen die Lehrfirma. (Bei uns führen alle drei Seiten – Lehrperson, Lernende, Lehrbetrieb – die Absenzenkontrolle, Differenzen werden als „Unentschuldigte“ im Zeugnis vermerkt. Ich weiss nicht, was besser ist, um dem Grundsatz der Lehre „Schulzeit ist Arbeitszeit“ gerecht zu werden.)
  • Sie haben keine schulinternen Lehrpläne. Sie erstellen ihre Unterrichtspläne direkt aufgrund der Bildungsverordnungen in den verschiedenen Berufen. (Für mich ist schwer vorstellbar, wie wir ohne diese eine gewisse Einheitlichkeit pro Fach wahren könnten, denn Verordnungen lassen – zum Glück – einiges an Spielraum. Aber wenn das Kollegium kleiner ist, ist auch die mündliche Absprache einfacher.)
  • Sie sind durch und durch Schule und Non-Profit-Organisation. (Bei uns gibt es auch Teile, die nicht subventioniert werden, was zu einer Mischform von Schule und Unternehmen führt.)
  • „Bei den welschen Kollegen“ weiterlesen

    Ich bin eine Schreibmaschine

    Ich habe diese Woche fast nur geschrieben: Jahresberichte, die überraschend eingefordert wurden, Artikel und Artikelteile, die am Ende den Namen von jemand anderem tragen werden, Einladungen zu Treffen in drei adressatengerechten Serienbriefvarianten, eine Einladung zum Weiterbildungswochenende, Tagesprogramme für ebendieses, Gesuche, Anträge, Begründungen, Kursausschreibungen, FAQ samt Antworten in je einer Variante online und offline und wasweissichnochalles.
    Aber wie sagte der passionierte und frisch pensionierte Schulleiter, mit dem ich heute zu Mittag gegessen habe?
    „Es ist kaum zu glauben. Vor ein paar Monaten sass ich noch in der Schule im Büro, habe geschrieben, mich enerviert, geschrieben, gebettelt, geschrieben, mich eingesetzt, geschrieben, argumentiert, gewettert, bin dafür wieder und wieder gerügt und sogar zum Erziehungsdirektor zitiert worden… Und heute scheint mir da alles weit, weit weg und Jahre her zu sein.“

    Mitschreiben bei der Branchenpresse

    Unsere deutschschweizer Branchenzeitschrift – noch gibt es ihn, den Buchhandel – hat ein gelungenes Relaunch hinter sich. Zum neuen Auftritt gehören auch Lehrlingsseiten, die wir Schulen mitgestalten können. (Eigentlich dürften das auch die Lernenden völlig selbständig machen und ich wünschte mir, sie täten das, verstehe jedoch, dass solche Beiträge inklusive Planung und Schlussredaktion neben der Arbeit zuviel sind.)
    Nun haben wir zum ersten Mal mitgeholfen, die entsprechende Nummer des „Schweizer Buchhandels“ ist letzte Woche erschienen. Lernende in unserem Metier (und wohl auch andere) werden nicht gerade verwöhnt mit Lob. Deswegen sind Erfolgserlebnisse und nette Rückmeldungen aus der Branche etwas Besonderes.
    Das Thema unserer nächsten Nummer ist „Das Rechnungswesen“ und ich fürchte, die Artikel werden etwas weniger positiv ausfallen als die jetzigen über Schaufenster- und Weihnachtsverkaufserfahrung:
    Lehrlingsseite 1.
    Lehrlingsseite 2.

    Routine 2009

    ca…

  • 320 x morgens anderer Betten gemacht
  • 320 x morgens anderer Zimmer gelüftet
  • 300 x spät nachts den Esstisch fertig abgeräumt, ebenda drüber und drunter gesäubert
  • 500 leere Trinkgefässe an verschidensten Orten aufgespürt und zurückgeführt
  • 240 x morgens vor Schulbeginn die Zimmer durchgelüftet
  • 240 x abends nach Schulschluss die Zimmer aufgeräumt
  • 1000 Trinkbehälter auf, unter und neben den Pulten entsorgt
  • 500 Petflaschen aus dem Mülleimer im Schulzimmer gefischt und in den Petsammler vor dem Schulzimmer transferiert
  • 50 x Kreiden aufgefüllt, die andere fertig aufgebraucht haben
  • 100 x die Tafel anderer geputzt
  • Die 150 Bücher von 2009 hätte ich dafür nicht zu lesen brauchen. Aber dagegen. Gegen Routine.