Kick-Off fürs neue Schuljahr

Gestern hatten wir unsere „Einsteigtag“ ins neue Schuljahr. Morgens und sogar über Mittag waren Fachschaftssitzungen und Abteilungskonferenzen, nachmittags folgte dann die grosse Schulkonferenz. Unsere Schule zählt um die 500 Angestellte und das ist der Anlass, an dem ein grosser Teil von denen dabei ist. (Ich hatte extra den Fotoapparat mitgenommen, doch ist kein gutes Bild gelungen. Es können sich bestimmt alle vorstellen, wie ein Gross(informations)anlass in einer Schule aussieht.)
Was ich gestern zu sagen und zu erklären hatte, ging gut über die Bühne; unsere Abteilungskonferenz ist zum Glück ein unkomplizierter Anlass. Nur etwas stört mich: Da Lehrpersonen per se verschiedene Funktionen haben und also oft an mehreren Konferenzen gleichzeitig sein müssten, sind leider nie alle dabei. So kommt es auch, dass sich das Team der Abteilung Buchhandel nie mit eigenen Augen als solches sieht. Entweder man ist an Veranstaltungen nicht komplett oder löst sich in der Masse auf. Das kann man sich in der Buchhandlung und auch sonst in der Privatwirtschaft nicht vorstellen. Ich musste lange lernen, dass die Berufsfachschule einfach eine Drehscheibe ist, die niemals still steht.
An der grösseren Konferenz hatte ich auch noch fünf Minuten Redezeit, ich stellte unseren neuen Verhaltenskodex vor. Erarbeitet habe ich den gemeinsam mit anderen Abteilungsleitern und er war bei allen Lehrpersonen in der Vernehmlassung. Der Verhaltenscodex mit einer Handvoll Punkten, ersetzt ab sofort unsere zweiseitige Hausordnung. Weil es aber viele Lehrerinnen und Lehrer gibt, die genauere Regeln wollen, haben wir den Kodex durch ein ABC ergänzt, in das laufend neue Begriffe aufgenommen werden können. Auch individuelle Regelungen mit Klassen sind nach wie vor möglich, die dürfen aber dem Verhaltenkodex nicht widersprechen. Diese Lösung scheint bis jetzt einigermassen gut anzukommen. (Gesagt ist noch nicht gehört und gehört nicht verstanden und verstanden noch nicht angewandt… Ich weiss das schon und ich erwarte nicht, dass es schnell geht mit der Umsetzung. Dennoch bin ich ein wenig stolz und sicher, dass wir hiermit mehr Verbesserungen erreichen können, als mit einer minutiösen Top-Down-Hausordnung.)
Und jetzt geh ich den 2. Teil vom 1. Teil von Kill Bill schauen. Das Samurai-Schwert ist fertig, ein neues Kapitel beginnt: „Showdown at House of Blue Leaves.“ Entspannung naht.

Wenn die Wellen zusammenschlagen

Wenn die Wellen über mir zusammenschlagen
Tauche ich hinab, nach Perlen zu fischen

Seit ich wieder in der Schule bin, versuche ich mich an Kalékos Rat zu halten und einige Perlen gab es auf jeden Fall. Aber es ist halt eine stürmische Zeit vor dem Schulstart (am Montag), wenn noch Einsprachen zu den Zeugnissen des Vorjahres eintreffen, die Lehrverhältnisse und viele Lehrpersonen neu anfangen, wenn der Kanton sich neben Amok-Szenarien auch noch mit Schweinegrippenszenarien an die Schulen wendet, wenn die längst gereinigten Schulzimmer wegen neuen Reparaturen erneut geputzt werden sollen, die Abteilungskonferenzen vorbereitet und abgehalten werden müssen und der Lift noch nicht fertig repariert ist.
(In solchen Situationen ist es sehr unpraktisch, in der Steiner-Schule erzogen worden zu sein. Da lernten wir nämlich, dass es nichts gibt, was einen nichts angeht, sondern dass die Schule ein Ökosystem ist, an dem jeder immer beteiligt zu sein hat. Also das Gegenteil von dem, was ich täglich können sollte.)

Abschlussfeier

Während der paar Stunden Vorbereitungszeit gestern haben wir einfach nur geschwitzt. Weil alle Diplomierungen im Juni stattfinden, muss man sich immer ein Jahr vorher irgendwo einmieten, wo man sich nicht richtig auskennt. Mit genügend Vorlaufzeit und genügend Kleidern zum Wechseln geht das normalerweise schon.
Gestern hingegen war der Wurm drin und während der esten Viertelstunde der Feier, als alle ca. 150 Gäste schon sassen, schwitzen wir Blut, weil es niemandem mehr gelang, die Technik zu beeinflussen. Kein Vorhang liess sich schliessen, die Beleuchtung war rein zufällig, eine gelbe Lampe da, eine Neonröhre dort. Was blieb, war ein Funkmik mit einem Akku, welcher während der Rede des Verbands-Geschäftsführers vollends den Geist aufgab.
Nun waren die Gäste und Referenten felxibel und auch der geladene Autor entschloss sich, uns zu verzeihen und ohne sein explizit bestelltes Shure SM58 zu lesen.
Alles wurde gut. Die Löwen der Kung-Fu-Schule eines Diplomanden tanzten wild und ich bekam meine Rede doch noch irgendwie auf die Reihe. Wir alle lernten einmal mehr, dass alles machbar ist, auch bei falscher Beleuchtung und mit heiserer Stimme. Das fand – zu meiner grossen Erleicherung – auch die Berufsschulinspektorin.
Wir hatten tolle Prüfungsresultate. Sie wurden von der Klassenlehrerin und Klassenlehrer bekannt gegeben und die machten das genau, wie ich es mag: Gepflegt, aber nicht überkandidelt, sympathisch und authentisch.
Ich habe zum Abschied von beiden Klassen je ein Buch bekommen:

  • Zum Einen ein ganz wundervolles Fotoalbum mit sehr typischen, gut ausgewählten Bildern und einer professionell eingeschuberten CD mit einem Sammelsurium an Erinnerungsfotos.
  • Zum Anderen ein selber produziertes Kochbuch „Fertig gekocht…“ mit je einer Doppelseite pro frisch gebackene Buchhändlerin: Auf der einen Seite Bild, Name und Zukunftspläne, auf der gegenüberliegenden Seite die persönliche Empfehlung eines passenden Gerichts.
  • Vielen Dank allen und auf Wiedersehn in der Buchhandlung!

    Abschlussfeierorganisation

    Ich mag das Organisieren und ich mag besonders die Zeit jetzt, eine Woche vor der Abschlussfeier. Jetzt ist klar, dass ich mit dem Budget zu Rande komme, dass die Abteilung genügend Sponsoren hat für eine Lesung und sommerliche Blumendekorationen.
    Ich muss nichts und fast niemandem mehr nachrennen, ich kann nur noch gestalten. (Mein Lehrer aus der Rudolf-Steiner-Schule wird sich im Grabe freuen über diese Aussage. Er fand mich immer zu organisiert für mein Alter.)
    Nur noch die Abschlussrede. Ich versuche es nun schon den ganzen Tag, aber ich kriege Themen und Zeit heute nicht auf dir Reihe. Wenn ich etwas weglasse, wird’s zu kurz, wenn’s doch vorkommt, zu lang.
    Nun denn, es bleiben mir noch sechs Tage Schöpfungsfrist.

    Abschlusslektion

    In den letzten Unterrichtsstunden versuche ich mit jedem Jahrgang etwas anderes zu machen. Denn die Branche ist klein genug, dass es sich schnell herumspricht, wenn eine Lehrerin immer gleich abschliesst. Dies‘ Mal hatte ich zwei Zeitungsartikel vom Lehrbeginn dabei, einmal Gratiszeitung (Madonna modelte 2006 für H&M), einmal Berner Tageszeitung (Iris Radisch war gerade neu beim Schweizer Literaturclub).
    Danach habe ich „10 unverzichtbare Bücher“ aus meinem pädagogischen und buchhändlerischen Leben empfohlen. Und hätte ich gewusst, wie viele das interessiert, hätte ich eine Literaturliste abgegeben. Ich hole das hiermit nach, beschränke mich aber auf die Daten, die für Buchhändler wichtig sind:

  • Reclams Zitatenlexikon 978-3-15-010491-0
  • … weil seit Internet verdammt viel falsch zitiert wird.

  • Reclams Lateinisches Zitatenlexikon 978-3-15-010478-1
  • … weil dito.

  • A.S. Neill, Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung 978-3-499-60209-2
  • … weil das das beste Buch über Freiheit und Zwang ist.

  • A. Guggenbühl, Anleitung zum Mobbing 978-3-7296-0754-5
  • … weil hier unter Verzicht auf Ratgeberstil erklärt wird, was alles unsere Handlungen in Schule und Arbeitswelt bestimmt.

  • F. McCourt, Tag und Nacht und auch im Sommer 978-3-442-73750-5
  • … weil das eines der wenigen Bücher ist, die auf „meine“ Schulstufe und „mein“ Publikum eingeht: Orientierungssuche auf allen Seiten.

  • Ph. Roth, Der menschliche Makel 978-3-499-23165-0
  • … weil eine Buchhändlerin von heute Philip Roth und diesen heftigen Mix aus Uni, US-Geschichte und Polit-Trends kennen sollte.

  • M. Janison, Sunwise Turn 978-3-938740-24-8
  • … weil es zum Thema Buchhandlungsgründungen im lezten Jahrhundert das Beste ist.

  • H. Vinke, Das kurze Leben der Sophie Scholl 978-3-473-58011-8
  • … weil das meines Wissens eines der wenigen Dokumente ist, das auf den Buchhändler Josef Soehngen verweist, bei dem die WEISSE ROSE oft ihre Flugblätter gedruckt hat.

  • R. Rothmann, Feuer brennt nicht 978-3-518-42063-8
  • … weil diese Liebesgeschichte zwischen einer Buchhändlerin und einem Autoren wider Erwarten so gar nicht seicht, sondern sehr lesenswert ist.

  • H. Rowohlt, Der Kampf geht weiter! 978-3-0369-5133-1
  • … weil diese nicht weggeschmissenen Briefe mehr über die Buchbranche erzählen als so manches Fachbuch.

    Futura 2009

    Postkarte von Jos Fritz in Freiburg 2003
    [Mehr Fotos im Forum für den Buchhandel und in der Fotogalerie unserer Schule.]
    So, die Bücher sind nun ab- und wieder in Kisten geräumt und das ist alle Jahre ein Anlass für einen Beitrag zur praktischen Prüfung. (Blogs werden mit ihrem Alter nicht unbedingt weiser, meins jedenfalls neigt zur Redundanz.)
    Eine praktische Prüfung ist das Kernstück jeder Berufslehre. Zu ihr gehört fast immer eine Fallnote. Das bedeutet, dass die Berufsfachleute da entscheiden, ob jemand in einen Beruf bzw. zu einer Berufsgruppe gehört, unabhängig davon, wie gut Englisch- Deutsch- oder Buchhaltungslehrer ihn bewertet haben. Einerseits gewiss brutal, andererseits logisch, dass man einem Carrosseriespengler sein Fähigkeitszeugnis nicht aufgrund seiner Allgemeinbildung ausstellt. Genau so kann man eine Buchhändlerin nicht diplomieren, die weder verkaufen noch bibliografieren kann.
    Dass unsere praktische Prüfung am Schulort stattfindet, war bei der letzten Reform (im Jahr 2000) die beste der weniger guten Lösungen. Im Zuge der nächsten Reform wird diese Abschlussprüfung – wenn nicht noch etwas dazwischen kommt – in die Lehrbetriebe verlegt. Das braucht zwar das Zehnfache an Expertinnen und Experten, aber die Praxis zeigt sich im eigenen Arbeitsumfeld doch am besten.
    Aus der Futura-Geschichte:
    Futura 2005 (man beachte das gescannte Foto)
    Futura 2006
    Futura 2007
    Futura 2008

    Endlich.

    Postkarte von Jos Fritz in Freiburg 2003

    Endlich fertig und ausnahmsweise nicht in hilfsbereiter Stimmung. Wir – Prüflinge und Prüfende – verdauen noch die Lehrabschlussprüfungen. Da gehen wieder einige Dutzend muntere Buchhändlerinnen daraus hervor, die immer wieder und für jedermann ein Lächeln, Verständnis und ein freundliches Wort bereit haben. Egal welchen Beruf sie gerade ausüben.
    Postkarte by Jos Fritz, 2003.

    Gestern, heute, morgen

    Gestern habe ich die Kids meiner Schwester gehütet, damit sie mit meinem Kind dessen Zimmer umstellen und aufräumen konnte. Ich und das Kind können das nämlich nicht zusammen, wir schreien nur. (Ich kann Eltern den Kindertausch sehr empfehlen, denn die meisten Kids sind auswärts braver und für einen selbst ist es ganz angenehm, zwischendurch nicht Elter, sondern bloss Betreuerin mit klarem Auftrag zu sein.

    Die Nichte tanzt

    Heute haben ich mithilfe einer anderen, sehr schnellen Buchhändlerin der Prüfungsbuchhandlung den zweitletzten Schliff gegeben. Da das entsprechende Zimmer erst noch für schriftliche Prüfungen genutzt wird, konnten wir noch nicht fertig einrichten. Aber ich bin sehr froh um alles, was getan ist.

    Prüfungsbuchhandlung Futura 2009

    Morgen werde ich bei einer Prüfung Aufsicht haben und unmittelbar danach die Erstkorrektur machen. Das ist der Beginn einer Zeit mit täglichen Prüfungen bis zu 12 Stunden. (Wahrscheinlich ahnen die Azubis gar nicht, wie sehr auch ich mich auf das Ende der Lehrabschlussprüfungen am 12. Juni 2009 um 18.00 Uhr freue.)

    Stundenplanung

    halte ich für die anspruchsvollste Planung im Schulalltag. Wer denkt, das sei eine rein logistische Übung, irrt. Denn bei der Stundenplanung kommt alles zusammen: Alle Reformen, alle örtlichen, zeitlichen und personellen Herausforderungen. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe des Stundenplans muss von Veränderungen in Lehrplänen bis zum Einsatzplan der Putzequipe alles überlegt sein.
    Bei uns läuft es so, dass die Abteilungsleiter die Kriterien festsetzen, nach welchen geplant werden muss. Danach setzen sie zusammen mit dem „Stundenplaner“ (einer Stabsstelle) die Prioritäten in ihrem Kriterienkatalog.
    In die Berufsfachschule kommen die Lernenden ja nur zwei Tage in der Woche und teils von weit her. Ich achte natürlich darauf, die Schultage pro Lehrjahr so festzusetzen, dass sie für die Lehrfirmen stimmen, vor allem weil viele Lehrfirmen ja Lernende in allen Lehrjahren haben. Denn gut und gern ausbilden tut nur, wer erträgliche Rahmenbedingungen hat. Uneingeschränkt entgegenkommen kann ich den Ausbildungsbetrieben aber nie, weil ich ja die Auslastung im Schulhaus bedenken muss.
    Die Lektionen von Fachlehrpersonen, die nur kleine Unterrichtspensen haben, muss der Stundenplaner zwingend so platzieren, dass es mit ihrer anderen Anstellung aufgeht, sonst kriege ich diese Leute nicht. Wenn also jemand alle drei Lehrjahre nur eine Wochenlektion unterrichtet, stehen wir bereits im Zielkonflikt zu einer guten Verteilung der Schultage (für Azubis, Lehrfirmen und Schulanlage).
    Und ich habe es als Abteilungsleiterin noch einfach, denn meine Abteilung ist klein. Und ich kenne die Buchhandlungen gut genug, dass ich schon im Winter einschätzen kann, wie viele Lehrverhältnisse es auf den kommenden Sommer geben wird und wie viele Klassen ich dann haben werde. In anderen Abteilungen schwitzt man Blut, weil manchmal noch im Juni noch eine neue Klasse eröffnet werden muss, die ihrerseits Lehrpersonen, Unterrichtszimmer, Turnhallen und PCs braucht.
    Das hier Erwähnte ist natürlich nur die Spitze des Eisbergs. Aber der Eisberg ist für Nicht-Stundenplaner auch uninteressant. Das merkte ich immer dann besonders gut, wenn ich auf Klagen, der Stundenplan sei schlecht, erklärend antworte. Deswegen beschränke ich mich inzwischen darauf zu wiederholen, dass jeder durchgedrückte Einzelwunsch den Stundenplan verschlechtert. Manchmal den von einzelnen anderen, manchmal sogar den Gesamtstundenplan. Aber auch das Umgekehrte ist wahr:
    Jeder Verzicht auf Stundenplanwünsche verbessert den Stundenplan für alle.

    Schule und Social Communities

    Wir hatten damit schon eine Menge Ärger (gelangte bis in die Lokalpresse) und ich stelle fast erleichtert fest, dass es vielen anderen Schulen auch so geht. Im Moment ist es meistens Facebook, vor zwei Jahren war es eher myspace. Wobei der Ärger sich seit mehr als einem Jahrzehnt in ähnlichem Rahmen bewegt. Ob es nun die Neuerrungenschaft „Handy“ war oder bald die „Handy-Kamera“, ob „Gratis-Mailaccount“ zum Versenden von Liebesbekundungen bis zu Amokdrohungen oder ein Schul-Bashing-Blog: die Reaktionen auf allen Seiten blieben dieselben. Es ist die Mischung zwischen Ablenkung und Ventil, die auch Social Communities fürs Klassenzimmer (je nach Unterrichtsfach komplett mit PCs ausgestattet) attraktiv macht. Die meisten Azubis probieren es, die einen Lehrer beklagen das Übliche (Computer, Sittenzerfall, Kinderstube, Untergang Abendland), die anderen schicken sich darein, wobei diese Gruppe sich nochmal splittet in die, die gut reagieren und die, die effizient ignorieren.
    Nun merke ich bei uns erstmals eine Veränderung. Wir bieten schulintern aber freiwillig Know-how- und Austausch an, was – soweit ich das am Mittagstisch vernehme – Leute aus allen Gruppen interessiert. Das gefällt mir. Schiesslich sind Social Communities ja völlig in Ordnung, oft ganz angenehm und manchmal sogar nützlich. Sie gehören einfach nicht zu jeder Zeit überall und mit jedem Inhalt bedient.
    Persönlich habe ich unverhandelbare Regeln (was meine Induktions-gewohnten Azubis manchmal erstaunt): Kommunikation, die über das Schulzimmer hinausgeht, gehört nicht in den Unterricht. Wenn Lernende gegeneinander oder gegen mich Liebes, Übles, Unpassendes oder Wüstes äussern, liegt das – im Wortsinne – drin, also im Schulzimmer. Ich toleriere und ertrage einiges und Gesprächsthemen dürfen vielfältig und auch mal einfältig sein.
    Aber wenn ich beim Unterrichten nicht mehr weiss, mit wem ich es zu tun habe, weil ständig über diese Grenze hinaus gesimst, gechattet und gepinboarded wird, wenn im Schatten internetter Anonymität die Regeln des Zusammenlebens torpediert weden, habe ich keine Lust mehr, mich in den Dienst von Azubis zu stellen. Sollte ich meine (einfachen) Kommunikationsregeln nicht mehr durchsetzen können, lasse ich es lieber ganz. Eine Welt, in der Azubis Lehrer heimlich fotografieren, um sich im Netz über sie lustig zu machen, führt zu einer Welt, in der Lehrer mangelhaft Tests ins Netz stellen, um sich über die lustig zu machen. Und mit dieser Welt hab ich nun wirklich nichts zu tun, ganz egal ob „rechtliche Schritte“ möglich wären.
    (Noch ist es nicht soweit. Ich erinnere mich ungern an die zweiten Chancen, die ich in solchen Fällen nur mühsam beherrscht vergeben habe. Aber bisher hat es gereicht, und das ist gut so.)