Weihnachtsgruss

Ich bin in den letzten Tagen viel gereist und konnte deswegen so schön in einem Zug(e) lesen. In Basel und in Sarnen habe ich Buchhandlungen besucht, die neu mit der Ausbildung begonnen haben oder beginnen werden. Beides buchhändlerische Leckerbissen!
Nasobem, Basel
Dillier, Sarnen
Auf dem Weg habe ich mich natürlich nach weitern Buchhandlungen umgschaut, die auch ausbilden könnten und ein paar meiner fleissigen Azubis in grossen Geschäften besucht. Ich mache solche Visiten am allerliebsten in der Hochsaison, dann sehe ich die verschiedene Abläufe in den Buchhandlungen im Zeitraffer und lerne schnell, wie ein Laden funktioniert. Das ist für mich als Buchhändlerin, Buchhändlerinnen-Lehrerin und Leserin gleichermassen eine Wonne.
Jetzt aber Weihnachten!
Ignorieren Sie die ungelösten Konflikte in der Familie und auf der Welt, geniessen Sie ein paar analoge Tage mit lieben Leuten, feinem Essen und guten Büchern.

Notiz in kollegialen Zeiten

Wir haben in der Schule meistens ein gutes Klima untereinander, in der Regel gelingt uns eine Kollegialität, die ihren Namen verdient, aber nicht permanent beim Namen genannt werden muss. Aber eben halt nicht immer. Deswegen sei hier und heute notiert, dass ich einige kollegial gesehen perfekten Schulwochen hinter mir habe, die letzten Freitag ein in jeder Hinsicht bekömmliches Weihnachtsessen mit über hundert Kolleginnen und Kollegen krönte. Heute war ich zusammen mit dem Mann privat bei einem Lehrerkollegen eingeladen und habe es erneut sehr genossen. Wir redeten ein wenig über die Schule, ein wenig über das Leben, ein wenig über das Essen und ein wenig über die Welt, schauten in die Nacht hinaus auf das beleuchtete Schloss und den schwarzen See, in dem sich die Weihnachtsdekoration des Berner Oberlandes spiegelte.
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Tagebüchliches am (Ab)Stimmungssonntag

Abstimmungssonntage, an denen ich auf ganzer Linie verlieren werde, gehe ich besonders ruhig an. Ich habe ein bisschen ausgeschlafen, erstmals seit Tagen nicht das Gefühl gehabt, mit einem Meissel an meine Stirnhöhlen zu müssen und noch vor dem Kaffee die erste Kerze am Kranz angezündet. Danach habe ich den zweiten Adventskalender übergabefertig gemacht und den Mann bei den Zahlungen und Abrechnungen und Kündigungen irgendwelcher unnützer Abonnemente und Versicherungen zu Jahresende unterstützt. Auch den Elan für eine klitzekleine Beschwerde zu Handen der Kind-Schule habe ich aufgebracht und ein wenig Wäsche gewaschen. Gleichzeitig ist es mir nicht gelungen, eine Stellvertretung für eine kranke Lehrerin zu organisieren, unter anderem wohl, weil die (zum Glück nur leicht) verunfallte ihrerseits schon eine Stellvertretung ist. Nachmittags dann erstmals Kommunikation mit anderen, die in Sachen Ausschaffungsinitiative zwar anders abgestimmt haben als ich, aber merkwürdigerweise schockierter sind (mein Tipp war – das Kind ist mein Zeuge – 52% für die Initiative und 46% für den Gegenvorschlag). Es folgte ein Spaziergang durch den Schnee, die Suche eines Briefkastens (ja, der Service Public), die Übergabe der Adventskalender und eine gemütliche Runde zum Zvieri mit aufgewecktem Nachwuchs >2 J., der hoffentlich dereinst alles ein wenig besser machen wird. Nach Gesprächen über Bücher und Bibliotheken, Politik und Weihnachtsbraten kehrte ich zurück an den PC und versuchte die Aktualisierung einer älteren Powerpoint-Grafik, die nur mühsam gelang und bei der ich mich gern von den Erkenntnissen im Lehrerzimmer über die lehrer’sche Buchauswahl ablenken liess. Am Ende des Tages machte ich beschwingt das Update der Quartierswebsite und hatte eine erbauliche Telefonsitzung, in der – obwohl rein beruflich – die gleiche Frage aufkam, über die wir uns vor dem heutigen Tag politisch so heftig gestritten hatten: Bekämpft man einen falschen Vorschlag bis zum bitteren Ende oder bis zum schwierigen Kompromiss? Ist es legitim nachzugeben, wenn ein Kampf nicht zu gewinnen ist? Ich finde, wir müssten uns trotz aller interlinken Feindseligkeiten etwas genauer überlegen, ob wir mit unserer Prinzipientreue nicht unsere Ziehkinder zerreissen. Denn uns, der politischen Minderheit in diesem Land, werden noch viele Kreidekreise vorgezeichnet werden.

Es schneit

es läuft die Nase
es schneit
es ist Elternabend
es schneit
es ist Weihnachtsessen
es schneit
es kratzt der Hals
es schneit
es ist Stellvertretung
es schneit
es ist Chorprobe
es schneit
es ist Abendverkauf
es schneit
es ist der Adeventskalender soweit
es schneit
es ist eine emsige Zeit

Meine Woche

  • Ich war an einem Geburtstagsfest und an einer Abdankung.
  • Ich habe McEwans „Solar“ fertig gelesen, aber auch Max Frischs Tagebuch 1946-1949.
  • Ich habe Unterricht besucht und Unterrichtsbesuch bekommmen.
  • Ich habe in der Schule Verbotenes (Schwänzen) geandet und Verbotenes (Hunde mitbringen) erlaubt.
  • Ich habe Jive getanzt und Dona Nobis Pacem gesungen.
  • Ich habe alle Termine mit mehr als einer Stunde Anreisezeit abgesagt, obwohl mir das schwer fiel.
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    Farewell

    „(…) Wirklich dankbar bin ich für etwas viel Simpleres: dafür nämlich, dass ich an dieser Schule und in diesem Umfeld tagtäglich, auf Schritt und Tritt und Jahr für Jahr der schnörkellosen Realität, dem prallen, zwiespältigen und widersprüchlichen Leben habe begegnen dürfen. Ich habe mir weder Romane noch Filme, weder Erbauungs- noch Horrorgeschichten „reinziehen“ müssen, um meinen Alltag mit Spannung, Hoffnung, Entsetzen, Entrüstung und Ängsten zu ergänzen. Die ganze unfassbare, unglaublich faszinierende, dürrenmattsche und fellinische Widersprüchlichkeit und farbige Gegensätzlichkeit des Menschen – hier habe ich sie begegnet, im wahrsten Sinne des Wortes erlebt. Genau das entspricht denn auch meinem Menschenbild. Wir sind keine vom Himmel gefallenen Engel, sondern immer auch zoologische Parvenus. (…)“
    – Niklaus Ludi (1944 – 2010) im Jahresbericht der BFF 2008/2009
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    Berufswahlsaison

    Gestern war ich zu einer Veranstaltung eingeladen, um den Beruf der Buchhändler/in vorzustellen. Neben dem meinigen waren auch noch andere Verkaufsberufe mit Fachlehrern, Verbandsleuten und Berufsbildnerinnen vertreten. Dazu erzählten Azubis im letzten Lehrjahr aus ihrem Alltag und gaben Tipps für die Bewerbung. In den Pausen hatte jeder Beruf Gelegenheit, seine Unterlagen an einem Marktstand zu präsentieren und zu verteilen.
    Die Harmonie, der ich am Tor zum Emmental in der Berufswahl begegnete, traf mich unvorbereitet. Es kamen so viele ausgesprochen freundliche Jugendliche mit vorbildlicher Selbsteinschätzung und flankiert von mindestens einem gut vorbereiteten Elternteil. Höchstens zwei Menschen im Publikum konnte ich Migrationshintergrund unterstellen. Ich musste immer mal wieder an Frau Freitag und ihre Berufswahlvorbereitung mit der leidlichen Beteiligung denken. Und ich verstand wieder einmal, weshalb das Emmental wählt, wie es wählt, denn hier kann man schon auf den Gedanken kommen, die Entwicklung sei noch aufzuhalten. (Nur zwei der Azubis, die am Anlass Fragen beantworteten, waren aus der Stadt, auch die Buchhändlerin. Eine trug einen spanischen, die andere einen vietnamesischen Namen.)
    Dass die Berufswahl Saison hat, merke ich auch daran, dass selbst das Kind beim BIZ war. Es wollte erfahren, was ausser dem Gymansium noch zu ihm passen würde? Nach drei Sitzungen gab der Berufsberater seine Empfehlung bekannt:
    1. Buchhändler mit Berfusmatura
    2. Informations- und Dokumentatiosassistent mit Berufsmatura
    Danach: Sozialarbeiter
    Ich glaube, einen grössere Motivation für den Verbleib im Gymnasium gibt es nicht für dieses Kind.