Spickzettel

Wie jeder weiss, gibt es unzählige Möglichkeiten zu spicken. Für Spickzettel strengen ganze Generationen ihre Hirnzellen gegenüber dem Unterrichtsstoff um ein Vielfaches an. Ich habe damit zwar kein moralisches Problem, verzichte aber an dieser Stelle auf ein Ranking der besten Spick-Ideen. Denn das gibt es ja schon in verschiedensten Schülerforen. (Allerdings wüsste ich von keiner Website, auf welcher Lehrer und Lehrerinnen sich dazu äussern, was gute Spickzettel sind. Und das wäre ja eigentlich die Goldgrube.)
Spickzettel sind bekanntlich das Resultat geschlossner Fragen. Sie eignen sich für Definitionen, Jahrzahlen, Formeln, Zitate. Wer Zusammenhänge aufzeigen oder gute Aufsätze schreiben soll, profitiert nur mässig.
Jedenfalls habe ich mich mit einer Klasse richtig amüsiert. Alle meine sechs Klassen schreiben nämlich diese Woche Tests, die Parallelklassen zum gleichen Thema. Bevor ich heute die Tests austeilte, machte mich eine Schülerin darauf aufmerksam, dass auf ihrem Pult ein Spickzettel zu eben diesem Thema stehe, der dann „im Fall“ nicht von ihr sei. Da ich kein Putzmittel zur Hand hatte, habe ich mir den Spicker kurzerhand (zwecks Chancengleichheit) 1:1 an die Tafel diktieren lassen:

LUG: Auskunft: häufigkeit Zeitraum verkauf
WWS: überprüfen Beständ bis Verkauf

Da im Test die Frage:

Worüber gibt die LUG Auskunft? Erklären Sie kurz theoreitsch.

und auch die Frage:

Schreiben sie vier Stichworte zum Vorteil des WWS auf.

vorkamen, war dieser Spickzettel eigentlich ganz gut geplant. Was zeigt, dass ich frage, was ich ankündige, was mir wiederum Lehrerinnenkarmapunkte bringen sollte.

Ach ja, falls noch irgend jemand einen Spickzettel machen möchte, hier die Lösungen:
Mit der LUG ist die Lagerumschlagsgeschwindigkeit gemeint, die darüber Auskunft gibt, wie oft Bücher in einem bestimmten Zeitraum ab Lager verkauft werden. [Mehr.]
Die buchhändlerische Fachliteratur nennt die vollautomatische Warenbewirtschaftung „Warenwirtschaftssystem“, abgekürzt WWS. Vorteile sind die einfachere Bestandesüberprüfung, schnelle Entdeckung von Diebstahl, Statistik darüber, wann was wie oft abgesetzt wurde sowie Effizienz bei der Datenaufnahme. [Mehr.]

4 Gedanken zu „Spickzettel“

  1. Lehrerinnenkarmapunkte gefällt mir. Die Ergebnisse der ‚Unterrichtsberfagung‘ haben eindeutig ergeben, dass ich ebensolche Punkte auf meine Liste setzen kann ;-). Zu Lehrer-Schüler-Spickzettel-Website habe ich kurz gegoogelt, war aber nicht sehr ergiebig. Das wäre tatsächlich DIE Goldgrube.

  2. Ich habe jahrelang geschwankt, ob ich meine Tests mit oder ohne Hilfsmittel durchführen soll. Ohne Hilfsmittel sind Test oftmals reines Abfragen von auswendig Gelerntem und umgehend Vergessenem, sind dagegen Hilfsmittel zugelassen, bereiten sich die Studenten kaum vor und blättern dafür während des Tests permanent in ihren Notizen auf der Suche nach einer ausformulierten Antwort: Anstatt einfach zu überlegen, was die Antwort ist, wird diese in den Unterlagen gesucht. (Ich kenne das auch aus eigener Prüfungserfahrung.)
    Schliesslich haben mich meine Studenten auf das Ei des Kolumbus gebracht: Als einziges Hilfsmittel ist ein handgeschriebender Spickzettel zugelassen. Nicht zuletzt ist das Schreiben eines „Spickers“ die beste Vorbereitung.

  3. Das halte ich auch für eine gute Idee, Christoph! Ich habe das auch schon gemacht. Ausser dass die Feilscherei um die Zettelgrösse dazu geführt haben, dass ich die einzig gültigen Zettel selber schneiden musste, war es eine gute Methode, ich sollte das wieder mal machen.
    Lange Prüfungen, wie z.B. Abschlussprüfungen, machen wir mit dem Arbeitsbuch und allen Wörterbüchern. Das funktioniert recht gut, weil die Fragestellungen sehr offen sind sie von einem selbst gewählten Beispiel ausgehend vertiefen müssen.

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