Tischgespräch [26]

Mutter:
Ich finde, wir sollten uns weniger aufregen über die Verschleierten, so einfach dürfen wir doch nicht zu provozieren sein! Wir sollten das lockerer nehmen, ganz anders anschauen, wie kleine Kinder halt. Oder in die Mode einfliessen lassen, die Verschleierung übernehmen? Das wäre doch auch etwas für die Metrosexuellen?
Vater:
Ja, ein feines diagnoales Streiflein auf schönem Stoff über zarten Männerhäuptern. Firmen wären viel freier als beim klassischen Anzug, ihre Firmenfarbe ins ganze Tenue einfliessen zu lassen. Polizisten würde man in straffes Blau einschleiern, das Personal von Bernmobil in Weinrot. Die könnten bestimmt auch vom Gesichtsschleier profitieren, dann können sie fahren wie sie wollen.
Die Männer würden die falsche Frau küssen und sich in den Polizisten mit dem schönen blau-weissen Tschador verlieben.
Kind:
Und die Sportler-Tenues, alles in Schleier. Puma-Schleier, Nike-Schleier, das würde doch passen. Und YB-Schleier mit der Dreizehn und Schwegler drauf.
Vater:
Ja, ihr habt mich überzeugt, ich begrüsse den Schleierzwang für alle und für Hunde. Ich kann diese sabbernden Hundegesichter in der Stadt nicht mehr sehen, ein Schleier wäre eine Wohltat.
Kind:
Aber Diebe könnten profitieren, je nach Schleier würde man sie kaum noch sehen.
Vater:
Genau, Tarnschleier für die Armee. Streifen kann man ja aufnähen.
Kind:
Und die Punks! Sie bräuchten eine Extra-Vorrichtung für ihren Irokes.
Vater:
Die bekommen einen Reissverschluss. Aber was ist mit den anderen? Sollen die Juden ihr Chäppli drunter oder drüber tragen? Und die Christen das Kreuz?
Kind:
Schreibt doch einen Leserbrief!
Mutter:
Genau. Das ist eine gute Grundlage für die nächste Toleranz-Debatte.

8 Gedanken zu „Tischgespräch [26]“

  1. Mensch, ihr kommt ja auf Ideen *ggg“. Heute würde ich mich und meinen Golfbag verschleiern, meine Bälle flögen so anonym sicher wunderbar…

  2. Ou, ja! Ein Schleier- und Sabberverbot für alle Hunde in der Stadt, in der Agglo und auf dem Land, in den Bergen, am Nordseestrand, im Coiffeursalon, im ÖV, flächendeckend halt.

  3. WEBA: ich werd’s ausrichten, vielleicht gründet ihr zwei einen Hundeschleier-Verein? Vielleicht reicht es auch, wenn ihr einen Unterausschuss bilden im Maulkorb-für-Hunde-Verein, den es bestimmt schon gibt.

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