Eine Kollegin wollte Anfang Woche etwas von mir. Etwas, was nichts mit der Schule zu tun hatte, nämlich Beratung zum Thema Usability von Websites. Dann wollte sie, dass ich die Navigation für eine Website mit Warenkorb entwerfe, die sie als Hobby betreiben würde. Ich mache derlei seit vielen Jahren, ich bin – auch wenn man das diesem Weblog nicht ansieht und das ist ja gerade das Erholsame daran – in diesen Dingen bewandert genug, um Aufträge zu bekommen und habe ihr meinen Preis genannt. Darauf hin ist sie ziemlich aggressiv geworden. Und ich habe pariert. Mit den üblichen Argumenten, die zu brauchen mir allerdings im Kopierräumchen ungewohnt waren. Argumentiert habe ich z.B. damit, dass wohl niemand auf die Idee kommen würde, einer Musikerin vorzuwerfen, dass sie in der Zeit, in der sie übt, auch ein Dach über dem Kopf haben muss? Und dass sie auch bedenken muss, dass sie einmal ein neues Instrument braucht. Und dass sie das im Preis für ihren Auftritt einrechnet. Es sind nicht alle Lehrerinnen und Lehrer und können auf eine (wenn auch unterschiedlich gute) Infrastruktur zurückgreifen. Ich bin sehr sachlich geblieben, war aber trotzdem ziemlich frustriert nach den Schimpftiraden als Reaktion auf meine mangelhafte kostenlose Kooperation (O-Ton: „heute ist das Kollegentum nichts mehr wert, heute geht alles bachab und wenn man etwas will, muss man es selber lernen, den Rest kann kein Mensch bezahlen“).
Heute ist die Kollegin zu mir gekommen und hat mir gesagt, sie hätte lange darüber nachgedacht und könne mich nun verstehen. Das sind Erfolge, wie ich sie nur in der Schule erlebe. Und es muss ja nicht immer eine Entschuldigung sein.
„Das sind Erfolge, wie ich sie nur in der Schule erlebe.“ Warum wohl nur dort? Liegt das an Eigenschaften der Lehrer, oder wäre das in jeder anderen Kollegengruppe uach möglich?
– Ich werde auch gerne um Hilfe gebeten. Kleinere Sachen mache ich ja auch. Um richtig große bin ich lange nicht mehr gebeten worden, aber du hast natürlich recht gehabt mit deinem Verhalten.
– Nett ist noch am Lehrersein, dass man einen Haufen Leute mit viel Wissen und Interessen hat. Braucht man einen, der einem einen Tipp zu Mundharmonikas gibt, findet man einen; einen Pokerspieler, findet man; jemand, der was über das spanische Königshaus weiß, gibt’s alles.
Du hast Recht, eigentlich ist es positiv. Mit Erfolg habe ich Positives wie Negatives gemeint. Dass jemand lange nachdenkt und dann nochmal wegen einem Konflikt daher kommt, passiert in Unternehmen selten. Dafür bleibt man dort sachlicher, wenn man etwas von jemandem will, das nicht im Gerigsten in dessen Pflichtenheft steht. Was mich echt und ehrlich nervt, ist der Geiz vieler (nicht aller!) Kolleginnen und Kollegen. Und zwar als Buchhändlerin wie als Lehrerin nervt mich das. Aber das gäbe einen eigenen Eintrag und ich könnte mich im Lehrerzimmer kaum mehr blicken lassen 😉 Habe eine Kolumne in unsere Schulzeitung geschrieben, die etwas in der Richtung geht und schon jetzt Bammel vor dem Erscheinungstermin.
Ach ja, der Geiz. Ich weiß noch, wo die Kollegin fünf oder sechs Kopien einer CD gebrannt haben wollte, um sie als Weihnachtsgeschenke zu verteilen. Das ist rechtlich vielleicht noch in Ordnung (wenn das Original vorhanden ist, kein Kopierschutz geknackt wird, und die Kopien tatsächlich an eine kleine Zahl von Freunden gehen), muss aber doch nicht sein.
Oh, darum wurde ich auch schon gebeten, vielleicht sind wir im gleichen Schulhaus? Ich bin die mit dem Fach gleich am Eingang rechts, Lehrerzimmer Nr. 1, mittlere Reihe „META“.